Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Es ist einfach nicht fair.«
    »Verin sagt. Moiraine sagt. Ich weiß, warum die Leute meinen, daß die Aes Sedai alle Marionettenspieler seien. Ich kann schon die Fäden an meinen Armen und Beinen fühlen. Was immer sie entscheiden, wird das Beste für die Weiße Burg sein und nicht das Beste für uns.«
    »Aber du willst doch immer noch Aes Sedai werden, oder?«
    Egwene zögerte, aber ihre Antwort war an sich von vornherein klar: »Ja«, sagte sie. »Das will ich immer noch. Nur so werden wir schließlich in Sicherheit sein. Aber eines sage ich dir: Ich werde nicht zulassen, daß man mich einer Dämpfung unterzieht.« Das war eine neue Idee, die ihr beim Sprechen erst gekommen war, doch es war ihr klar, daß sie nicht gewillt war, das zurückzunehmen. Aufgeben, die Wahre Quelle zu berühren? Sie konnte sie fühlen, auch jetzt. Sie glühte dicht über ihrer Schulter. Ihr Glanz befand sich gerade außerhalb ihrer Sicht. Sie widerstand dem Begehren, danach zu greifen. Aufgeben, mich von der Einen Macht erfüllen zu lassen, mich lebendiger zu fühlen als je zuvor? Niemals! »Nicht, ohne zu kämpfen.«
    Auf der anderen Seite der Wand schwieg Elayne lange. »Wie kannst du das verhindern? Du bist nun vielleicht ebenso stark wie jede von ihnen, aber keine von uns weiß bisher genug darüber, wie man auch nur eine Aes Sedai daran hindert, uns von der Wahren Quelle abzuschirmen. Und hier sind ja nun Dutzende davon.«
    Egwene überlegte. Schließlich sagte sie: »Ich könnte wegrennen. Diesmal wirklich wegrennen.«
    »Sie würden uns verfolgen, Egwene. Ganz sicher.
    Wenn du einmal etwas Talent gezeigt hast, lassen sie dich nicht mehr gehen, bis du genug gelernt hast, daß du dich nicht selber umbringst oder einfach daran stirbst.«
    »Ich bin keine einfache Dorfpomeranze mehr. Ich habe etwas von der Welt gesehen. Ich kann mich von den Aes Sedai fernhalten, wenn ich will.« Sie bemühte sich, nicht nur Elayne, sondern auch sich selbst zu überzeugen. Und was ist, wenn ich doch noch nicht genug weiß? Über die Welt und über die Macht? Was ist, wenn mich der Gebrauch der Macht trotzdem noch umbringen kann? Sie weigerte sich, überhaupt daran zu denken. Ich muß noch soviel lernen. Ich lasse mich nicht von ihnen aufhalten.
    »Vielleicht würde meine Mutter uns beschützen« meinte Elayne, »falls es stimmt, was die Weißmäntel gesagt haben. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal hoffte, so etwas würde sich als die Wahrheit herausstellen. Aber falls es nicht stimmt, wird Mutter uns vielleicht in Ketten zurückschicken. Bringst du mir bei, wie man in einem Dorf lebt?«
    Egwene blinzelte überrascht die Wand an. »Kommst du mit mir? Falls es dazu kommt, meine ich?«
    Längeres Schweigen folgte und dann ein schwaches Flüstern: »Ich will nicht einer Dämpfung unterzogen werden, Egwene. Ich will nicht. Ich werde nicht!«
    Die Tür öffnete sich und schlug mit einem Krachen gegen die Wand. Egwene fuhr vom Bett hoch. Sie hörte von der anderen Seite der Wand her ebenfalls die Tür aufschlagen. Faolain trat in Egwenes Zimmer und lächelte, als ihr Blick das kleine Loch fand. Ähnliche Löcher verbanden die meisten Zimmer der Novizinnen. Jede Frau, die selbst einmal Novizin gewesen war, wußte davon.
    »Hast mit deiner Freundin geflüstert, was?« sagte die lockenköpfige Aufgenommene in überraschend warmem Tonfall. »Es wird halt schon einsam, wenn man allein warten muß. Habt ihr euch nett unterhalten?«
    Egwene öffnete den Mund und schloß ihn dann wieder hastig. Sie konnte einer Aes Sedai antworten, hatte Sheriam gesagt. Niemandem sonst. Sie sah die Aufgenommene gelassen an und wartete.
    Die falsche Zuneigung rann vom Gesicht Faolains wie Wasser von einem Dach. »Auf die Beine. Die Amyrlin darf nicht auf eine wie dich warten. Du hattest Glück, daß ich nicht rechtzeitig kam, um dich zu erwischen. Beweg dich!«
    Von Novizinnen erwartete man, daß sie den Aufgenommenen beinahe genauso prompt gehorchten wie einer Aes Sedai, aber Egwene stand aufreizend langsam auf und nahm sich Zeit, ihr Kleid glattzustreichen. Sie machte einen leichten Knicks vor Faolain und lächelte ein wenig. Als die Aufgenommene ein finsteres Gesicht machte, lächelte Egwene noch mehr, bevor sie sich zusammennahm. Es wäre nicht gut, Faolain zu sehr zu reizen. So stolzierte sie vor der Aufgenommenen aus dem Zimmer und verbarg, daß ihre Knie zitterten.
    Elayne wartete bereits draußen neben der Aufgenommenen mit den Apfelbäckchen. Sie wirkte wild

Weitere Kostenlose Bücher