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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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nicht. Aber ich kenne das. Victor  – mein Patensohn – verausgabt sich auch immer so.«
    »Ach so«, sagte ich und lächelte. Sie schien eine nette Frau zu sein. »Ein Saft würde mir tatsächlich nicht schaden. Darf ich Sie zu einem Glas einladen?«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte sie. Wir gingen in ein Straßencafé neben der Bank. Mir fiel auf, daß sie stark hinkte.
    »Ich heiße Ruth Johnson«, stellte sie sich vor, lehnte ihren alten Bambusstock an die Theke und streckte mir die Hand entgegen.
Johnson war kein typisch asiatischer Nachname; wahrscheinlich war sie mit einem Weißen verheiratet.
    »Dan Millman«, sagte ich, ergriff ihre Hand und bestellte einen Karottensaft.
    »Für mich bitte auch einen«, sagte Mrs. Johnson. Als sie sich der Kellnerin zuwandte, sah ich mir ihr Gesicht genauer an – sie hatte leicht hawaiianische Gesichtszüge, vielleicht mit einem japanischen Einschlag. Ihr Teint war zart gebräunt.
    Die Kellnerin stellte unsere Gläser auf den Tisch. Ich ergriff das meine. Da fiel mir auf, daß Mrs. Johnson mich unverwandt anstarrte. Sie sah mir in die Augen, und ihr Blick ließ mich nicht mehr los. Sie hatte unergründliche Augen, wie Socrates. Ach was, dachte ich. Laß doch endlich diese Hirngespinste.
    Aber sie starrte mich weiter an. »Kenne ich Sie irgendwoher?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete ich. »Ich bin zum erstenmal hier.«
    »In Honolulu?«
    Nein, auf dem Planeten Erde, dachte ich. »Ja«, sagte ich laut.
    Sie musterte mich noch ein paar Sekunden lang intensiv und meinte dann: »Na ja, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Sie machen also Urlaub hier?«
    »Ja, ich arbeite am Oberlin College und bin auf einer Forschungsreise hier«, antwortete ich.
    »Oberlin? Tatsächlich? Dort studiert eine Nichte von mir!«
    »Ach, wirklich?« sagte ich und warf einen Blick auf meine Armbanduhr.
    »Ja. Und mein Patensohn Victor will nächstes Jahr auch dorthin. Er hat gerade seine Abschlußprüfung an der Punaho School gemacht. Kommen Sie mich doch heute abend besuchen! Dann könnten Sie sich mit Victor unterhalten. Er wäre begeistert , einen Professor vom Oberlin College kennenzulernen!«
    »Vielen Dank für die Einladung! Aber ich habe schon etwas anderes vor.«
    Keineswegs entmutigt, kritzelte sie mit ihren zitternden Händen eine Adresse auf ein Stück Papier und gab es mir. »Falls Sie es sich doch noch anders überlegen.«

    »Vielen Dank«, sagte ich und stand auf, um zu gehen.
    »Ich habe zu danken«, erwiderte sie, »für den Saft.«
    »Keine Ursache«, wehrte ich ab und warf einen Fünfdollarschein auf die Theke. Nach kurzem Zögern fragte ich sie: »Sie arbeiten nicht zufällig bei einer Bank?«
    »Nein«, antwortete sie. »Warum?«
    »Ach, nichts.«
    »Also dann, aloha«, winkte sie mir zu. »Erschaffen Sie sich einen schönen Tag!«
    Ich blieb stehen und drehte mich entgeistert nach ihr um. »Was haben Sie da gesagt – erschaffen Sie sich einen schönen Tag?«
    »Ja.«
    »Aber die meisten Leute sagen doch: Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
    »Ja, vermutlich.«
    »Ich hatte nämlich mal einen Lehrer – der hat das auch immer gesagt.«
    »Ach, wirklich?« sagte sie und lächelte mich seltsam an. »Interessant.«
    Der Realitätsmesser in meinem Inneren begann Alarm zu schlagen; ich hatte plötzlich ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Ging hier alles mit rechten Dingen zu?
    Wieder musterte sie mich – erst prüfend und dann mit einem so intensiven, durchbohrenden Blick, daß alles um mich her versank. »Ich kenne Sie«, sagte sie.
    Meine ganze Umgebung erstrahlte plötzlich in leuchtenden Farben. Ich spürte, wie ich errötete. In meinen Händen begann es zu kribbeln. Wann hatte ich das letzte Mal so ein Gefühl gehabt? Dann fiel es mir wieder ein. In einer sternklaren Nacht an einer alten Tankstelle!
    »Was, Sie kennen mich?«
    »Ja. Am Anfang war ich mir nicht sicher, aber jetzt habe ich Sie erkannt – als einen gutherzigen Menschen. Sie sind nur ein bißchen streng mit sich selber.«
    »Ach so«, sagte ich enttäuscht. »Das meinen Sie!«

    »Und ich sehe Ihnen auch an, daß Sie einsam sind und ein bißchen mehr Entspannung bräuchten. Ein Spaziergang barfuß am Meer entlang, in der Brandung, wäre genau das richtige für Sie.« Ihr Blick hielt mich immer noch gefangen.
    Benommen hörte ich mich fragen: »Einen Spaziergang am Meer, in der Brandung?«
    »Genau.«
    Wie durch einen Nebel steuerte ich auf den Ausgang zu. Da hörte ich ihre Stimme:

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