Die Rueckkehr der Templer - Roman
mit niemandem darüber sprechen, selbst nicht mit Hannah, die aus der jetzigen Zeit stammte und die er über alles liebte, denn auch sie konnte nichts daran ändern, dass die Verantwortlichen des Center of Accelerated Particles in Universe and Time – kurz C.A.P.U. T. – nicht bereit waren, ihn und seine Gefährten dorthin zurückkehren zu lassen, wo sie hergekommen waren.
Kaum dass sie die Netze mit den Kelchen und Reliquien ins Boot gehievt hatten, inspizierte Hertzberg die heraufgebrachten Gegenstände mit zitternden Fingern. Nicht die Kälte war schuld oder sein nahezu biblisches Alter – vielmehr war es die pure Erregung eines Wissenschaftlers, der etwas ganz Großem auf der Spur zu sein schien. Johan, der als Geros Kampfgenosse und Freund seiner Rückkehr entgegengefiebert |11| hatte, blickte irritiert auf die unglaubliche Menge an Gold und Edelsteinen. Obwohl auch er vor siebenhundert Jahren dabei gewesen war, als man die Schätze in Kisten und Säcken verpackt hierhergebracht hatte, hätte er nicht gedacht, dass sie die lange Zeit nahezu unbeschadet überstanden hatten.
Johan, der wie Gero vor acht Monaten mit einem aufgefundenen Timeserver aus einer noch entfernteren Zukunft in diese Welt transferiert worden war, beobachtete das Treiben des Alten, während der General seinen Männern in den Nachbarbooten eilige Befehle zurief und dabei das Boot gefährlich ins Schwanken brachte.
Das stark vernarbte Gesicht des rothaarigen Ritters, das von einer Verbrennung mit flüssigem Pech herrührte, zeigte im Schein des künstlichen Lichts kaum eine Regung. Dabei interessierte ihn weit weniger die Hektik des Generals als vielmehr die Gier in Hertzbergs braunen Augen. Johan warf seinem deutschen Kameraden einen schrägen Blick zu. Gero fing die Anklage darin auf, nachdem er sich, von seiner Tauchmaske befreit, neben Johan auf den Rand des Schlauchbootes gesetzt hatte. Der Sohn eines flämischen Grafen hatte die ganze Aktion von Beginn an missbilligt. In seinen Augen war Geros Verhalten Verrat. Ganz gleich, wie lange die Besitztümer des Ordens dort unten gelegen hatten, sie gehörten den Templern, und niemand sonst war berechtigt, sich an ihnen zu vergreifen. Diese Ansicht hatte Johan ihm unmissverständlich klargemacht, noch bevor Gero der Einsatz befohlen worden war. Aber auch er sah ein, dass sie weder mit ihrer Lebenserfahrung noch mit ihrer Kampfkraft etwas dagegen hatten ausrichten können. Wohlwollen und Entgegenkommen waren im Moment das Einzige, das ihnen blieb, um darauf zu hoffen, dass Hertzberg und seine Leute endlich ihr Versprechen einlösten und ihnen irgendwo, fernab von jedem wissenschaftlichen Labor, ein freies Leben ermöglichten.
Der General hatte unterdessen befohlen, den Motor anzuwerfen, um so schnell wie möglich zum Ufer zurückzukehren.
Hertzberg konnte es nicht abwarten, an den malerischen Sandstrand zu gelangen, der silbern im Mondlicht schimmerte. Während das Boot beinahe lautlos über die Wasseroberfläche glitt, spülte er einen der vielen Kelche mit Seewasser und betrachtete ihn eingehend im Lichtkegel seiner Forschungsleuchte.
|12| Nach einem Moment des Innehaltens hielt er Gero den Kelch hin und sah ihn auffordernd an. »Hast du eine Ahnung, was das da am Boden bedeuten könnte?«
Gero löste eine Hand von den Stricken, die den Rand des Bootes umgaben und an denen er sich während der Fahrt festhielt. Zögernd nahm er das uralte Artefakt in die Hand, immer noch von Ehrfurcht erfüllt, und schaute hinein.
Am Grund des Kelches schimmerte ein in Gold eingefasster, grünlicher Stein, der von eingravierten, rätselhaften Ornamenten umgeben war.
Plötzlich schwindelte ihn. Hatte er zunächst noch geglaubt, das schwankende Boot trage die Schuld, so musste er bei langsam werdender Fahrt erkennen, dass anscheinend eine höhere Macht von seinem Bewusstsein Besitz ergriff, was ihn offensichtlich in die Lage versetzte, in den willkürlich aufleuchtenden Ornamenten einen Sinn zu erkennen. Bei intensiver Betrachtung formierten sie sich zu einem dreidimensionalen Bild, das frei im Raum stehende griechische Buchstaben sichtbar machte, die eine Inschrift verrieten: »Siehe, dies ist der Kelch Jehudas«, stand dort geschrieben, »finde die Steintafeln des Moses – und die Welt wird Deinen Gesetzen folgen.«
Plötzlich erschienen am Grund des Kelches eine felsige Wüstenlandschaft mit hohen Bergen und ein Kloster auf einem Hügel. Es war heiß, und der Wind fegte den Sand durch die
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