Die Rückkehr des Bösen
deines Sohnes. Alles, was recht ist. Sie hat dich nie betrogen.« Zumindest teilten sie die Hoffnung miteinander, die in der Seidenkarte lag. Für sie war es schwer, nur zu warten und nichts von seinen Fortschritten zu erfahren, und nur zu wissen, daß vier Jahrzehnte keinerlei greifbare Ergebnisse gezeitigt hatten.
Die Türglocke läutete. Bomanz schlüpfte in seine Krämerrolle. Er schlurfte als fetter kahlköpfiger kleiner Mann nach vorne, die blaugeäderten Hände vor der Brust gefaltet. »Tokar.« Er verneigte sich. »Ich hatte dich nicht so früh erwartet.« Tokar war ein Händler aus Oar, der mit Bomanz’ Sohn befreundet war. Er legte eine grobschlächtige, ehrliche, sorglose Art an den Tag, die Bomanz, wie er sich einredete, als die seinige aus früheren Tagen wiedererkannte. »Ich hatte auch gar nicht vorgehabt, so rasch wieder zurück zu sein, Bo. Aber Antiquitäten sind im Moment der Renner. Absolut unbegreiflich.« »Du möchtest eine weitere Lieferung? Jetzt schon? Du räumst mir noch das ganze Geschäft aus.« Ungesagt blieb die stumme Klage: Bomanz, das bedeutet, daß du aufstocken mußt. Zeit, die deiner Forschungsarbeit verloren geht. »Dieses Jahr ist die Unterdrückung der letzte Schrei. Nun vergiß mal den Kleinkram, Bo. Geh doch mal richtig in die Vollen, wie man so sagt. Nächstes Jahr ist der Markt vielleicht so tot wie die Unterworfenen.«
»Sie sind nicht… Vielleicht werde ich zu alt dafür, Tokar. An dem Gekabbel mit Besand habe ich keinen Spaß mehr. Verflucht. Vor zehn Jahren habe ich es noch darauf angelegt. Ein anständiger Streit war gut gegen die Langeweile. Mich macht auch die Buddelei fertig. Ich bin ausgebrannt. Ich will nur noch auf der Türschwelle sitzen und zusehen, wie das Leben an mir vorbeizieht.« Während er so dahinplapperte, holte Bomanz seine besten antiken Schwerter hervor, Rüstungsteile, Soldatenamulette und einen fast vollständig erhaltenen Schild. Einen Kasten mit Pfeilspitzen, der mit Rosen verziert war. Zwei breitklingige Wurfspieße, deren alte Spitzen an imitierten Schäften befestigt worden waren. »Ich kann dir ein paar Leute vorbeischicken. Zeig ihnen, wo sie graben sollen. Ich würde dir dafür eine Kommissionsgebühr zahlen. Du müßtest überhaupt nichts tun. Das ist eine wirklich feine Axt, Bo. Aus der TelleKurre-Zeit? Ich könnte ganze Wagenladungen von TelleKurre- Waffen loswerden.«
»Eigentlich UchiTelle.« Sein Magengeschwür begann ihn zu zwicken. »Nein. Ich brauche keine Hilfskräfte.« Das fehlte gerade noch. Eine Bande junger Hüpf er, die ihm auf der Pelle hockte, während er seine Geländeberechnungen anstellte. »War nur ein Vorschlag.«
»Schon recht. Nimm’s nicht persönlich. Jasmine hat mir heute im Nacken gesessen.« Leise fragte Tokar: »Hast du irgendwas gefunden, das mit den Unterworfenen zusammenhängt?«
Mit gespieltem Schrecken und jahrzehntelanger Übung wehrte Bomanz den Vorstoß ab.
»Den Unterworfenen? Sehe ich aus wie ein Narr? Selbst wenn ich es am Wachwart vorbeischaffen könnte, würde ich es nicht anrühren.« Tokar setzte ein verschwörerisches Lächeln auf.»Sicher. Wir wollen doch die Ewige Garde nicht verärgern. Trotzdem… gibt es einen Mann in Oar, der für alles, was einem der Unterworfenen zugeordnet werden könnte, sehr gut bezahlen würde. Er würde seine Seele für etwas verkaufen, das der Lady gehört hat. Er ist in sie verliebt.« »Dafür war sie wohlbekannt.« Bomanz wich dem Blick des jüngeren Mannes aus. Wieviel hatte Stance verraten? War dies hier eines von Besands Vorstößen? Je älter Bomanz wurde, desto weniger Spaß hatte er an diesem Spiel. Seine Nerven hielten dieses Doppelleben nicht mehr lange aus. Fast wollte er schon gestehen, nur um alles loszuwerden. Verdammt noch mal, nein! Er hatte viel zu viel investiert. Siebenunddreißig Jahre. In jeder freien Minute gegraben und gewühlt. Geschlichen und betrogen. In der elendesten Armut verbracht. Nein. Er würde nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht, wenn er so nahe dran war. »Auf meine Art liebe ich sie auch«, räumte er ein. »Aber deshalb habe ich meinen Verstand nicht weggeworfen. Wenn ich etwas fände, würde ich nach Besand brüllen. Und zwar so laut, daß du es in Oar hören würdest.«
»Schon recht. Ganz wie du meinst.« Tokar grinste. »Genug der Spannung.« Er holte eine Ledertasche hervor. »Briefe von Stancil.« Bomanz riß die Tasche an sich. »Seit du das letzte Mal hier warst, habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Kann ich
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