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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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innerlich mit den Schultern. Ernsthafter erkundigte sie sich: »Hast du eine Ahnung, wohin sie mit uns unterwegs sind? Fällt dir irgendwas ein, das ihr Verhalten erklären könnte?«
    Sie rechnete kaum mit einer Antwort. Vermutlich würde das Ausmaß ihrer Meinungsverschiedenheiten und Konflikte selbst eine einfache Unterhaltung unmöglich machen. Doch dann stellte sie fest, dass Stave, nachdem er seine Haltung dargelegt und seine Entscheidung getroffen hatte, damit zufrieden zu sein schien, sich zu benehmen, als hätte sich nichts verändert. »Ich weiß keine sichere Antwort«, erwiderte er ruhig. »Aber es gibt eine Geschichte, die Bannor von den Bluthütern zur Zeit des Zweiflers erzählt hat. Sie legt eine Antwort nahe.«
    »Bitte«, sagte Linden. »Erzähl sie mir.«
    »Diese Geschichte«, fuhr Stave fort, »handelt von der Suche Hoch-Lord Elenas und Ur-Lord Covenants nach dem Siebten Kreis von Kevins Lehre. Obwohl sie es nicht ahnten, suchten sie Erdblut und die Macht des Gebots. Du hast gehört, was geschehen ist, als Ur-Lord Covenant erstmals die Ranyhyn gerufen hat: Sie kamen in großer Zahl, richteten sich ehrerbietig und angstvoll vor ihm auf, boten sich ihm alle als Reittier an. Dennoch wies er ihr Angebot zurück, wofür die Ramen ihn noch heute in größeren Ehren halten als alle Lords und Bluthüter. Statt eines der Ranyhyn zu reiten, bat er sie, ihm einen Dienst zu erweisen.
    In Steinhausen Mithil hatte er einer Frau des Landes bitter Unrecht getan: Lena, Tochter Atiarans, die später Hoch-Lord Elena gebar. Vielleicht in der Hoffnung, dieses Unrecht abzumildern, bat er die Ranyhyn, dafür zu sorgen, dass jedes Jahr eines von ihnen Lena besuchte, denn sie liebte die großen Pferde. Diesen Dienst leisteten die Ranyhyn unfehlbar treu, bis der Zweifler selbst sie von dieser Verpflichtung entband.«
    Lindens Ängstlichkeit legte sich allmählich, als sie sich auf Hyns Rücken sicherer zu fühlen begann. Sobald sie die Wohnstätten der Ramen hinter sich gelassen hatten, steigerten die Ranyhyn ihr Tempo zu einem mühelosen, fließenden Galopp, der sie rasch durch das hohe Gras trug. Bei diesem Tempo hätte Lindens Besorgnis eher zunehmen müssen, aber die Stute verstand es, ihr unsicheres Gleichgewicht zu kompensieren. Nach ihrer anfänglichen Beklommenheit merkte Linden jetzt, dass sie sich beim Klang von Staves Stimme entspannen konnte.
    Sie wusste, was er mit ›bitterem Unrecht‹ meinte. Covenant hatte ihr von seinem Verbrechen an Lena erzählt, aber der Rest dieser Geschichte war ihr unbekannt.
    »In späteren Jahren«, fuhr Stave fort, »in Hoch-Lord Elenas Kindheit, ließ Lena manchmal ihre Tochter an ihrer Stelle ausreiten. Davon hat der Hoch-Lord in Bannors Gegenwart erzählt, während der Ur-Lord und sie in einem Boot über den flammenden See der Erdwurzel trieben. Sie schilderte einen Ritt, der kein Ausdruck eigener Wünsche, sondern des Willens ihrer Ranyhyn-Stute Myrha gewesen war.«
    Vor Hyn und Hynyn rückten die Berge zusammen, bis sie eine schluchtartige Passage zwischen steilen Felswänden bildeten. Als die großen Pferde ihr Tempo noch weiter steigerten, schien die Schlucht mit jedem Galoppsprung merklich näher zu kommen. Auf beiden Seiten nahm Linden das Gras, einzelne Büsche und die wenigen Aliantha -Sträucher nur noch verschwommen wahr. Zu ihrer Überraschung begann ihr Hyns Schnelligkeit Spaß zu machen. Dass die Ramen die Ranyhyn bewunderten und ihnen dienten, war unschwer zu verstehen. Wie so vieles im Land außerhalb Lord Fouls Einflussbereich waren die Ranyhyn klar erkennbar kostbar.
    Aber Linden wusste nicht, ob sie würde leisten können, was die Pferde von ihr erwarteten.
    »Was ist damals passiert?«, rief sie durch den Wind zu Stave hinüber.
    »Wie der Hoch-Lord berichtet hat, hat Myrha sie zu einem unheimlichen See zwischen den Bergen des Südlandrückens getragen, in dem Hunderte von Ranyhyn versammelt waren. Die Tiere galoppierten wie in Ekstase durch das Tal, in dem der Bergsee lag, und machten nur gelegentlich eine Pause, um von dem dunklen Seewasser zu trinken. Als der Hoch-Lord ebenfalls davon trank, fand sie sich im Geist mit den großen Pferden vereint, hatte teil an ihren Gedanken und Absichten. So erfuhr sie, dass sie an den Bergsee gebracht worden war, um an dem Rösserritual von Kelenbhrabanal, des Vaters der Pferde, des Hengstes der Erstherde, teilzunehmen. Dieses Ritual der Ranyhyn fand einmal in jeder Generation statt, damit Kelenbhrabanals schreckliches

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