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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hätten es selbst erlebt. Die Macht als Waffe mißbraucht. Selbst die getrocknete Tinte auf dem Papier schien Hysterie zu verbreiten. »Das macht uns bereits Kopfzerbrechen, Verin, und es wird noch schlimmer, wenn sich die Geschichte weiter herumspricht und dabei immer mehr aufgebauscht wird. Aber ich kann da nichts machen. Man sagte mir, daß diese Leute weg seien, Tochter. Habt Ihr irgendwelche Anzeichen dafür gesehen, daß dies nicht stimmt?« »Also, nein, Mutter, aber... «
    »Bis dahin laßt uns lieber die Hechte aus den Netzen holen, bevor sie noch Löcher in unser Boot nagen.«
    Zögernd schloß Verin das Notizbuch und steckte es hinter ihren Gürtel zurück. »Wie Ihr wünscht, Mutter. Falls ich fragen darf: Was wollt Ihr mit Nynaeve und den anderen beiden Mädchen anfangen?«
    Die Amyrlin zögerte nun und überlegte. »Bevor ich mit ihnen fertig bin, werden sie sich wünschen, sie könnten hinunter zum Fluß gehen und sich als Köder für Fische verkaufen.« Das war die einfache Wahrheit, aber man konnte sie auf mehr als eine Art auslegen. »Jetzt setzt Euch und erzählt mir alles, was die drei in der Zeit bei Euch gesagt und getan haben. Alles!«
     

KAPITEL
13
     

    Bestrafung
    E gwene lag auf dem Bett und starrte die flackernden Schatten an, die ihre einzige Lampe an der Decke tanzen ließ. Sie wünschte sich, irgendwie planen zu können oder wenigstens zu erraten, was weiter zu erwarten sei. Nichts ergab sich. Die Schatten zeigten noch ein vernünftigeres Muster als ihre Gedanken. Sie brachte sich kaum dazu, an Mat zu denken. Ihr Schamgefühl deswegen hielt sich aber in Grenzen. Die Wände erdrückten sie.
    Es war ein kahles, fensterloses Zimmer wie alle Quartiere von Novizinnen, klein, quadratisch und weiß getüncht. An einer Wand waren Haken angebracht, um ihre Besitztümer aufzuhängen. An einer zweiten Wand stand das Bett und an der dritten befand sich ein winziges Regal, wo sie früher ein paar Bücher abgestellt hatte, die aus der Burgbibliothek ausgeliehen waren. Ein Waschtisch und ein dreibeiniger Hocker vervollständigten das Mobiliar. Die Fußbodenbretter waren fast weiß vom vielen Schrubben. Das hatte sie jeden Tag im Knien erledigt, zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben und Unterrichtsstunden. Novizinnen führten ein einfaches Leben, ob sie nun Tochter eines Wirts waren oder die Tochter-Erbin von Andor.
    Sie trug auch wieder das weiße Kleid einer Novizin -selbst Gürtel und Gürteltasche waren weiß -, doch sie konnte sich kaum darüber freuen, das verhaßte Grau endlich los zu sein. Ihr Zimmer war zu sehr zu einer Gefängniszelle geworden. Was, wenn sie mich hier
    weiterhin einsperren? In diesem Zimmer? Wie eine Zelle. Wie ein Halsband und...
    Sie sah die Tür an. Die dunkelhaarige Aufgenommene stand auf der anderen Seite nach wie vor Wache, das wußte sie. Dann rollte sie sich gegen die weißgetünchte Wand. Genau über der Matratze befand sich ein kleines Loch, fast unsichtbar, wenn man nicht wußte, wo man suchen mußte, das von irgendeiner Novizin vor langer Zeit zum nächsten Zimmer durchgebohrt worden war. Egwene zwang sich zum Flüstern.
    »Elayne?« Keine Antwort. »Elayne? Schläfst du?«
    »Wie könnte ich denn schlafen?« kam Elaynes Antwort als schwaches Flüstern durch das Loch. »Ich hatte mir gedacht, daß wir Schwierigkeiten bekommen, aber das habe ich denn doch nicht erwartet. Egwene, was werden sie mit uns machen?«
    Egwene wußte darauf keine Antwort, und ihre Vermutungen wollte sie lieber nicht laut aussprechen. Sie wollte noch nicht einmal daran denken. »Ich hatte wirklich geglaubt, wir seien Heldinnen, Elayne. Wir brachten das Horn von Valere sicher zurück. Wir haben herausbekommen, daß Liandrin eine Schwarze Ajah ist.« Ihre Stimme versagte bei dem Gedanken daran. Die Aes Sedai hatten immer die Existenz der Schwarzen Ajah geleugnet, der Ajah, die dem Dunklen König diente, und man wußte, daß sie bei jeder Erwähnung einer solchen Existenz hochgingen. Aber wir wissen, daß es stimmt. »Wir sollten wirklich Heldinnen sein, Elayne.«
    »Mit ›sollte‹ und ›würde‹ baut man keine Brücke« sagte Elayne. »Licht, wie habe ich es gehaßt, wenn Mutter das sagte, aber es stimmt. Verin sagte, daß wir nichts von dem Horn oder Liandrin sagen dürfen, jedenfalls niemandem außer ihr selbst und der Amyrlin. Ich glaube nicht, daß sich irgend etwas so entwickeln wird, wie wir dachten. Das ist nicht fair. Wir haben soviel durchgemacht - du hast soviel durchgemacht.

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