Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
sie ihm lächelnd. Ihr Lächeln erinnerte ihn an seine Mutter. »Noch hungriger, als ich erwartete, wie man mir sagte, aber um so besser. Ich wurde darüber aufgeklärt, daß Ihr Euch bemüht, die Vorratskammern leerzuessen. Glaubt mir, wenn ich Euch versichere: Wir werden dafür sorgen, daß Ihr alle Lebensmittel bekommt, die Ihr benötigt. Ihr müßt keine Angst haben, daß Ihr auch nur eine Mahlzeit verpaßt, bevor Ihr völlig gesund seid.«
    Er grinste sie auf die Art an, die er immer bei seiner Mutter benützt hatte, wenn er wollte, daß sie ihm unbedingt glaubte. »Ich weiß das zu schätzen. Und ich fühle mich auch viel besser. Ich denke, heute nachmittag sehe ich mich ein wenig in der Stadt um. Falls Ihr nichts dagegen habt, natürlich. Vielleicht besuche ich am Abend noch eine Schenke. Es gibt nichts Besseres als die Gespräche im Schankraum, um jemanden aufzumuntern.«
    Er glaubte, ihre Lippen zucken zu sehen. Beinahe hätte sie noch breiter gelächelt. »Niemand wird versuchen, Euch aufzuhalten, Mat. Aber versucht nicht, die Stadt zu verlassen. Das wird die Wachen aufregen und Euch nichts weiter einbringen, als von ihnen hierher zurückgebracht zu werden.«
    »Das würde ich doch nicht machen, Aes Sedai. Die Amyrlin meinte, ich würde nach wenigen Tagen verhungern, wenn ich die Stadt verließe.«
    Sie nickte, als glaube sie ihm kein Wort. »Natürlich.« Als sie sich von ihm abwandte, fiel ihr Blick auf den Bauernspieß, den er vom Übungsgelände mitgebracht und in eine Zimmerecke gestellt hatte. »Ihr müßt Euch nicht vor uns schützen, Mat. Ihr seid hier so sicher, wie es nur geht. Bestimmt sicherer als außerhalb.«
    »Ach, das weiß ich doch, Aes Sedai. Das weiß ich.« Nachdem sie gegangen war, sah er die Tür finster an und fragte sich, ob er wirklich überzeugend auf sie gewirkt habe.
    Es war schon eher Abend als Nachmittag, da verließ er sein Zimmer zum, wie er hoffte, allerletzten Mal. Der Himmel färbte sich purpurn, und die Wolken im Westen strahlten in allen möglichen Rottönen. Als er seinen Umhang angelegt hatte und die große Ledertasche umhängte, die er bei seinem früheren ›Ausflug‹ gefunden hatte - vollgestopft mit dem Brot, Käse und Obst, die er sich erschwindelt hatte -, sah er in den Spiegel, und da wurde ihm klar, daß er seine Absicht so nicht verbergen konnte. Er schnappte sich eine Decke vom Bett, rollte seine Kleider hinein und hängte sich das Ganze auch noch über die Schulter. Der Bauernspieß erfüllte auch als Wanderstock seinen Zweck. Er ließ nichts zurück. Seine kleineren Besitztümer steckten in den Manteltaschen, und in der Gürteltasche steckte das Allerwichtigste: das Dokument der Amyrlin. Elaynes Brief. Und seine Würfelbecher.
    Er sah einige Aes Sedai, als er aus der Burg hinausmarschierte, und ein paar davon bemerkten ihn ebenfalls, doch sie hoben höchstens erstaunt eine Augenbraue, sprachen ihn aber nicht an. Eine davon war Anaiya. Sie lächelte ihn amüsiert an und schüttelte leicht mißbilligend den Kopf. Er antwortete mit einem Achselzucken und dem schuldbewußtesten Grinsen, das er fertigbrachte. Sie ging schweigend weiter und schüttelte dabei noch mal den Kopf. Die Wachen am Eingang der Burg blickten ihm lediglich nach.
    Erst als er den großen Vorplatz überquert hatte und durch die Straßen der Stadt schlenderte, kam in ihm ein Gefühl der Erleichterung auf. Und des Triumphs. Wenn du nicht verbergen kannst, was du vorhast, dann übertreibe so, daß dich die anderen für einen Narren halten. Dann stehen sie lediglich herum und warten darauf, daß du auf die Schnauze fällst. Diese Aes Sedai warten bestimmt darauf, daß ich von den Wachen zurückgebracht werde. Wenn ich am Morgen noch nicht zurück bin, werden sie zu suchen beginnen. Zuerst aber nicht so schrecklich eifrig, weil sie glauben, ich sei irgendwo in der Stadt untergetaucht. Wenn es ihnen
    schließlich klar wird, was ich getan habe, bin ich schon weit genug flußabwärts. Dieses Kaninchen wird einen großen Vorsprung vor den Jagdhunden gewinnen.
    Sein Herz war so leicht wie seit Jahren nicht mehr. Jedenfalls schien es ihm so. Er begann, vor sich hin zu summen: ›Wir sind wieder auf der Walz‹, und richtete seine Schritte auf den Hafen, von wo aus Schiffe nach Tear hinuntersegeln würden. Sie liefen natürlich all die vielen Dörfer und Städte dazwischen ebenfalls an. Er würde sicher nicht bis Tear fahren. Aringill, wo er sich für den Rest seiner Reise an Land begeben würde, lag

Weitere Kostenlose Bücher