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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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diesen Ort verschwenden - was haben die Erdmenschen denn schon für uns getan? Wir wissen nur, was sie uns angetan haben …«
    »In der Erdsphäre und der Liga Vox Humana gibt es viele weitere Menschenkolonien«, sagte Arkadi. »Wenn wir uns Bewegungsfreiheit verschaffen können, sollten wir vielleicht eine dieser Kolonien anfliegen und dort ein neues Leben beginnen.«
    »Wir könnten auch unsere eigene Kolonie gründen«, schlug Konstantin vor.
    Außer Julia wandte niemand den Kopf, Ausdruck allgemeiner Missbilligung.
    »Eines dürfen wir nicht vergessen«, sagte Julia. »In der Fremde werden wir als absonderlich gelten, vielleicht sogar als Krüppel - auf Darien genießen wir Achtung.«
    »Man hat uns dort verachtet«, entgegnete Thorold. »Unser Leben war geprägt vom schlechten Gewissen und der Angst der anderen.«

    Irenya schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Thorold, aber so einfach ist das nicht - viele Normalos schämen sich und möchten mit uns in Kontakt treten.«
    »Sentimentale Einbildung«, sagte Thorold. »Vielleicht bist du ja diejenige, die sich schämt …«
    Julia neigte sich vor, ehe das Geplänkel ausarten konnte.
    »Lasst euch alle Aspekte durch den Kopf gehen - sollte sich uns eine Möglichkeit bieten, unseren eigenen Weg zu gehen, müssen wir zu einer Übereinkunft gelangen.«
    Ihr Vorschlag wurde mit zustimmendem Gemurmel aufgenommen. Julia rückte den Stuhl vom Tisch ab, packte die Notizen aus, die sie sich an der Rechenkonsole gemacht hatte, und begann zu lesen. Ihre Gedanken aber kreisten weiterhin um die Themen, die sie gegenüber den anderen nicht angesprochen hatte.
    Wir sind nur eingeschränkt gesellschaftsfähig , dachte sie. Sobald es um Themen geht, die nichts mit Theorie und Technik zu tun haben, nehmen wir zu oberflächlichen kollektiven Plattitüden Zuflucht.
    Außerdem hatte Irenya weitgehend Recht. Seit Monaten schon hegte Julia zahlreiche Zweifel hinsichtlich der Beziehung zwischen Getunten und den »Normalos«, den gewöhnlichen Kolonisten, die Solvjeg, Major Karlssons Schwester, in Akessons Bauernhaus konkretisiert hatte. Zunächst hatte sie sich nach Ulrike erkundigt, an die Julia sich noch gut erinnerte - sie war vielseitig begabt gewesen und auch gut mit anderen Menschen ausgekommen, aber etwas in ihr hatte das Leben nicht ertragen und schließlich die Oberhand gewonnen.
    Und als Pjatkow sie zum Bus geleitete, hatte sie etwas Erstaunliches gesagt: »Ihr seid alle einzigartig, Julia. Es mag sein, dass die Gesellschaft einen Fehler gemacht hat,
aber ihr seid dennoch ein Teil von uns; ihr seid die Kinder unserer Gesellschaft, und das nicht nur deshalb, weil wir möchten, dass ihr uns verzeiht.«
    Diese Bemerkung hatte sie bis ins Mark erschüttert. Dann mussten sie abfahren, und da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, hatte sie der älteren Frau die Hand geschüttelt und war eingestiegen. Seitdem gingen ihr Solvjegs Worte immer wieder durch den Kopf, und sie bedauerte, nichts darauf erwidert zu haben,
    Und dann sind da noch die Dinge, die ich besser nicht gesagt hätte, dachte sie eingedenk ihrer Begegnung mit Catriona auf Niwjesta. Vielleicht sollten wir deshalb nach Hause zurückkehren, damit wir das Richtige sagen können.

Legion
    Auf Yndesi Tetro, in der undurchdringlichen eiskalten Tiefe des großen Westmeeres, sann am Grund einer lichtlosen Spalte ein gequältes Bewusstsein über die Gründe seines Scheiterns nach. Einer seiner unersetzlichen Sprösslinge war gestorben, ohne seine Aufgabe erfüllt zu haben. Die Information stammte von zwei anderen Sprösslingen, die ihm versichert hatten, sie würden unermüdlich auf das Ziel hinarbeiten, auch wenn sie dabei unterschiedliche Wege verfolgten.
    Der Kummer setzte ihm zu, die Trauer über den gescheiterten Plan und den physischen Verlust. Er war geschwächt, reduziert, klammerte sich aber unerschütterlich an sein Ziel und die Doktrin der Konvergenz, die ihm die Kraft verlieh, den Schmerz zu ertragen und in die Zukunft zu planen. Es war durchaus möglich, neue Neuralsubstanz zu bilden, doch über die Fähigkeit dazu verfügten
nur bestimmte Orden der Legionsritter. So lange, bis die Überlebenden der bestraften Vorläufer aus den zermalmenden, höllenartigen Tiefen des Hyperraums freigelassen wurden, würde er seine finstere, lautlose Existenz in diesem Meeresabgrund ohne Beistand weiterführen müssen.
    Ungeachtet der Versicherungen seiner Sprösslinge nagte der Zweifel an ihm. Was wäre, wenn es den verachteten

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