Die Runde der Rächer
Suko.
»Nein, ganz und gar nicht. So etwas ist mir in meiner langen Berufspraxis noch nie widerfahren. Das bekomme ich einfach nicht in die Reihe oder gebacken. Diese Monster sind doch keine Menschen – oder?«
»Nein, das sind sie nicht«, bestätigte ich.
»Und sie sind nicht mal tot«, fuhr er fort. »Ich habe gesehen, wie sie sich bewegten. Sie aßen dieses verfluchte Zeug aus den Schüsseln. Sie können sich nicht vorstellen, was das für mich bedeutete, als ich es beobachtete. Und diese Gestalt da am Kopfende des Tisches scheint ihr König oder ihr Anführer zu sein. Er sieht ja anders aus. Auch wenn sein Gesicht dunkel ist, es scheint mir verbrannt zu sein oder so ähnlich. Finde ich zumindest.«
»Haben Sie Nachforschungen getrieben?«
»Nein, Mr. Sinclair, das habe ich nicht. Das… das… habe ich mich nicht getraut. Es war einfach zu furchtbar, mit diesem Anblick konfrontiert zu werden. So etwas kann es in der Wirklichkeit doch gar nicht geben. Das ist grauenhaft. Man muss doch davon sprechen, dass der König und seine Vasallen eingekerkert worden sind. Ja, regelrecht lebendig begraben. Ein Unding.«
Er schaute Suko und mich an, um eine Bestätigung zu erhalten, und wir konnten nur nicken.
»Dann denken Sie auch so?«
»Ja.«
»Und Sie, Sir?«
Unser Chef, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, runzelte die Stirn. Er nahm dabei seine Brille ab und putzte die Gläser blank. Für mich war das mehr eine Geste der Verlegenheit. Vielleicht wollte er auch Zeit schinden, um noch etwas nachdenken zu können.
»Es ist alles nicht gut«, sagte er. »Ich möchte nicht davon sprechen, dass es unwahrscheinlich ist, aber Sie alle wissen selbst, dass wir bei unserer Arbeit mit den unglaublichsten Vorgängen konfrontiert werden, wobei ich diesen hier auch dazu zähle. Dennoch muss es ein Motiv geben, einen Hintergrund, wenn Sie verstehen. Diese – nun ja – Gestalten sitzen nicht von ungefähr oder grundlos in diesem Berg. Ich weiß es nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie irgendwann dorthin gelockt wurden, um dann lebendig begraben zu werden. Eine andere Lösung sehe ich nicht. Wobei sich gleichzeitig die Frage stellt, wer diese Monster überhaupt sind. Auf die Schnelle habe ich keine Erklärung, aber wir müssten schon einen Grund dafür finden. Es kann sich um eine uralte Rache handeln, und ich betone dabei den Begriff uralt. Das heißt nichts anderes, als dass es vor unserer bekannten Geschichtsrechnung passiert sein könnte. Was immer man damit verbinden mag.«
»Es kann auch eine andere Lösung geben«, sagte ich.
»Welche?«
Die Blicke der anderen ruhten gespannt auf mir. Auch wenn ein Fremder bei uns saß, hielt ich mit meiner Theorie nicht hinter dem Berg. McGregor war ein verlässlicher Mensch, der auch seinen Mund halten konnte, wenn er es für nötig hielt.
»Ich könnte mir auch vorstellen, dass dieser Berg so etwas wie ein Dimensionstor in seinem Innern gewesen ist oder noch ist. Das gebe ich zu bedenken.«
Suko nickte zum Zeichen, dass er einverstanden war. Sir James überlegte noch einen Augenblick. Bei der Antwort sprach er dann mehr zu sich selbst. »Ja, das könnte passen, denn für diese Art von Tor gibt es keine Hindernisse. Da kann der Berg noch so tief, hart und gewaltig sein. So muss man das sehen.«
»Eben.«
Flint McGregor hatte bisher zugehört. Jetzt konnte er nicht mehr an sich halten und schüttelte den Kopf. »Oh nein«, flüsterte er, »nur das nicht. Das ist ja keine Wirklichkeit. Das ist doch Kino oder so. Vielleicht Fantasy.«
Ich musste lachen, bevor ich die Antwort gab. »Sie können mir glauben, Mr. McGregor, manchmal übertrifft die Wirklichkeit alle Spekulationen. Das ist nun mal so.«
»Trotzdem kann ich es nicht nachvollziehen.«
»Es macht Ihnen auch niemand einen Vorwurf. Denken Sie nur daran, dass wir die Dinge auch so sehen müssen.«
»Erfahrungswerte?«
»So ungefähr.«
»Und wir werden nach Cumbria fahren müssen«, erklärte Suko. »Diese Aufnahmen sind zwar relativ gesehen optimal, aber die exakte Antwort können wir uns nur dort oben holen.«
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Sir James.
»Ich habe ja nichts gegen Ihren Optimismus«, übernahm McGregor wieder das Wort. »Aber täuschen Sie sich nicht. Wir haben es zum Beispiel nicht geschafft, diese durchsichtige Wand zu sprengen. Ich weiß nicht, aus welch einem Material sie besteht, wahrscheinlich ist das noch gar nicht entdeckt worden, aber wir als Experten standen
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