Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
»und in zwei Zehntagen kann ich wieder kämpfen – auch früher, wenn ich gebraucht werde.«
Regis sah sie skeptisch an. »Ist das deine Einschätzung oder die von Cordio?«
Catti-brie machte eine abfällige Geste und aß weiter, also war Regis klar, dass die Priester ihr gesagt hatten, es könnte noch mindestens einen Monat dauern.
Als sie ihre Mahlzeit mit Obst beendete, beugte sich Catti-brie zur anderen Seite des Bettes, wo ein Abfalleimer stand. Dabei rutschte die Decke auf Regis' Seite höher, und er konnte einen deutlichen Blick auf ihre aufgerissene Hüfte und den Oberschenkel werfen.
Sie drehte sich wieder um, bevor der Halbling den gequälten Ausdruck von seinen Zügen wischen konnte.
»Der Stein hat dich schlimm erwischt«, sagte Regis, denn er wusste, dass er dieses Gespräch ohnehin nicht vermeiden konnte.
Catti-brie stopfte die Decke wieder fest. »Ich hatte Glück, dass er erst am Sims und dann an der Wand abgeprallt ist«, erwiderte sie.
»Wie schwer waren die Verletzungen?«
Catti-bries Gesicht wurde ausdruckslos.
Regis bohrte weiter: »Wie weit wirst du dich erholen können? Deine Hüfte wurde zerquetscht, die Muskeln waren zerfetzt. Wirst du wieder gehen können?«
»Ja.«
»Und rennen?«
Die junge Frau schwieg ein wenig länger, dann sagte sie angespannt: »Ja.«
Es war eine Antwort, die mehr von Entschlossenheit als von realistischen Erwartungen kündete, das wusste Regis. Er beließ es dabei und stemmte sich gegen die Flut von Mitleid, die aus ihm herausbrechen wollte. Er wusste genau, dass Cattibrie so etwas nicht wollte.
»Wir haben Nachricht aus dem Süden«, berichtete er. »Lady Alustriel hat sich dem Kampf angeschlossen, wenn auch nur kurz.«
»Aber Dagna ist gefallen«, erwiderte Catti-brie, was Regis überraschte.
»Solche Nachrichten verbreiten sich in einer Zwergengemeinde schnell«, erklärte sie.
Regis schwieg einen Augenblick, sodass sie beide in Gedanken ein Gebet für den gefallenen Zwerg sprechen konnten.
»Glaubst du, es wird je wieder so sein wie früher?«, fragte er dann.
»Nein«, erwiderte Catti-brie, und der Halbling riss den Kopf hoch, denn das war nicht die Antwort, die er von Bruenors normalerweise so optimistischer Adoptivtochter erwartet hätte. »Es war auch nicht mehr wie früher, nachdem wir die Dunkelelfen vertrieben hatten. Dieser Kampf wird zweifellos Narben hinterlassen, mein Freund.«
Regis dachte einen Augenblick darüber nach, dann nickte er zustimmend. »Obould hat uns das Schwert tief ins Herz gestoßen«, sagte er. »Bruenor wird froh sein, wenn er den Kopf dieses Orks auf einem Speer über dem Westtor anbringen kann.«
»Aber es hat sich nicht alles zum Schlechten verändert«, erklärte Catti-brie.
»Ja … Torgar und seine Jungs sind zu uns gekommen«, sagte Regis rasch. »Und unsere Kontakte nach Felbarr sind so eng wie nie zuvor.«
»Ja«, erwiderte Catti-brie. »Und manchmal ist eine Tragödie für die Überlebenden ein Auslöser, sich so zu verändern, wie sie es sollten, wozu sie vorher aber nie den Mut aufgebracht haben.«
Etwas an ihrem Tonfall und dem in die Ferne gerichteten Blick sagte dem Halbling, dass in Cattibries Kopf einiges vorging, das nicht mit dem in Einklang stand, was er und die anderen von ihr erwarten würden.
»Wir versuchen, ein paar Späher durch die Kamine nach draußen zu bringen«, sagte er. »Und wir hoffen auf ein Wort von Drizzt.«
Catti-brie verzog leicht das Gesicht, als er den Drow erwähnte. Es war keine Grimasse, aber es genügte, um Regis deutlich zu machen, dass er lieber nicht über Drizzt sprechen sollte.
Also wechselte er das Thema. Was hatte es für einen Sinn, darüber zu spekulieren, was aus Drizzt geworden war, wenn keiner von ihnen etwas Genaues wusste, obwohl sie alle die gleichen Hoffnungen hatten? Stattdessen sprach Regis über bessere Zeiten, die bevorstanden, über den unvermeidlichen Sieg über Obould und seine dummen Orks und über die guten Zeiten, die sie mit den mutigen Zwergen aus Mirabar erleben würden, den neuesten Angehörigen der Sippe. Er redete über Tred und die Zitadelle Felbarr und über Bündnisversprechen, die von beiden Seiten durch die Höhlen des Unterreichs ausgetauscht wurden. Er sprach über Ivan und Pikel und ihr Heim, die Erhebende Bibliothek hoch im Schneeflockengebirge oberhalb von Carradoon am Impresk-See. Er würde sich diesen wunderbaren Ort irgendwann einmal selbst ansehen, erklärte er wiederholt, was Catti-brie lächeln ließ, und
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