Die Rückkehr Des Bösen
zusammengearbeitet, kannte Terese Medina jedoch vom Hörensagen. Falls der Mörder etwas zurückgelassen hatte – sie würde es mit Sicherheit finden.
„Der Typ hat gesagt, er wäre förmlich mit dem Täter zusammengestoßen“, las Kasab von seinen Kritzeleien ab.
„Wie bitte?“
Kasab hörte auf, in seinen Notizen zu blättern und richtete seinen Blick auf Pakula. „Er meint, er sei mit dem TV kollidiert, als der aus der Toilette kam.“
Pakula verzog das Gesicht. Was sollte denn diese dämliche Abkürzung für Tatverdächtiger? „Hat der Mann vielleicht auch einen Namen?“
„Der, mit dem er zusammengestoßen ist?“
„Der Zeuge!“ Pakula schüttelte fassungslos den Kopf, verkniff sich aber jede weitere Bemerkung. „Der, der die Leiche gefunden hat!“
„Ach so, klar.“ Wieder begann Kasab zu blättern. „Der heißt Scott ...“ Er hatte Schwierigkeiten, seine eigene Schrift zu entziffern. „Linquist. Ich habe seine Telefonnummern, dienstlich und privat, Handynummer und Anschrift.“ Er tippte auf die Heftseite und grinste, als sei damit alles geklärt.
„Gibt es zufällig auch eine Beschreibung?“
„Von diesem Linquist?“
„Nein, verdammt! Von dem mutmaßlichen Mörder!“
Kasab verzog zerknirscht das Gesicht und blätterte weiter. Offensichtlich war das seine Lieblingsbeschäftigung. Endlich schien er gefunden zu haben, was er suchte. „Klar, hier ist sie.“
Pakula rieb sich die Augen, um seine Ungeduld und die Müdigkeit abzuschütteln.
„Laut Zeugenaussage ist der TV jung und etwa einsachtzig groß. Er soll ausgewaschene Jeans und eine Baseballcap getragen haben. Linquist hat angegeben, der Bengel sei direkt in ihn reingerannt. Er hat’s wohl eilig gehabt, war auf dem Weg nach draußen, und zwar genau in dem Augenblick, als Linquist reinkam. Dann sah der Zeuge die Leiche und das ganze Blut auf dem Fußboden. Er machte sich auf den Weg, um Hilfe zu holen. Als er aus der Toilette kam, war der Bengel bereits weg.“
„Bengel? Wie alt war er denn?“ Pakula hatte Zweifel, dass es sich um den Täter handelte. Vermutlich eher um einen Jugendlichen, der unter Schock stand oder nicht in die Sache hineingezogen werden wollte. Gut möglich, dass er vielleicht Schiss hatte, man könne ihm die Tat anhängen.
„Dazu konnte er keine genauen Angaben machen“, gestand Kasab, ohne von seinen Notizen aufzusehen. „Ach ja, hier steht’s. Er hat ausgesagt, dass er das Gesicht des Jungen nicht habe sehen können.“
„Woher will er dann wissen, dass es ein junger Kerl war?“
Kasab musterte Pakula, als wolle er sich versichern, dass das keine Fangfrage war, um ihn auf die Probe zu stellen. „Aufgrund seiner ganzen Art... und seiner Statur, schätze ich mal.“
Na toll! dachte Pakula. Jetzt verlegt sich dieser Anfänger auch noch aufs Raten. Wirklich erstklassige Polizeiarbeit. Am liebsten hätte er sich seine nicht vorhandenen Haare gerauft, doch stattdessen wandte er sich zu Terese Medina um. Sie war jetzt über die Leiche gebeugt und zupfte mit der Pinzette etwas vom Polohemd des Toten. Vielleicht hatten sie ja Glück, und sie entdeckte irgendeine interessante Hinterlassenschaft. Etwas in dieser Art jedenfalls könnte er jetzt gut brauchen, damit seine Stimmung nicht vollständig in den Keller sackte. Genau in diesem Moment hielt Medina die Pinzette hoch und betrachtete mit höchster Konzentration etwas.
„Ist ja komisch“, murmelte sie.
„Was haben Sie denn da?“ erkundigte sich Pakula und machte einen Schritt auf die Beamtin zu, die den Krümel in eine Plastiktüte steckte und dann einen zweiten vom Polohemd des Monsignore zupfte.
„Ich kann mich natürlich irren“, sagte sie und hielt sich die Spitze der Pinzette vorsichtig unter die Nase. „Aber es sieht mir ganz nach Brotresten aus.“
Ehe Pakula etwas erwidern konnte, meldete sich sein Handy mit einem Gebimmel wie von einem ganzen Glockenturm. Er hätte sich das verdammte Ding nicht von seiner Tochter Angie programmieren lassen sollen, dachte er. Aber im Gegensatz zu ihr war er kein Technikfreak und hatte nicht die geringste Ahnung, wie man einen anderen Klingelton einstellte. Er riss sich das Telefon vom Gürtel und war nach dem zweiten Klingeln dran – seine neue persönliche Bestzeit.
„Pakula!“ meldete er sich, doch als Antwort bekam er nichts als Rauschen. „Augenblick!“ Er machte ein paar Schritte in die Halle hinaus, in der Hoffnung, ein stärkeres Signal zu bekommen. „Ich höre.“
„Pakula?
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