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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Stimme so trocken und eintönig wie das Wüstenbecken hinter ihm.
    »Ja, weiß er.«
    »Okay. Dann brauche ich nur noch ihren Ausweis.«
    Rachel reichte ihm ihr Ausweisetui. Der Agent notierte sich ihre Dienstnummer und gab ihr den Ausweis zurück.
    »Aus Quantico?«
    »Nein, South Dakota.«
    Er sah sie auf eine Art an, die zum Ausdruck brachte, dass er wusste, sie hatte Scheiße gebaut.
    »Viel Vergnügen.« Er wandte sich ab, um unter sein Zelt zurückzukehren.
    Dei fuhr los, machte das Fenster hoch und ließ den FBI-Mann in einer Staubwolke stehen.
    »Er ist von der Außenstelle Vegas«, sagte sie. »Sie sind nicht gerade begeistert, dass sie hier nur die zweite Geige spielen.«
    »Wundert Sie das?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Führt Alpert hier das Kommando?«
    »Ja.«
    »Wie ist er so?«
    »Erinnern Sie sich noch an Ihre Theorie, dass Agenten entweder Morphs oder Empathen sind?«
    »Ja.«
    »Er ist ein Morph.«
    Rachel nickte.
    Sie kamen zu einem kleinen Pappschild, das mit Klebeband am Ast eines Joshua Tree befestigt war. Darauf stand FAHRZEUGE, mit einem nach rechts zeigenden Pfeil. Dei wendete und parkte als Letzte in einer Reihe vier ähnlich schmutziger Crown Vics.
    »Und Sie?«, fragte Rachel. »Was von beidem sind Sie geworden?«
    Dei antwortete nicht.
    »Sind Sie bereit?«, fragte sie Rachel stattdessen.
    »Absolut. Ich warte schon vier Jahre auf eine zweite Gelegenheit, ihn zu schnappen. Und hier geht es los.«
    Sie öffnete die Tür und stieg in die helle Wüstensonne hinaus. Sie fühlte sich zu Hause.

10
    B
    ackus folgte ihnen in sicherem Abstand die Ausfahrt hinunter. Aber dann fuhr er über den Freeway und blinkte, um in der Gegenrichtung weiterzufahren. Falls sie ihn im Rückspiegel beobachteten, sähe er aus wie jemand, der wendete, um nach Las Vegas zurückzufahren.
    Bevor er wieder auf den Freeway fuhr, beobachtete er, wie der FBI-Wagen die befestigte Straße verließ und durch die Wüste zu der Stätte führ. Zu seiner Stätte. Hinter dem Auto wirbelte eine weiße Staubwolke auf. In der Ferne konnte er die weißen Zelte sehen. Er hatte ein überwältigendes Erfolgserlebnis. Der Tatort war eine Stadt, die er gebaut hatte. Eine Stadt der Knochen. Die FBI-Agenten waren wie Ameisen unter Glas. Sie lebten und arbeiteten in einer von ihm geschaffenen Welt und tanzten, ohne es zu wissen, nach seiner Pfeife.
    Er wäre gern näher an dieses Glas herangekommen, um alles mitzubekommen und das Entsetzen zu sehen, das er in ihre Gesichter geätzt hatte, aber das Risiko war zu groß.
    Und er hatte andere Dinge zu tun. Er trat fester aufs Gas und fuhr in die Stadt der Sünde zurück. Er musste sich darum kümmern, dass alles bereit und an seinem Platz war.
    Beim Fahren spürte er, wie sich ein Anflug von Melancholie zwischen seinen Rippen hindurchstahl. Er nahm an, das rührte von der Enttäuschung her, Rachel in der Wüste zurücklassen zu müssen. Er holte tief Luft und versuchte, das Gefühl auszutreiben. Er wusste, es würde nicht lang dauern, bis er ihr wieder nahe wäre.
    Nach einer Weile lächelte er bei der Erinnerung daran, seinen Namen auf dem Schild zu sehen, das die Frau hielt, die Rachel am Flughafen abgeholt hatte. Ein Insiderscherz unter Agenten. Backus erkannte die Frau mit dem Schild. Agent Cherie Dei. Rachel hatte sie betreut, wie er Rachel betreut hatte. Das hieß, einige seiner besonderen Einsichten waren durch Rachel an diese neue Generation weitergegeben worden. Das gefiel ihm. Er fragte sich, wie Cherie Dei reagiert hätte, wenn er auf sie und ihr blödes Schild am Fuß der Rolltreppe zugegangen wäre und gesagt hätte: »Danke, dass Sie mich abholen kommen.«
    Er schaute durch das Autofenster auf die flache, karge Pfanne des Wüstenbeckens hinaus. Er fand sie wahrhaft schön, und das ganz besonders wegen der Dinge, die er dort draußen in Sand und Gestein gepflanzt hatte.
    Er dachte an das alles, und bald ließ der Druck in seiner Brust nach, und er fühlte sich wieder wunderbar. Er hielt im Rückspiegel nach Verfolgern Ausschau und bemerkte nichts Verdächtiges. Dann betrachtete er sich selbst und bewunderte einmal mehr das Werk des Chirurgen. Er lächelte sich an.

11
    A
    ls sie sich den Zelten näherten, begann Rachel Walling den Tatort zu riechen. Der Wind trug den unverkennbaren Geruch von verwesendem Fleisch mit sich, als er sich durch das Lager hindurcharbeitete, die Zelte bauschte und wieder herauskam. Sie begann durch den Mund zu atmen, geplagt von einem Wissen, das sie

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