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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ungehalten. »Glaubst du, ich könnte mich in Tear bewegen, ohne daß er es bemerkt? Ich will nicht gegen ihn kämpfen, nicht jetzt, noch nicht Bring mir den Kopf des Mädchens, Comar. Bring mir alle drei Köpfe, oder du wirst mich auf Knien anflehen, deinen Kopf entgegenzunehmen!«
    »Ja, Großer Meister. Es soll geschehen, wie Ihr es wünscht. Ja. Ja.«
    Die Soldaten marschierten mit knirschenden Stiefeln vorbei. Sie blickten nicht zur Seite. Mat wartete nur darauf, daß sie ihm die Rücken zuwandten, und dann sprang er hoch, packte mit beiden Händen den breiten, steinernen Fenstersims und zog sich weit genug hinauf, um durchsehen zu können.
    Er bemerkte den Fransenteppich aus Tarabon kaum, der allein schon eine pralle Börse voll Silber wert war. Einer der breiten, geschnitzten Torflügel schwang gerade zu. Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit einem Brustkorb, der beinahe den grünen, mit Silberstickereien verzierten Seidenmantel gesprengt wäre, sah mit dunkelblauen Augen die geschlossene Tür an. Sein schwarzer Bart war kurzgeschnitten. Am Kinn zog sich ein weißer Streifen hindurch. Alles in allem wirkte er wie ein harter und befehlsgewohnter Mann.
    »Ja, Großer Meister«, sagte er plötzlich, und Mat hätte beinahe seinen Halt am Fenstersims verloren. Er hatte geglaubt, das müsse der Mann mit der tiefen Stimme sein, aber nun vernahm er die unterwürfige Stimme des anderen. Jetzt klang sie wohl nicht mehr unterwürfig, aber es war die gleiche. »Es soll sein, wie Ihr wünscht, Großer Meister«, sagte der Mann in bitterem Tonfall. »Ich werde den drei Schlampen selbst die Köpfe abschneiden. Sobald ich sie finden kann!« Er schritt zur Tür, und Mat ließ sich wieder herunterfallen.
    Einen Augenblick lang kauerte er noch hinter den Rosen. Jemand im Palast wollte, daß Elayne starb, und Egwene und Nynaeve hatte er ganz nebenbei auch im Visier. Was beim Licht wollen sie denn in Tear? Das mußten sie sein.
    Er zog den Brief der Tochter-Erbin aus dem Futter seiner Jacke und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Vielleicht würde ihm Morgase glauben, wenn er ihr den gab. Und einen der Männer konnte er beschreiben. Aber die Zeit des Versteckspiels war vorüber. Der große Bursche konnte bereits nach Tear unterwegs sein, bevor er Morgase fand, und was immer sie dann unternehmen würde - es gäbe keine Garantie, daß man ihn noch aufhalten könne.
    Mat holte tief Luft und zwängte sich um den Preis einiger weniger Kratzer zwischen zwei Rosengattern hindurch. Dann folgte er den Soldaten den Gartenweg entlang. Er hielt Elaynes Brief vor sich, so daß das Siegel mit der goldenen Lilie deutlich sichtbar war, und im Geiste wiederholte er noch einmal, was er genau sagen wollte. Solange er versäumt hatte, sich versteckt zu halten, waren ständig Wachsoldaten aufgetaucht - wie die Pilze nach dem Regen - nun aber schritt er beinahe offen durch den ganzen Garten, ohne auch nur einen einzigen zu Gesicht zu bekommen. Er kam an mehreren Türen vorbei. Es wäre aber nicht gut, den Palast ohne Genehmigung zu betreten. Vielleicht würden die Soldaten zuerst einmal einige unschöne Dinge mit ihm anstellen und anschließend zuhören. Er hatte sich trotzdem gerade dazu entschlossen, eine dieser Türen zu öffnen, da ging sie auch schon von selbst, und ein helmloser junger Offizier mit einem goldenen Knoten auf der Schulter trat heraus.
    Die Hand des Mannes zuckte sofort zum Griff seines Schwertes, und er hatte es bereits einen Fuß breit herausgezogen, als Mat ihm den Brief vor die Nase hielt. »Elayne, die Tochter-Erbin, schickt diesen Brief ihrer Mutter, Königin Morgase, Hauptmann.« Er hielt den Brief so, daß das Liliensiegel nach vorn zeigte.
    Der Blick aus den dunklen Augen des Offiziers zuckte kurz in die eine und dann in die andere Richtung, als wolle er sich vergewissern, daß niemand in der Nähe war. Aber Mat ließ er dabei kaum aus den Augen. »Wie kommt Ihr in diesen Garten?« Er zog sein Schwert nicht weiter heraus, schob es aber auch nicht zurück. »Elber steht am Haupttor. Er ist zwar ein Narr, aber er würde niemanden einfach so im Schloß herumlaufen lassen.«
    »Ein fetter Kerl mit Augen wie eine Ratte?« Mat verfluchte seine lose Zunge, aber der Offizier nickte nur knapp. Er hätte wohl beinahe gelächelt, aber seine Wachsamkeit ließ nicht nach, genausowenig wie sein Mißtrauen. »Er ist wütend geworden, als ich ihm sagte, ich käme aus Tar Valon, und er gab mir überhaupt keine Gelegenheit, den

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