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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu ihm hinüberzugehen. Als er ihr zur Begrüßung zugenickt hatte, sagte sie streng: »Du gehörst ins Bett. Du brauchst Ruhe. Deine Hüfte braucht Ruhe. Hältst du nicht mindestens drei Tage Bettruhe ein, hast du noch wochenlang Schmerzen.« Selbst mit der Kraft eines Haruchai konnte er nicht einfach abschütteln, was ihm zugestoßen war.
    Er ignorierte ihre Ermahnung jedoch. »Ich bin noch hier«, antwortete er, »weil ich gehofft habe, dich von deiner Absicht abbringen zu können. Nun ist klar, dass du darauf beharrst. Ich werde nicht länger zögern.«
    Stave nickte ihr nochmals zu und hinkte auf den Versammlungsplatz hinaus. Seine verletzte Hüfte schien ein schmerzliches Stöhnen in der Luft zu hinterlassen, als er an ihr vorbeiging.
    Linden folgte ihm unwillkürlich. »Nein, Stave! So kannst du nicht reiten. Das kannst nicht einmal du. Sei um Himmels willen vernünftig. Deine Leute sind viel zu weit von hier entfernt. Sie können unmöglich rechtzeitig reagieren. Ob sie noch ein paar Tage länger nichts von dir hören, macht keinen Unterschied.«
    Stave sagte nichts, aber er musterte sie so verächtlich, dass sie zusammenzuckte und schwieg. Dann steckte er zwei Finger in den Mund und pfiff gellend laut.
    Einen Augenblick lang verstummten die Vögel in der Ferne, und die Luft selbst schien stillzustehen, erwartungsvoll zu schweigen. Nach kurzer Pause pfiff Stave erneut, und plötzlich drängten sich Ramen am Rand des Versammlungsplatzes, als hätte sein Pfiff nicht den Ranyhyn, sondern ihnen gegolten. Dann gellte sein Pfiff zum dritten Mal. Im nächsten Augenblick spürte Linden ein antwortendes Zittern unter ihren Stiefeln; einen Schauer der Erregung im Erdboden. Ein Wiehern wie Trompetenschall stieg über von Gras gedämpften donnernden Hufschlägen auf, und von den Bergen im Süden her kamen zwei Ranyhyn herangaloppiert: stolz wie Flammen an dem wärmer werdenden Tag.
    Linden hätte sie nicht wiedererkannt. Weil Stave letzte Nacht übel zugerichtet und sterbend in ihren Armen gelegen hatte, hatte sie kaum auf die großen Pferde geachtet. Sie hatte nur die Sterne auf ihren Stirnen und fast unbewusst ihre unbändige Energie wahrgenommen. Aber sie vermutete, dass es Hyn und Hynyn waren, die auf Staves Zeichen hin gekommen waren.
    Beide hatten den Ruf erhört, obwohl nur Hynyn Stave akzeptiert hatte.
    Trotz ihrer Größe schienen die Tiere geschmeidig wie Öl zwischen den Wohnstätten der Ramen hindurchzufließen. Als sie sich jedoch dem freien Platz näherten, blieb das kleinere Ranyhyn, eine Apfelschimmelstute mit ernstem Blick, zwischen den versammelten Ramen zurück. Ihr Gefährte, ein Rotschimmelhengst mit prachtvollem Schweif und hochmütiger Miene, trabte auf den Platz hinaus und machte erst vor Stave halt.
    Der Meister begrüßte Hynyn mit einer tiefen Verbeugung. Als er wieder den Kopf hob, sagte er halblaut: »Heil, Ranyhyn! Landläufer und Stolzträger.« Seine Stimme besaß das Timbre einer Anrufung, eines Rituals; aus ihr sprach förmlicher Respekt, den sein Volk seit Jahrtausenden nicht mehr ausgedrückt hatte. »Sonnenfleisch und Himmelsmähne, ich bin glücklich, dass du meinen Ruf gehört hast. Vor mir liegt eine dringende Reise. Willst du mich tragen?«
    Als Antwort darauf schüttelte der Hengst wie verneinend den Kopf, obwohl er sichtlich bereit war, seinen Reiter aufsitzen zu lassen.
    Stave schien zu zögern. Er sah sich nach den versammelten Ramen um; aber ihre offen zur Schau getragene Bewunderung verkündete nur, wie sehr sie die Ranyhyn verehrten.
    Linden runzelte die Stirn. Waren Hyn und Hynyn auf Staves Pfiff hin nur gekommen, um sich ihm zu verweigern? Um sich ihnen beiden zu verweigern?
    Stave zuckte nur leicht mit einer Schulter. Indem er die verletzte Hüfte schonte, sammelte er sich und war mit einem Sprung auf Hynyns Rücken. Trotz seiner Schmerzen wirkte er mit dem Ranyhyn zwischen den Schenkeln so natürlich, als gehöre er an diesen und an keinen anderen Ort.
    Hynyn warf den Kopf hoch, um seinen Reiter zu begrüßen. Die Ramen beobachteten die Szene wie gebannt und leicht beunruhigt. Stave hatte gesagt, die Niederlage der Bluthüter habe ein schlechtes Licht auf die Treue der Ramen geworfen. Vielleicht hatte er recht.
    Stave beugte sich nach vorn und murmelte Hynyn etwas ins Ohr. Der Hengst schüttelte erneut den Kopf und blieb beharrlich stehen. Als Stave versuchte, ihn leicht mit den Absätzen anzuspornen, legte Hynyn die Ohren an und scharrte mit den Hufen. Obwohl Linden

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