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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Aufstieg. Ganz allmählich stieg er aus der Vergessenheit empor zu einem Unort ohne Geräusche und definierte Formen, wo sich alles in einem verschwommenen grauen Ozean auflöste, in den traumumfangenen Untiefen des Schlafs. Er hatte das Gefühl, sich durch zähen Morast ans Ufer zu kämpfen, und je heller es wurde, desto besser konnte er sich erinnern … an Gegenstände, Gesichter, Orte, alptraumhafte Begegnungen. In seinen Gedanken schreckte er vor diesen Absurditäten zurück, doch sie verfolgten ihn, eine packte ihn bei der Schulter, und die davon ausgehende Kälte drang ihm bis ins Mark …
    Er schlug die Augen auf und stellte fest, dass er in Seitenlage in einem bequemen Bett lag, in einem Raum, in den kühles, rosiges Morgenlicht fiel. Er nahm einen schwachen Geruch wahr, und einen Moment lang stellte er sich vor, er befände sich in seinem Wohnhaus in einem Bonner Vorort. Doch er wusste, das war unmöglich, denn vor kurzem hatte er sich noch auf Darien aufgehalten.
    »Wie geht es Ihnen?«
    Die Stimme klang androgyn und war mittenbetont, ohne besondere Höhen und Tiefen. Sie kam vom Fußende des Bettes, und als er die leichte Decke beiseiteschlug und sich aufsetzte, erblickte er eine seltsame Gestalt in einem dunkelblauen Gewand, deren Gesicht hinter einer archaischen,
blassen Maske verborgen war. Dann aber bewegten sich auf einmal die Lippen.
    »Ich bin ein Proximal des Konstrukts - wenn Sie mit mir sprechen, sprechen Sie mit dem Konstrukt …«
    »Weshalb tritt mir das Konstrukt nicht persönlich gegenüber?«, fragte er.
    »Das Konstrukt ist eine künstliche Wesenheit. Sein künstliches Bewusstsein und seine kognitiven Zentren interagieren auf unterschiedlichen Ebenen, doch der physischen Manifestation sind enge Grenzen gesetzt.«
    »Dann repräsentieren Sie also das Konstrukt - entspricht Ihr Äußeres dessen tatsächlicher Erscheinung?«
    »Nein, Robert Horst - das dient allein dazu, Ihnen etwas mehr Orientierung zu geben. Wäre es Ihnen lieber, wenn ich Ihnen meine reale Erscheinung präsentieren würde?«
    »Ja, das wäre mir sehr recht.«
    Das Proximal nahm die Gesichtsmaske ab, legte das blaue Gewand ab und knautschte alles zu einem kleinen Bündel zusammen. Darunter kam ein schlanker, sanduhrförmiger Metalltorso mit stockartigen Armen und Beinen und einem schmalen Zylinder mit abgerundeter Oberseite als Kopf zum Vorschein. Die chromspiegelnde Oberfläche war teilweise mit fremdartigen geometrischen Mustern oder texturierten Quadraten bedeckt, die an Aluminium, gebürstetes Gold, undurchsichtiges Glas oder Obsidian erinnerten, während sich auf den übrigen Flächen der Raum widerspiegelte.
    »Nun, Robert Horst, wie geht es Ihnen?«
    »Eigentlich recht gut.« Tatsächlich fühlte er sich hellwach und hatte weder Schmerzen noch irgendwelche Zipperlein. Harry allerdings vermisste er wie einen gezogenen Zahn.

    »Ausgezeichnet, Robert Horst, der Heilungsprozess ist also erfolgreich verlaufen. Bei Ihrem mutigen Kampf mit dem Vermax haben Sie sich schwer verletzt. Durch die Berührung mit der Kezeq-Scherbe ist Ihre Haut gerissen und das zentrale Nervensystem wurde geschädigt, deshalb mussten wir tätig werden. Damit Ihr Körper das zerstörte Gewebe regenerieren konnte, haben wir Ihr entropisches Wesen suspendiert und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt, als der Heilungsprozess abgeschlossen war.«
    »Verzeihung … äh … Konstrukt, aber das verstehe ich nicht.«
    Ein glänzender Metallarm hielt ihm einen kleinen Spiegel vor. »Ihr physisches Alter wurde um zwanzig Jahre reduziert.«
    Verblüfft betrachtete er seine glatte Haut, sein blondes Haar, das nicht im Geringsten angegraut war (auch die Geheimratsecken waren verschwunden). Seine Augen leuchteten wie in seiner Jugend, wenngleich noch ein Schatten darin lag, ein Rest von Trauer über Rosas Tod, der vielleicht niemals weggehen würde. Dann runzelte er die Stirn.
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar für das alles«, sagte Robert. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie keine Gegenleistung dafür erwarten.«
    »Sie sind sehr aufmerksam.« Das Proximal zögerte. »Sie sind an einem bedeutsamen Entscheidungsnexus aufgetaucht, der einen langen Vorlauf hatte. Jeder Extrakt klammert wichtige Details aus, doch Sie haben ein Recht auf Kenntnis des Zusammenhangs, deshalb will ich eine Zusammenfassung wenigstens versuchen. Wie Sie vielleicht schon wissen, umfasst der Hyperraum zahlreiche Schichten, und ich glaube, Ihnen ist inzwischen

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