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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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einzige sein, das aus dem Netz genommen wurde.« Er hackt auf die Tasten.
    »So einfach kann man doch keine Internetseite sperren, Ethan!«
    »Hier.« Er deutet auf eine Nachricht und liest vor: »Inzwischen hat Brain Network bestätigt, dass es sich bei denTodesfällen in Hamburg und Berlin um eine Prionenerkrankung handelt, die der Creutzfeldt-Jakob-Variante ähnelt. Ungesicherten Angaben zufolge traten Todesfälle durch die sogenannte BDP, Brain Desease Caused By Prions, auch in Uganda auf. Prionen werden durch eiweißhaltige Nahrung aufgenommen, können aber auch durch Blutübertragung weitergegeben werden. Spekulationen und Behauptungen, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel das krank machende Prion in sich tragen, werden von Agrarfirmen und Nahrungsmittelherstellern sowie von namhaften Wissenschaftlern entschieden zurückgewiesen.
    Verschiedenen Pressemeldungen zufolge handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung.«
    »Autoimmunerkrankung?« Allmählich beginnt sie zu begreifen. »Das ist … gezielte Desinformation.«
    »Exakt. Warte, hier: Auf die europäische Zentrale von Edenvalley in Genf wurde vor zwei Stunden ein Bombenanschlag verübt. Ein Schwerlaster fuhr ferngesteuert auf das Firmengelände, durchbrach die Absperrungen und raste in die Lobby des Verwaltungsgebäudes. Da sich um diese Uhrzeit nur wenige Mitarbeiter im Gebäude aufhielten, wurde niemand verletzt. Der Sachschaden beläuft sich jedoch auf mindestens vier Millionen Euro.«
    Océane, denkt sie. Vielleicht wollte man Océane töten.
    »Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Latté und der Agrarriese Edenvalley sprechen von einer globalen Kampagne militanter Ökogruppen, mit dem Ziel, die Gentechnologie vernichtend zu schlagen. Tatsächlich fand man bei Razzien in Büros von Umweltgruppen in Prag, Berlin, Paris, London und Den Haag belastendes Material. Worum es sich im Einzelnen handelt, wurde jedoch nicht bekannt gegeben.« Er sieht auf. »Wir müssen weg, Camille, und zwar jetzt.«
    »Aber wir fliegen doch sowieso morgen …«
    »Jetzt, Camille.« Schon ist er aufgestanden und geht zumFenster, sieht hinaus. »Glaubst du, jemand gibt sich damit zufrieden, deine Website zu sperren?«
    »Das ist doch absurd!« Doch sie weiß, dass er recht hat. Nach allem, was passiert ist. Und wenn doch Océane … Aber warum wollte sie unbedingt, dass sie und Ethan nach Ellesmere Island kommen?
    »Los, wo ist deine Tasche?«
    »Aber wohin …«
    »Zu einer Freundin und dann zum Flughafen.«
    »Du willst immer noch nach Ellesmere Island?«, fragt sie.
    Abrupt dreht er sich um. »Ja.«
    »Und wenn es eine Falle ist?«
    »Océane Rousseau ist auch dort. Alles andere spielt keine Rolle.«

    Manchmal hat sie das Gefühl, dass sie eine unbeteiligte Beobachterin ist. Aber nur manchmal. Manchmal stellt sie sich vor, wie es wäre, Ethan näher kennenzulernen. Oder wie es wäre, wenn er und sie die Vergangenheit ruhen ließen und einfach neu anfangen würden.
    Rasch packt sie ein paar Sachen ein. Als sie ihre Daunenjacke anzieht und die Tasche über die Schulter hängt, fragt sie sich zum ersten Mal, was danach kommt. Plötzlich ist ihr klar, dass es ein Kampf auf Leben und Tod werden wird.
    »Was ist?« Ethan dreht sich an der Tür zu ihr um.
    »Ethan …« Dann kommt sie nicht weiter.
    »Ja?«
    Sie lässt die Tasche wieder von der Schulter gleiten, weiß nicht, wie sie es sagen soll.
    »Was ist?«, fragt er ungeduldig.
    Sie sucht nach einem Signal, nach irgendetwas in seinem Gesicht, in seiner Haltung, das ihr sagt, dass auch er etwas für sie empfindet, dass auch er sich ein anderes Leben vorstellen könnte. Sie findet nichts.
    »Warum steigen wir nicht einfach aus?«, fragt sie trotzdem. »Es ist so viel passiert …«
    »Was willst du, Camille?«, sagt er schroff.
    Er begreift noch immer nicht. Sie sollte aufgeben. Auf einmal ist ihr klar, dass sie diesen Kampf auf Ellesmere nicht will … Warum nur hat sie so lange darauf hingearbeitet … auf die Katastrophe? »Ethan …« Sie macht einen Schritt auf ihn zu.
    Doch schon im selben Moment weiß sie, dass sie verloren hat, das sagt ihr nicht nur sein abweisender Blick.
    »Camille … seien wir ehrlich: Darum ist es uns nie gegangen.«
    »Es gibt Dinge, die kann man erst mal nicht zulassen …« Sie hat es sich nicht erlaubt, ihn zu mögen. Sie hat die Möglichkeit immer wieder verdrängt, sie war viel zu sehr mit ihren Zielen beschäftigt … »Aber es ist noch nicht zu spät …« Auf einmal glaubt sie

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