Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
verbringst viel zu viel Zeit in absoluter Selbstbeherrschung. Du denkst bei allem, was du tust, an die Zukunft.«
»Ist es das, was es bedeutet, ein Elf zu sein?«, fragte Drizzt mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
»Schon möglich«, antwortete Innovindil. Wieder trat sie vor, bückte sich und sah Drizzt eindringlich an. »Nach deiner Erfahrung bedeutet Elfsein, eine stoische Haltung zu haben. Aber dich hin und wieder gehen zu lassen, mein Freund, macht dich erst lebendig.«
Sie drehte sich mit einem leisen Lachen um und ging davon.
»Du hast aufgehört, nicht ich«, rief Drizzt ihr hinterher, und Innovindil fuhr scharf zu ihm herum.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
Sie hatte Recht, das wusste Drizzt. Er konnte sich kaum vorstellen, wie zerrissen seine Gefühle gewesen wären, wenn sie weitergemacht hätten.
»Ich habe dich im Kampf schon verwegen gesehen«, fuhr Innovindil fort. »Aber in der Liebe? Im Leben? Mit deinen Krummsäbeln würdest du gegen einen Riesen antreten oder auch gegen zehn! Aber bist du mit deinem Herzen ebenso mutig? Du schreist vor Wut über die Orks, aber wagst du es auch, vor Leidenschaft zu schreien?«
Drizzt schwieg, denn er wusste keine Antwort. Er senkte den Blick, lachte leise und war überrascht, als Innovindil sich wieder neben ihn setzte und ihm den Arm um die Schultern legte.
»Ich bin allein«, sagte die Elfenfrau. »Mein Geliebter ist tot, und mein Herz ist leer. Was ich jetzt brauche, ist ein Freund. Bist du dieser Freund?«
Drizzt beugte sich zu ihr und küsste sie, aber nur auf die Wange.
»Gerne«, antwortete er, »aber bin ich dein Freund oder dein Schüler, wenn du so offen mit meinen Gefühlen spielst?«
Innovindil nahm eine nachdenkliche Haltung ein und ließ sich mit ihrer Antwort einen Augenblick Zeit. »Ich hoffe, du wirst aus meinen Erfahrungen lernen, so wie ich hoffe, aus deinen lernen zu können«, erklärte sie schließlich. »Ich weiß, dass mein Leben in diesen letzten Zehntagen durch deine Anwesenheit bereichert wurde. Ich hoffe, du kannst das Gleiche sagen.«
Drizzt wusste, dass er diese Frage nicht einmal beantworten musste. Er legte den Arm um Innovindil und zog sie an sich. Dann saßen sie dort unter den Sternen und ließen sich von ihren Träumen forttragen.
Neugruppierung
Im Audienzsaal von Mithril-Halle herrschte eine finstere Atmosphäre. Die Orks waren aus der Halle vertrieben worden, und der westliche Eingang war scheinbar gesichert. Und wegen des schlauen Vorgehens der Heldenhammers und Nanfoodles explosiven Mischungen hatten sowohl bei dem Angriff der Orks auf die Eingangshalle als auch beim Gegenangriff und der Vertreibung der Ungeheuer nur wenige Zwerge ihr Leben verloren.
Aber nun hatten sie Nachrichten aus dem Süden, sowohl hoffnungsvoller als auch tragischer Art.
Bruenor Heldenhammer stand vor seinem Thron, und alle Augen waren auf ihn gerichtet, angefangen bei den Wachen, die an den Wänden standen, über die vielen anderen Zwerge bis hin zu den Flüchtlingen, die an den Türen kauerten und auf ihre Audienz beim König warteten.
Neben Bruenor standen Cordio und Stumpet, die beiden wichtigsten Priester der Sippe. Bruenor gab Cordio ein Zeichen, und dieser tauchte rasch einen großen Krug in ein Fass mit dem heiligen Wasser der Zwerge, einem sehr süßen Honigmet. Überall in der Halle beeilten sich Diener, das Getränk zu verteilen, sodass alle Anwesenden, selbst die drei Nichtzwerge – Regis, Wulfgar und Nanfoodle –, einen vollen Krug in der Hand hatten, als Bruenor die Stimme erhob.
»Und so gesellt sich General Dagna Wegbart aus Adbar und Mithril-Halle zu seinem Sohn in Moradins Halle«, verkündete Bruenor. »Auf Dagna und auf alle, die unter ihm gedient haben. Sie haben ihr Leben bei der Verteidigung unserer Nachbarn und im Kampf mit stinkenden Trollen gelassen.« Er hielt inne, dann hob er die Stimme zu einem letzten Ruf: »Eine gute Art, zu sterben!«
»Eine gute Art, zu sterben!«, schlossen sich alle Anwesenden dem Trinkspruch an.
Bruenor trank den Krug in einem Zug leer, dann warf er das Gefäß wieder Cordio zu und sackte auf seinen Thron.
»Die Nachrichten waren nicht alle schlecht«, sagte Banak Starkamboss, der an der Seite des Königs auf dem speziell für ihn angefertigten Stuhl saß, da seine Beine ihm nicht mehr gehorchten.
»Ja?«, fragte Bruenor.
»Alustriel hat in den Kampf eingegriffen«, erklärte Banak. »Das ist keine Kleinigkeit.«
Bruenor warf einen Blick zu dem jungen Kurier,
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