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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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dieses Wochenende in Connecticut zu verbringen. Sie war kurz davor gewesen, ihren neuen Stiefbruder Patrick anzurufen und ihm vorzuschlagen, etwas zusammen zu unternehmen. Aber dann hatte sie doch befürchtet, er könne sich vielleicht zu sehr bedrängt fühlen, und es gelassen. Außerdem hatte er bestimmt seine eigenen Pläne, und die drehten sich sicherlich nicht um eine Schwester, von der er erst seit einem knappen Jahr wusste. Nein, Patrick brauchte Zeit, um sich an seine neue Familie zu gewöhnen. Er würde sich schon bei ihr melden, wenn er soweit war.
    Patrick war allerdings nicht der einzige Grund, weshalb sie die Idee gehabt hatte, nach Connecticut zu fahren. Natürlich hätte sie wirklich gern Adam Bonzado wieder gesehen. Nun bot sich ihr eine ideale Gelegenheit dazu. Allerdings ließ sie der Gedanke an vier, ach was, acht Stunden Autofahrt mit Julia Racine erschaudern.

8. KAPITEL
    23:50 Uhr
    Venezuela
    Er drehte die Vivaldimusik, die aus seinem billigenRadiorekorder tönte, auf volle Lautstärke und zerklatschte einen Moskito. Das Biest hatte ihn voll erwischt. Er verschmierte das Blut, sein Blut wohlgemerkt, auf seiner Haut, die ihm schon beinahe vorkam wie die eines blatternarbigen Leprakranken. Vater Michael Keller hatte gelernt, das permanente Jucken zu ignorieren, genauso wie er sich daran gewöhnt hatte, ständig in Schweiß gebadet zu sein, selbst nach seiner abendlichen Dusche. Er konzentrierte sich ganz auf die wenigen Freuden, auf die man sich immer verlassen konnte, wie beispielsweise Vivaldi. Mit geschlossenen Augen genoss er die Streicherklänge, hier triumphierte wahrhaftig der Geist über die Materie!
    Jeden Abend zelebrierte er das gleiche Ritual. Er entzündete einige Citronellakerzen zur Abwehr der Moskitos und sah nach dem Teekessel auf der Herdplatte. Sein weißes Hemd, das eine der Frauen aus dem Dorf gewaschen und gebügelt hatte, klebte ihm am Rücken. Er spürte, wie ihm der Schweiß den Brustkorb herunter rann, freute sich aber dennoch auf seine allabendliche Tasse heißen Tees. Heute entschied er sich für Kamille aus dem Paket, das ihm jemand geschickt hatte, den er über das Internet kennen gelernt hatte. War das eine Überraschung gewesen, dieser Karton gefüllt mit verschiedenen Teesorten, marmeladegefüllten Keksen und Mürbeteigplätzchen! Er hatte alles fein säuberlich portioniert und sich eingeteilt, um möglichst lange etwas davon zu haben – nicht nur von den Köstlichkeiten selbst, sondern auch von der Vorstellung, dass ihm jemand, den er persönlich nie kennen gelernt hatte, ein so wunderbares Geschenk machte.
    Er gab eine exakt bemessene Menge Teeblätter in das kugelförmige Sieb der Teezange, tauchte sie in das siedende Wasser, deckte den Becher ab und ließ den Sud ziehen. Dann hob er den Deckel leicht an, sodass ihm der Dampf ins Gesicht stieg und er das köstliche Aroma einatmen konnte. Er zog die Teezange wieder heraus und tippte mehrmals sacht mit dem Sieb gegen den Becherrand, damit es auch noch den letzten Tropfen preisgab.
    Ein Moskito, der sich auch von dem Citronelladuft nicht abhalten ließ, sirrte um seinen Kopf. Draußen ging ein nächtlicher Schauer nieder, der die drückende Hitze in feuchte Schwüle verwandelte. Keller aber lehnte sich behaglich zurück mit seinem Tee und seiner Musik, und für einen kurzen Moment fühlte er sich beinahe wie im Himmel.
    Er hatte kaum die erste Tasse geleert, als ein von draußen kommendes Geräusch ihn aufhorchen ließ. Er setzte sich auf und wartete auf ein Klopfen. Doch an der Tür blieb es still. Sonderbar. Dass man ihn um diese nachtschlafende Zeit brauchte, war eher ungewöhnlich, und ohne Einladung besuchte ihn auch niemand. Die Leute achteten seine Privatsphäre und entschuldigten sich sogar, wenn sie ihn zu einem Notfall rufen mussten.
    Vielleicht war es bloß der Wind gewesen. Vater Keller ließ sich wieder zurücksinken und lauschte dem Regen, der leise und sanft auf das Blechdach pladderte. Und auf einmal fiel ihm auf, dass sich kein Windhauch regte.
    Er stellte die Teetasse ab und stand auf, hielt dann aber einen Moment inne, weil er ein leichtes Schwindelgefühl spürte. Die Hitze. Langsam ging er auf die Tür zu, und dort angekommen lauschte er, ob sich nicht vielleicht doch jemand draußen befand. Albern, dachte er, du bist doch nicht paranoid! Nein, nicht paranoid, vorsichtig. Auch etwas, das er hatte lernen müssen – notgedrungen.
    Er entriegelte die Tür und zog sie mit solchem Schwung auf,

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