Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
die vergeht, bauen wir unsere Verteidigungsanlagen besser aus. Die Späher haben keine Anzeichen einer Massierung von Orks entdecken können. Wir glauben, dass auch sie sich auf dem Gelände, das sie erobert haben, verschanzen.«
»Dann wird es einen Winter voll schwerer Arbeit und ohne große Kämpfe geben.«
»Alles in Vorbereitung auf einen blutigen Frühling.«
Catti-brie nickte, und sie war überzeugt, dass sie mehr als bereit sein würde, sich wieder in den Kampf zu stürzen, wenn es Frühling wurde.
»Die Flüchtlinge aus den nördlichen Siedlungen machen sich auf den Weg«, fuhr Wulfgar fort.
»Ist es dort draußen denn schon sicher genug, um das zu riskieren?«
»Wir halten das Flussufer mehr als eine Meile weit nach Süden, und wir betreiben die Fähre außerhalb der Wurfweite der Riesen. Sie werden einigermaßen sicher sein – wahrscheinlich haben die Ersten den Fluss bereits überquert.«
»Wie klar ist das Wetter da oben?«, fragte Cattibrie und versuchte nicht einmal, ihre Sorge zu verbergen.
»Sehr. Vielleicht sogar zu klar«, antwortete Wulfgar, der ihre Sorge zunächst missdeutete, aber dann begriff er. »Du fragst dich, ob Drizzt seinen Weg zu uns finden wird«, stellte er fest.
»Oder ob wir ihn finden können.«
Er setzte sich auf die Bettkante und sah Catti-brie lange an.
»Vor noch nicht allzu langer Zeit hast du mir gesagt, er wäre nicht tot«, erinnerte er sie. »An diesen Gedanken musst du dich halten.«
»Und wenn ich das nicht kann?«, erwiderte sie und senkte beschämt den Blick.
Wulfgar legte seine riesige Hand unter ihr Kinn und schob ihren Kopf ein wenig zurück, damit sie ihm in die Augen sehen musste. »Dann halte dich an deine Erinnerungen an ihn, obwohl ich wirklich nicht glaube, dass er tot ist«, sagte er. »Es ist besser, ihn geliebt zu haben …«
Catti-brie wandte sich ab.
Nach einem Augenblick der Verwirrung drehte Wulfgar ihren Kopf sanft wieder zu sich. »Es ist besser, ihn geliebt und verloren zu haben, als wenn du ihn nie gekannt hättest«, rezitierte er eine der ältesten Litaneien der Silbermarschen. »Ihr habt euch geliebt; es gibt nichts Wichtigeres als das.«
Viel sagende Tränen traten in Catti-bries dunkelblaue Augen.
»Du … du hast mir gesagt …«, stotterte Wulfgar. »Du sagtest, in euren Jahren auf See mit Kapitän Deudermont…«
»Ich habe dir gar nichts gesagt«, erwiderte sie. »Ich habe dich etwas annehmen lassen.«
»Aber …«
Wulfgar hielt inne und ging in Gedanken noch einmal das Gespräch durch, das er mit Catti-brie geführt hatte, als sie bei Banaks Truppe oben auf der Klippe gewesen waren. Er hatte sie eindeutig gefragt, ob sie und Drizzt mehr als Freunde geworden waren, und tatsächlich hatte sie nicht direkt geantwortet, sondern ihn nur darauf hingewiesen, dass sie und der Drow sechs lange Jahre zusammen unterwegs gewesen waren.
»Warum?«, fragte der Barbar schließlich.
»Weil ich es mir jetzt vorwerfe«, sagte Catti-brie. »Oh, wir sind einander nahe gekommen. Wir haben nur nie … ich will nicht darüber sprechen.«
»Du wolltest sehen, wie ich reagieren würde, wenn ich glaubte, dass ihr Geliebte seid.« Das war eine Aussage, keine Frage.
»Das streite ich nicht ab.«
»Wolltest du herausfinden, ob Wulfgar nach seinen Qualen im Abgrund geheilt war? Wolltest du sehen, ob ich mich über die Dämonen meiner Jugend hinweggesetzt hatte?«
»Sei nicht böse«, bat Catti-brie. »Vielleicht wollte ich wissen, ob Wulfgar eine Frau wie Delly verdient hat.«
»Denkst du, dass ich dich immer noch liebe?«
»Wie ein Bruder eine Schwester.«
»Oder mehr?«
»Genau das musste ich wissen.«
»Warum?«
Catti-brie lehnte sich ein wenig zurück. »Weil ich wusste, dass es bei mir und Drizzt tiefer ging«, sagte sie schließlich. »Weil ich das Gleiche empfand wie jetzt, und nichts kann das ändern, und ich wollte vor allem wissen, wie es sich auf dich auswirkt.«
»Warum?«
»Weil ich unsere Gruppe nicht zerbrechen wollte«, antwortete Catti-brie. »Weil wir fünf hier etwas geschaffen haben, das ich nicht verlieren will, ganz gleich, was ich für Drizzt empfinde.«
Wulfgar starrte sie lange an, so lange, dass sie begann, sich unter seinem forschenden Blick zu winden.
»Also, was denkst du?«
»Ich denke, dass du dich jeden Tag weniger wie eine Zwergin anhörst«, antwortete er mit schiefem Grinsen. »Was den Dialekt angeht, meine ich. Aber ansonsten, im Geist, klingst du jeden Tag mehr wie eine Zwergin. Das ist der
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