Die Rückkehr des Poeten
in den Medien. Diesmal will ich schön den Finger draufhalten. Ist das klar?«
Es war wohl eher so, dachte Rachel, dass diesmal die FBI-Führung oder die Dienstaufsicht, das Office of Professional Responsibility, den Finger draufhalten wollten. Beim letzten Mal hatten die Backus-Enthüllungen die Belegschaft und den Ruf der Behavorial-Sciences-Abteilung schwer beschädigt, ganz zu schweigen von dem PR-Fiasko, die sie für das FBI als Ganzes gewesen waren. Nach den Versäumnissen des 11. September und dem Konkurrenzkampf des FBI mit der Homeland Security um Budgetdollars und Schlagzeilen war eine intensive Medienberichterstattung über einen durchgedrehten Killeragenten nicht unbedingt im Sinn der FBI-Führung oder des OPR. Vor allem, nachdem die Öffentlichkeit in dem Glauben gelassen worden war, der wahnsinnige Killeragent sei längst tot.
»Ich verstehe«, sagte Rachel kühl. »Sie brauchen sich meinetwegen keine Sorgen zu machen. Kann ich jetzt rausgehen?«
»Noch eins.«
Er zögerte kurz. Die Sache war offensichtlich heikel.
»Nicht alle an den Ermittlungen Beteiligten wissen von der Verbindung zu Robert Backus. Es wird vertraulich gehandhabt, und ich möchte, dass das auch so bleibt.«
»Was soll das heißen? Die Leute, die da draußen arbeiten, wissen nicht, dass es Backus war, der das getan hat? Sie sollten …«
»Agent Walling, das ist nicht Ihr Ermittlungsverfahren. Versuchen Sie nicht, es zu Ihrem zu machen. Sie wurden hergeholt, um zu beobachten und zu helfen. Belassen Sie es dabei. Wir wissen nicht sicher, ob es Backus war, und solange wir nicht …«
»Na klar. Nur dass seine Fingerabdrücke auf diesem GPS waren und sein Tatschema auf allem anderen.«
Alpert warf Dei einen verärgerten Blick zu.
»Über die Fingerabdrücke hätte Ihnen Cherie nichts sagen dürfen, und was das Tatschema angeht, lässt sich vorerst noch gar nichts mit Sicherheit sagen.«
»Bloß weil sie es mir nicht hätte sagen sollen, heißt das noch lange nicht, dass es nicht wahr ist. Sie werden das nicht geheim halten können, Agent Alpert.«
Alpert lachte frustriert.
»Wer redet denn von Geheimhaltung? Im Moment bestimmen wir nur, welche Informationen rausgehen. Es gibt einen richtigen Zeitpunkt für die Bekanntgabe von Fakten. Das ist alles, was ich Ihnen damit sagen will. Allein Ihre Anwesenheit hier sagt schon mehr als genug, okay? Ich möchte nur nicht, dass Sie darüber bestimmen, was Sie weitergeben und an wen. Das fällt in mein Ressort. Klar?«
Rachel nickte ohne Überzeugung. Sie sah dabei Dei an.
»Absolut.«
»Gut. Dann nehmen Sie sie jetzt mit, Cherie. Auf eine kleine Besichtigungstour.«
Sie verließen das Wohnmobil, und Dei führte sie zum ersten der kleinen Zelte.
»Sie haben sich ihm gegenüber ja wirklich gleich von Ihrer besten Seite gezeigt«, sagte sie im Gehen zu Rachel.
»Schon komisch. Manche Dinge ändern sich nie. Es ist vielleicht tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass sich eine Bürokratie weiterentwickelt, indem sie aus ihren Fehlern lernt. Aber lassen wir das. Was haben wir hier?«
»Bisher haben wir acht Säcke und Gas auf zwei weiteren. Wir sind noch nicht zu ihnen vorgedrungen. Typisches Beispiel einer auf dem Kopf stehenden Pyramide.«
Rachel verstand die Kürzelsprache. Zum Teil hatte sie sie selbst erfunden. Dei brachte damit zum Ausdruck, dass acht Leichen freigelegt worden waren und die Ergebnisse von Gassondierungen darauf hindeuteten, dass zwei weitere Leichen im Boden waren und auf ihre Ausgrabung warteten. Tragische Vorkommnisse erzeugten Daten, aus denen Modelle ähnlichen Verhaltens gebildet wurden. Es war nicht das erste Mal beobachtet worden: Ein Mörder, der mit seinen Opfern an dieselbe Begräbnisstätte zurückkehrt, hält sich an ein Schema, bei dem die jüngeren Bestattungen in Form einer auf dem Kopf stehenden Pyramide oder eines V von der ersten ausfächern. Das war hier der Fall, wobei sich Backus entweder unabsichtlich oder ganz bewusst nach einem Schema richtete, das auf Daten basierte, die er als Agent zu sammeln geholfen hatte.
»Dürfte ich Sie vielleicht was fragen?«, sagte Rachel. »Er hat eben mit Brass Doran telefoniert. Sie weiß doch von dem Backus-Bezug, oder?«
»Ja, sie weiß Bescheid. Sie hat die Fingerabdrücke auf dem Paket entdeckt.«
Rachel nickte. Wenigstens eine Verbündete hatte sie, die im Bilde war und der sie vertrauen konnte.
Sie erreichten das Zelt, und Dei zog die Eingangsklappe zurück. Rachel ging als Erste hinein.
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