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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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brauchte. Vielleicht hat er versucht, dir deine Hilfeleistung auszureden, wie du jetzt versuchst, mir die meinige auszureden. Jedenfalls hast du dich aufzugeben geweigert. Trotzdem hast du eingestanden, dass du dir nicht hättest vorstellen können, was folgen würde. Hättest du die dir drohende Gefahr im Voraus erkannt, hättest du sie nicht ertragen können – das hast du selbst gesagt. Aber durch deine Weigerung, ihn im Stich zu lassen, bist du die Linden Avery geworden, die mir jetzt eine ähnliche Gefahr ersparen will.«
    Er legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Weißt du nicht, dass du aus meiner Sicht bewundernswert bist? Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich nicht den Wunsch habe, mich von dir als Vorbild abzuwenden? Du hast nicht die Absicht, die Erde zu vernichten, sondern willst sie retten, wie du auch deinen Sohn retten willst. Ich möchte das Ergebnis gemeinsam mit dir abwarten.«
    Linden weinte allzu leicht. Das hatte sie schon immer getan. Von seiner Bereitwilligkeit gerührt, blinzelte sie gegen die Tränen an, die in ihren Augenwinkeln brannten. Aber gerade weil sie sich nach Umarmungen sehnte, schob sie seine Hand mit einem Schulterzucken fort, denn seine Berührung war nicht die, nach der sie sich sehnte. Mit den Handflächen rieb sie sich die salzige Flüssigkeit von den Wangen und tat dann ihr Bestes, um sich für Liands Vertrauen zu revanchieren.
    »Wenn das deine ehrliche Überzeugung ist, hoffe ich, dass du mir den Rücken freihältst. Ich werde alle Hände voll zu tun haben.« Die Steuerung des Flusses der Zäsur würde alle ihre Kräfte erfordern. »Und wie du bestimmt schon gemerkt hast, verstehe ich mich nicht besonders gut darauf, mich um mich selbst zu kümmern.«
    Die Wärme des Lächelns, das seine Antwort war, gestattete Linden die Hoffnung, einmal zu Anmut imstande gewesen zu sein.
     
    *
     
    Über ihr wurde der Morgenhimmel sonnenhell, und Vögel besangen den neuen Tag. Der Morgentau schien das Gras zu erfrischen; der Sonnenschein glitt lautlos rasch über die Berge im Westen herab und erhellte die Grenze des Wanderns. Trotzdem würde direktes Sonnenlicht noch einige Zeit brauchen, um den Talboden zu erreichen. Die bizarr gezackten Gipfel im Osten ragten so hoch in den Morgenhimmel auf, dass Linden noch immer im Schatten saß.
    Sie wollte abwarten, bis das Sonnenlicht sie berührte, ehe sie den Weg beschritt, für den sie sich entschieden hatte. Sie wollte den Trost der Sonne auf der Haut spüren, sich von ihrem Segen die Angst aus den Knochen wärmen lassen. Aber ihr Gefühl, dringend handeln zu müssen, machte sie ruhelos, und schließlich konnte sie nicht länger stillsitzen. Sie brauchte Bewegung, die ihr helfen würde, ihre vielschichtigen Befürchtungen besser zu beherrschen. Also stand sie auf und fragte Pahni, wie die Ramen badeten.
    Die Seilträgerin führte sie schüchtern lächelnd in eine der Wohnstätten, bereitete ihr ein Becken mit warmem Wasser und zeigte ihr, wie sie sich in eine Decke hüllen konnte, um darunter ihre Kleidung abzulegen und Schmutz und Schweiß mit einem weichen Lappen abzuwaschen. Linden hätte sich am liebsten auch die Haare und vor allem ihre Kleidung gewaschen, aber die noch recht kalte Morgenluft hielt sie davon ab. Sie hatte keine Möglichkeit, Bluse und Jeans rasch zu trocknen, und sie besaß keine Sachen zum Wechseln. Trotzdem fühlte sie sich etwas sauberer, etwas besser vorbereitet, als sie auf den Versammlungsplatz zurückkehrte.
    Als Liand aufstand, um sie zu begrüßen, forderte sie ihn auf: »Komm, wir müssen los. Ich kann diese Sache nicht länger aufschieben. Du solltest dich bereitmachen. Ich werde die Ramen fragen, wie ich Hyn rufen kann.«
    Sie spürte, wie seine Anspannung wuchs, was der Steinhausener nicht zu verbergen versuchte. Trotzdem versprach er sofort: »Gut, ich beeile mich. Ich brauche nur etwas Proviant von den Ramen und muss mich um Somos Traglast kümmern.« Mit einem sorgenvollen Lächeln eilte er davon.
    Auch Linden riss sich zusammen, während sie sich nach jemandem umsah, der ihre Frage würde beantworten können. Sie erwartete, dass Bhapa, Pahni oder Char sich irgendwo in der Nähe bereithalten würden, aber stattdessen fiel ihr Blick auf Stave. Der Haruchai stand am Rand des freien Platzes und beobachtete sie, als hätte er erwartet, früher bemerkt zu werden.
    Er würde wissen, wie man die Ranyhyn rief.
    Sie wollte nicht mit ihm reden, aber sie zwang sich dazu, über das niedergetrampelte Gras

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