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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Dadurch wäre der Fluß bald wieder gestiegen. Die Bemühungen zweier Tage brachten uns vielleicht zehn Stunden ein. Ab und zu tauchten um das Gräberland große Fährten auf, die bald wieder unter dem Schnee verschwanden. Obwohl sich der Himmel klärte, wurde die Luft immer kälter. Weder schmolz der Schnee, noch verkrustete er. Dafür sorgten die Unterworfenen. Ein Ostwind wirbelte den Schnee ständig auf.
Case kam zu mir und sagte: »Die Lady will Euch sehen, Sir. Sofort.« Ich beendete ein Dreimannspiel Tonk mit Goblin und Einauge. Sosehr hatten sich die Dinge beruhigt - vom Verstreichen der Zeit einmal abgesehen. »Sir«, sagte Case, als wir uns aus der Hörweite der anderen entfernt hatten, »seid vorsichtig.«
»Hmm?«
    »Sie ist in einer ganz finsteren Stimmung.«
»Danke.« Ich beeilte mich nicht besonders. Meine eigene Stimmung war finster genug. Sie mußte sich nicht auch noch an ihrer mästen. Ihr Quartier war neu eingerichtet worden, Teppiche waren ausgelegt worden. Gobelins hingen an den Wänden. Vor dem Kamin stand eine Art kleiner Tisch; im Kamin brannte ein behaglich knisterndes Feuer. Das Ganze machte einen gewollten Eindruck. Den eines Zuhauses, wie wir es uns erträumen, anstelle dessen, wie es wirklich ist. Sie saß auf dem Sofa. »Setz dich zu mir«, sagte sie, ohne sich umzublicken, um zu sehen, wer hereingekommen war.
Ich wollte mir einen Stuhl heranholen. »Nein. Hier neben mich.« Also setzte ich mich auf das Sofa.
»Was gibt es?«
Ihre Augen blickten in die Ferne. Ihr Gesicht verriet ihre innere Qual. »Ich habe mich entschieden.«
»Ja?« Ich wartete unruhig, weil ich nicht wußte, was sie meinte. »Die Möglichkeiten haben sich weiter verringert. Ich kann mich jetzt ergeben und eine weitere Unterworfene werden.«
Diese Strafe war weniger grausig, als ich befürchtet hatte. »Oder?« »Oder ich kann kämpfen. Einen Kampf, der nicht gewonnen werden kann. Oder nur dadurch gewonnen werden kann, indem er verloren wird.« »Wenn du nicht gewinnen kannst, warum solltest du dann kämpfen?« Jemanden aus der Schar hätte ich das nicht gefragt. Bei meinen Brüdern hätte ich die Antwort gekannt. Ihre Antwort war nicht unsere Antwort. »Weil der Ausgang noch beeinflußt werden kann. Ich kann nicht gewinnen. Aber ich kann entscheiden, wer gewinnt.« »Oder zumindest sicherstellen, daß er nicht gewinnt?« Ein langsames Nicken.
Ihre düstere Stimmung wurde mir allmählich verständlich. Ich habe dergleichen schon auf dem Schlachtfeld bei Männern gesehen, die eine Aufgabe vor sich haben, die sich wahrscheinlich als tödlich erweisen wird, die jedoch getan werden muß, damit nicht andere vernichtet werden.
Um meine Reaktion zu verbergen, rutschte ich vom Sofa herunter und legte drei kleine Scheite auf das Feuer. Wenn unsere Stimmung nicht gewesen wäre, dann hätte es mir hier in der Wärme gefallen können, den Flammen zuzusehen. Was wir auch eine Weile taten. Ich spürte, daß ich jetzt nichts sagen sollte. »Bei Sonnenaufgang fängt es an«, sagte sie schließlich.
    »Was?«
»Der letzte Kampf. Lach mich nur aus, Croaker. Ich werde versuchen, einen Schatten zu töten. Ohne Hoffnung, selbst zu überleben.« Lachen? Niemals. Bewundern. Achten. Immer noch meine Feindin, die letzten Endes nicht fähig war, den letzten Funken des Lichtes in sich selbst auszulöschen und dadurch auf andere Weise zu sterben.
Die ganze Zeit saß sie aufrecht da und hatte die Hände im Schoß gefaltet. Sie starrte ins Feuer, als ob sie davon überzeugt wäre, daß es irgendwann die Antwort auf ein Geheimnis enthüllen würde. Sie begann zu zittern. Diese Frau, für die der Tod solch verzehrenden Schrecken bereithielt, hatte den Tod der Unterwerfung vorgezogen.
Was bedeutete dies für mein Selbstvertrauen? Nichts Gutes. Gar nichts Gutes. Ich hätte mich vielleicht besser gefühlt, wenn ich das Bild gesehen hätte, das sich ihr offenbarte. Aber darüber sprach sie nicht.
Mit sehr leiser, zaghafter Stimme fragte sie: »Croaker? Nimmst du mich in den Arm?« Was? Das sagte ich nicht, aber ganz sicher dachte ich es. Ich sagte gar nichts. Unbeholfen und unsicher tat ich das, worum sie mich bat. Dann weinte sie leise und still an meiner Schulter und zitterte wie ein junges Kaninchen in der Falle.
Es dauerte lange, bis sie wieder etwas sagte. Ich wartete. »Das hat niemand mehr getan, seit ich ein kleines Kind war. Meine Amme…« Wieder langes Schweigen.
»Ich habe noch nie einen Freund gehabt.« Ein weiteres langes Schweigen.
»Ich

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