Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
diesem Augenblick unerheblich. Hilf mir aufzusitzen.«
    Hyn wieherte zustimmend, als Bhapa die Hände faltete, um einen Steigbügel zu bilden. Linden beeilte sich, in seine Hand zu treten, um nicht zögerlich zu wirken, und griff nach oben, aber selbst dann hätte sie vielleicht nicht aufsitzen können. Die Höhe war zu groß, schien ihr einen Augenblick lang unüberwindbar. Aber Bhapa hob sie noch höher, bis er sie nicht gerade sanft auf den Rücken der Stute beförderte. Indem Linden sich mit beiden Händen an Hyns seidiger Mähne festklammerte, versuchte sie, ein neues Gleichgewicht auf dem Pferderücken zu finden.
    Hyn machte rücksichtsvoll umständlich kehrt, bis sie mit dem Land hinter sich nach Süden blickte. Gleichzeitig wendete Hynyn rascher und brachte Stave mit wenigen Schritten an Lindens Seite. Die beiden Ranyhyn wollten offenbar in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    »Linden!«, rief Liand besorgt. Er zerrte Somo rasch auf den Versammlungsplatz und schwang sich dann auf den Rücken des Mustangs.
    Hynyn antwortete mit strengem Wiehern, und Hyn keilte leicht aus, zeigte dem Schecken die Hufe. Als die Ranyhyn sich in Bewegung setzten, weigerte Somo sich, ihnen zu folgen.
    Liand blaffte einen Befehl, spornte den Schecken mit den Hacken an und riss an den Zügeln, aber Somo ließ den Kopf hängen und war zu keinem Schritt zu bewegen. »Linden!«, rief er nochmals, zornig und erschrocken zugleich. »Warte doch ...! Ich muss dich begleiten.«
    »Halt«, sagte Linden leise zu der Stute, »warte, geh noch nicht. Ich habe ihm versprochen, dass er mitkommen darf.«
    Doch die Ranyhyn ignorierten sie. Majestätisch wie Fregatten segelten Hyn und Hynyn zwischen den Ramen hindurch vom Versammlungsplatz.
    Linden wäre fast von Hyns Rücken gestürzt, weil sie sich umdrehte, um Liands Kampf mit Somo zu beobachten. Dann mischten sich zwei Seilträger ein, die Liand offenbar drängten, Somos Weigerung zu akzeptieren; und Mähnenhüter Dohn erklärte Linden: »Das ist der Wille der Ranyhyn. Sie billigen die Anwesenheit des Steinhauseners nicht. Sei trotzdem unbesorgt, Ring-Than. Du findest ihn bei deiner Rückkehr sicher unter uns vor. Er wird eines Tages noch mit dir reiten.«
    Liand protestierte und schrie laut auf vor Verzweiflung. Er sprang vom Pferd und rannte hinter Linden her; das Funkeln in seinen Augen und die entschlossene Haltung seiner Schultern verkündeten, dass er die Absicht hatte, ihr so lange und so weit zu Fuß zu folgen, wie es notwendig war. Doch die Seilträger hielten ihn sofort auf. Er widersetzte sich ihnen aufgebracht, bis Mähnenhüterin Hami energisch seinen Namen rief.
    »Der Wille der Ranyhyn ist offenkundig«, erklärte sie ihm streng. »Wir werden nicht zulassen, dass du dich gegen ihn auflehnst.« Als Liand endlich seinen Widerstand aufgab, fügte sie freundlicher hinzu: »Hyn wird die Ring-Than mit ihrem Leben beschützen.«
    Vielleicht protestierte Liand weiter. Vielleicht bemühte Hami sich weiter, den jungen Mann zu beschwichtigen. Aber Linden konnte sie nicht mehr hören. Hyn hatte sie außerhalb der Hörweite getragen.
    Vorläufig schien der Erdboden auf beiden Seiten schwindelerregend tief unter ihr zu liegen. Sie saß allzu hoch auf einem Reittier, das ihr nicht gehorchte, und ihre Beine waren zu weit gespreizt. Nur ihr Griff in Hyns Mähne sicherte sie notdürftig, doch dies war ein unsicherer Halt: Das feine Haar würde ihr durch die Finger rutschen, sobald sie darauf angewiesen war.
    Sie hatte Pläne geschmiedet, Versprechungen gemacht, aber sie schien keinen Einfluss darauf zu haben, ob sie ihr Wort halten konnte oder nicht.
    Linden wollte von Stave Erklärungen fordern, obwohl sie wusste, dass er keine zu geben hatte. Aber seine Schmerzen waren im Morgenlicht deutlich erkennbar, und ihre Heftigkeit schnürte Linden die Kehle zu. Trotz ihrer eigenen tief sitzenden Ängste vermutete sie, dass das Verhalten der Ranyhyn ihn noch mehr beunruhigte. Sie war nur ängstlich ... und durch die Unfähigkeit frustriert, ihre Vorhaben in die Tat umzusetzen. Stave dagegen erlebte eine Umwälzung der uralten Beziehung zwischen seinem Volk und den großen Pferden.
    Mehr um ihrer selbst als um seinetwillen – sie kannte die Haruchai als völlig humorlos –, versuchte sie, das Schweigen aufzulockern, um sich von den eigenen Ängsten abzulenken. »Nun«, sagte sie, »da hast du uns wieder etwas Schönes eingebrockt.«
    Er sah nicht einmal zu ihr hinüber.
    Linden zuckte

Weitere Kostenlose Bücher