Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
Pegasus auffliegen lassen, um sich besser umsehen zu können, aber Gerti hatte das streng verboten. Tatsächlich trug Sonne einen Harnisch, der verhindern würde, dass der Pegasus die Flügel ausbreitete.
Gerti hatte ihm einen Handel angeboten, aber zu ihren eigenen Bedingungen.
Drizzt akzeptierte das mit einem Nicken und spähte weiter in den Himmel. Er hatte den Pegasus bei sich. Er hatte seinen Säbel aus dem kalten Wasser zurückerhalten, und er war noch am Leben. Nach dem katastrophalen Vorstoß nach Leuchtendweiß war das mehr, als er je für möglich gehalten hatte.
Und er würde vielleicht die Möglichkeit erhalten, gegen den verhassten Obould zu kämpfen. Ja, erkannte Drizzt, es sah alles recht gut aus.
Zumindest im Augenblick.
Gerti saß auf ihrem großen Thron und betrachtete die Riesen im Audienzsaal. Sie wusste, sie hatte sie alle überrascht, und die Blicke, die sie ihr nun zuwarfen, waren ebenso misstrauisch wie neugierig. Gerti wusste, dass sie viel aufs Spiel gesetzt hatte. Ihr Vater, der große Jarl Orel Grauhand, der viele Familien von Riesen am Grat der Welt unter seiner eisernen Faust vereint hatte, lag im Sterben, und Gerti war seine Erbin. Aber es würde der erste Machtübergang seit der Vereinigung sein, und Gerti wusste, das war keine Kleinigkeit.
Sie war dem Rat von Ad'non Kareese und Donnia Soldou gefolgt, hatte sich Oboulds ehrgeizigem Unternehmen angeschlossen und ihr Volk aus seiner Bergheimat zu Vorstößen geführt, die eher ungefährlich und kurzfristig hatten sein sollen – vereinzelte Angriffe, bei denen die Verluste vor allem von den Orks getragen wurden und die Eisriesen Beute machten. Ironischerweise hatte Oboulds Erfolg den Einsatz für Gerti erhöht, und das auf gefährliche Weise, wie sie begriffen hatte, als Obould langsam zum mächtigeren Partner in diesem Bündnis geworden war. Der Ork-König ließ sie vor ihren eigenen Leuten klein und unbedeutend dastehen, und das war etwas, das Gerti sich nicht leisten konnte. Also hatte sie Obould vor MithrilHalle zurückgelassen und war nach Leuchtendweiß zurückgekehrt. Aber selbst das war ein Risiko gewesen. Denn wenn der Ork-König seine Eroberungen fortsetzen oder auch nur das, was er bereits erreicht hatte, festigen würde, hätten Gertis Leute einen übertriebenen Preis – mehr als dreißig Eisriesen waren bei diesem Feldzug umgekommen – für relativ geringe Beute gezahlt. Außerdem konnte sie nicht ignorieren, dass diese Sache sie bei ihren Leuten einiges an Respekt gekostet hatte.
Der Drow hatte ihr die Möglichkeit gegeben, die Gleichung zu verändern, und sie hielt ihren Handel mit Drizzt für viel weniger riskant als ihre Umgebung. Sie hatte nur den Pegasus hergeben müssen, und so schön das geflügelte Pferd auch war, es hatte kaum praktischen Nutzen für sie.
Und der Gewinn? Wenn Drizzt Obould tötete, würde es im Nachhinein weise erscheinen, dass Gerti sich von dem Ork-König abgewandt hatte, und das würde noch mehr der Fall sein, wenn Drizzt sein Versprechen erfüllte und der Riesin einen Waffenstillstand mit den Furcht erregenden Feinden verschaffte, die zweifellos die führerlosen Orks rasch von ihrem Land vertreiben würden. Konnte Gerti dann vielleicht sogar noch einen praktischen Nutzen aus diesem schlecht beratenen Feldzug ziehen? Vielleicht sogar Handelsbeziehungen zu den Zwergen von Mithril-Halle knüpfen? Die Gefahr lag in der sehr realen Möglichkeit, dass Obould Drizzt töten und dadurch bei seinen Untertanen noch mehr Respekt gewinnen würde – falls das überhaupt noch möglich war. Selbstverständlich konnte Gerti dann gegenüber dem Ork-König behaupten, dass sie Drizzt nur zu diesem Zweck zu ihm gebracht hatte. Vielleicht würde sie es sogar so darstellen können, als wären die Schnüre in diesem Marionettentheater nicht von Obould, sondern von ihr bedient worden.
»Das geflügelte Pferd hat mehr Ärger gemacht, als es wert war«, sagte Gerti zu einer Riesin in der Nähe, die ihr einen dieser misstrauischen Blicke zuwarf.
»Es war wunderschön«, erwiderte die Riesin.
»Und seine Schönheit hätte eine endlose Reihe von Elfen nach Leuchtendweiß gebracht, die versucht hätten, es zu befreien.«
Das führte zu weiteren neugierigen Blicken, denn seit wann hatte Gerti Angst davor, dass die geringeren Völker Leuchtendweiß betraten? »Wollt ihr wirklich, dass sich Elfen mit ihren Bögen in unser Zuhause schleichen? Oder dass die tückischen Zwerge neue Gänge zu unseren weniger
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