Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
erschüttert zu sein. »Aller Ruhm für Obould«, sagte er schließlich, aber er klang nicht sonderlich überzeugend.
»Obould ist Gruumsh«, verbesserte ihn der Ork-König. »Aller Ruhm für Gruumsh!«
Mit dieser Bemerkung und einem warnenden Zähnefletschen sowohl zu seinem Sohn als auch zu der Riesin ging König Obould davon.
»Seine Armee ist gewaltig angewachsen«, sagte Gerti zu Urlgen. »Er wird deine Streitkräfte mehr als verdoppeln. Du wirst meine Krieger und die Katapulte nicht einmal mehr brauchen.«
»Der Gestank von Zwergentricks wird sie nicht von dort oben vertreiben«, versicherte Urlgen ihr. »Sollen die Katapulte doch ihre Steine schleudern und die Zwerge zerschmettern. Vielleicht kann das eine oder andere Katapult ja auch über die Klippe hinaus in die Nähe von Oboulds Marschlinie zielen.«
»Pass auf, was du sagst«, warnte Gerti.
Aber sie konnte sich bei dem angenehmen Gedanken, König Obould Todespfeil könnte »zufällig« von einem riesigen Felsblock getroffen werden, ein Lächeln nicht verkneifen. Sie blickte dem davongehenden Ork-König hinterher, diesem arroganten kleinen Mistkerl, der den gesamten Feldzug so beherrschte.
Und sie lächelte weiter.
»Sein Eifer ist religiöser Natur«, erklärte Innovindil Drizzt, nachdem sie den gefangenen Schamanen stundenlang ohne wirkliches Ergebnis verhört hatten. »Er wird uns nichts sagen. Er fürchtet weder Schmerz noch Tod. Nicht, wenn er im Namen seines verfluchten Gotts stirbt.«
Drizzt lehnte sich gegen die Höhlenwand und dachte über Innovindils Feststellung nach. Er hatte erfahren, dass Obould nach Süden marschiert war – aber das hatte er auch schon gewusst, bevor er den Schamanen gefangen genommen hatte. Das einzig halbwegs Nützliche war Arganths Bemerkung darüber, dass Oboulds eigener Sohn Urlgen, der Senkendorf besiegt hatte, nun den Angriff auf die Zwerge nördlich von Mithril-Halle anführte.
»Bist du bereit, nach Süden zu ziehen?«, fragte Innovindil den Drow leise. »Bist du bereit, den überlebenden Zwergen von Mithril-Halle zu begegnen, die vielleicht all deine Befürchtungen bestätigen werden?«
Drizzt rieb sich das Gesicht und schob das schreckliche Bild von Withegroos einstürzendem Turm beiseite. Er wusste, was er hören würde, wenn er nach Mithril-Halle ging.
Und er wollte es nicht hören.
»Also gut, gehen wir nach Süden«, sagte er. »Wir haben schließlich einiges mit diesem König Obould vor, und wir müssen uns um deinen treuen Pegasus kümmern. Ich will das Tier zurückholen, und Obould soll für seine Taten bezahlen.«
Jetzt lächelte Innovindil und nickte. Drizzt warf einen Blick zur Seite, zu der Öffnung der kleinen Kammer, in der der Schamane hockte.
»Was machen wir mit dem da?«, fragte er. »Er wird uns nur aufhalten.«
Ohne ein Wort stand Innovindil auf, griff nach ihrem Bogen und ging zum Eingang der Seitenkammer.
»Innovindil?«, sagte Drizzt.
Sie legte einen Pfeil an die Sehne.
»Innovindil?«
Drizzt zuckte erschrocken zusammen, als die Elfenfrau den Bogen spannte und den Pfeil abschoss, und dann noch einen und noch einen.
»Ich zeige mehr Erbarmen mit ihm, als die Orks je mit uns hätten, wenn ich ihn schnell und sauber töte«, erklärte sie mit vollkommen gleichgültiger Stimme.
Sie warf einen Blick zu Drizzt, dann hörten beide ein Stöhnen aus der Kammer. Ohne ein Wort ließ Innovindil den Bogen fallen, zog ihr schlankes Schwert und ging in die Kammer.
Was sie tat, beunruhigte Drizzt. Er musste an einen Goblin denken, den er einmal gekannt hatte, einen missverstandenen Sklaven, der von seinem menschlichen Herrn geschlagen und schließlich ermordet worden war.
Aber dann schob der Drow den Gedanken beiseite. Dieser Ork-Schamane war nicht wie der Goblin. Als fanatischer Gefolgsmann eines bösen Gotts hatte Arganth nur dafür gelebt, zu zerstören, zu plündern, niederzubrennen und zu erobern. Innovindils Einschätzung, dass sie mehr Erbarmen an den Tag gelegt hatte, als jemals von den Orks zu erwarten wäre, war vollkommen korrekt.
Er begann, seine Sachen zusammenzusuchen. Es war Zeit, nach Süden zu gehen. Vielleicht war es sogar schon zu spät.
Regis saß im Dunkeln und erinnerte sich an alte Zeiten mit seinem Freund Bruenor. Wie viele Tage hatten sie zusammen im Eiswindtal verbracht? Wie oft hatte Bruenor ihn am Ufer des Maer Dualdon gefunden, wo er in aller Ruhe angelte oder zumindest so tat als ob. Bruenor hatte ihn immer verspottet – Regis konnte die Worte jetzt
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