Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
besiegen, die sie nicht tötet. Ich weiß, dass sie ihren Tod selbst verursacht hat. Aber es ist immer noch traurig, und es tut mir immer noch weh.«
»Und du fühlst dich schuldig?«
»Bis zu einem gewissen Grad«, gab Drizzt zu.
Innovindil stand auf, ging ums Lagerfeuer herum und kniete sich dann vor den sitzenden Drizzt. Sie hob die Hand und berührte sanft sein Gesicht.
»Du fühlst dich schuldig, weil du sanftmütig bist, Drizzt Do'Urden. So wie ich, so wie Tarathiel, so wie die meisten Elfen, obwohl wir uns bemühen, diesen Charakterzug vor anderen zu verbergen. Unser Gewissen ist unsere Rettung. Wir hinterfragen alles, Recht und Unrecht, Taten und Konsequenzen, und das ist es, was uns unsere Ziele vorgibt. Und um ehrlich zu sein, sind in einem Leben, das Jahrhunderte dauert, solche Ziele oft alles, was man hat.«
Wie gut Drizzt das wusste! »Du sprichst also laut aus, was du denkst, wenn etwas geschehen ist?«, fragte Innovindil. »Du lässt deine Erfahrungen noch einmal an dir vorbeiziehen, damit du im grellen, enthüllenden Licht des Nachhinein über deine eigenen Taten und Gefühle nachdenken kannst?«
»Manchmal.«
»Und durch einen solchen Prozess verinnerlicht Drizzt die Lektionen, die er gelernt hat? Erhältst du, indem du dir deine Taten noch einmal vor Augen führst, ein gewisses Selbstvertrauen für ähnliche Situationen?«
Diese Frage veranlasste Drizzt, sich einen Moment zurückzulehnen. Was Innovindil da angesprochen hatte, traf ihn. Er hatte tatsächlich viele seiner inneren Kämpfe durch diese Diskussionen mit sich selbst gelöst und war damit immer gut zurechtgekommen. Bis zu der Katastrophe in Senkendorf.
Er blickte Innovindil wieder an und bemerkte, dass sie sehr dicht neben ihm saß. Er konnte die Wärme ihres Atems spüren. Ihr goldenes Haar sah so weich aus und schimmerte im Feuerlicht, sodass es wirkte, als leuchtete sie von innen heraus. Ihre Augen waren dunkel und geheimnisvoll, aber auch voller Leben.
Sie hob die Hand und fuhr sanft über seine Wange, und Drizzt spürte, wie sein Blut zu rauschen begann. Er musste sich anstrengen, um sein Zittern zu unterdrücken.
»Ich denke, du bist eine sanfte und schöne Seele, Drizzt Do'Urden«, sagte sie. »Ich verstehe den schwierigen Weg, den du genommen hast, jetzt ein wenig besser, und ich bewundere deine Entschlossenheit.«
»Du glaubst also, dass ich jetzt weiß, was es bedeutet, ein Elf zu sein?«, fragte Drizzt.
»Nein«, erwiderte Innovindil. »Du hast die Hälfte der Gleichung begriffen. Die Hälfte, die dafür zuständig ist, dass du den langfristigen Verlauf der Dinge vorwegnehmen kannst. Du reflektierst, du machst dir Sorgen, du verlangst von dir, deine Taten ehrlich zu analysieren und ehrliche Antworten zu geben, und das ist keine Kleinigkeit. Junge Elfen reagieren und analysieren, und durch all diese Selbsterforschung erreichst du eines Tages einen Punkt, an dem du auf alles, was du vorfindest, in vollem Vertrauen darauf, dass du das Richtige tust, reagieren kannst.«
Drizzt lehnte sich ein winziges bisschen zurück, als Innovindil sich weiter vorbeugte und ihr Gesicht kaum einen Zoll von seinem entfernt war.
»Und die Hälfte, die ich noch nicht gelernt habe?«, fragte er und befürchtete bei jedem Wort, seine Stimme würde brechen.
Zur Antwort beugte sich Innovindil weiter vor und küsste ihn.
Drizzt wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er saß lange Zeit passiv da, spürte ihre weichen Lippen und ihre Zunge, ihre Hand in seinem Nacken und ihren schlanken Körper, der sich an ihn schmiegte. Blut rauschte in seinen Adern, die Welt schien sich zu drehen, und Drizzt hörte auf, denken zu wollen, und … ließ sich einfach fallen.
Er begann, Innovindils Kuss zu erwidern und sie zu berühren. Er hörte, wie er selbst leise stöhnte, und bemerkte es dennoch kaum.
Innovindil beendete den Kuss plötzlich, lehnte sich zurück und schob Drizzt auf Armeslänge von sich. Sie sah ihn einen Augenblick neugierig an und fragte dann: »Was, wenn sie noch lebt?«
Drizzt wunderte sich über diesen plötzlichen Stimmungsumschwung, aber als er ihre Frage begriff, konnte er nur stottern und keine zusammenhängende Antwort geben.
»Wenn du wüsstest, dass Catti-brie noch lebt, würdest du dies hier dann fortsetzen wollen?«, wurde sie deutlicher.
In Drizzts Kopf drehte sich alles. Er brachte nichts weiter heraus als: »Aber … aber …«
»Ah, Drizzt Do'Urden«, sagte Innovindil. Sie drehte sich um und erhob sich anmutig. »Du
Weitere Kostenlose Bücher