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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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ungesicherte Informationen eine Massenpanik auslösen.
    »Ich verstehe … Nun, diese Prionen können über das Blut oder durch die Nahrung in den Organismus gelangen. Wenn wir also wüssten, was die Ratten zu fressen bekommen haben, dann …«
    »Das wissen wir nicht.« Sie kann ihn unmöglich in die Ermittlungen einweihen.
    »Das klingt nicht gut, Inspecteur Lejeune.«
    Gedankenverloren starrt sie auf den Monitor, ohne etwas zu sehen. Wenn tatsächlich Nahrung vergiftet wäre, dann wären die Folgen unabsehbar, dann …
    »Übrigens …« David räuspert sich.
    »Ja?«
    »Ich sollte doch Tout Menti! überprüfen.«
    »Und?«
    »Die Versicherung hat sich die Geräte mal genau angesehen.«
    »Ja?«
    »Da gibt’s wohl ein paar Merkwürdigkeiten.«
    »Aha …« Sie horcht auf. Warum nur fühle ich mich immer dann am lebendigsten, wenn ich gegen das Böse kämpfen kann?
12  
Mittwoch, 9. April
    »Du kennst doch den Film, in dem ein Killer den amerikanischen Präsidenten abknallen will. Sein Gegenspieler ist Clint Eastwood, ein alter Sicherheitsbeamter. He, den Titel hab ich vergessen, aber da hat der Mörder so eine kleine zusammenbaubare Plastikpistole gehabt, weil er durch die Sicherheitskontrollen musste.«
    Das, was Zouzou ihm daraufhin in die Hand gedrückt hat, besteht aus zwei röhrenähnlichen Teilen, ist weiß, aus Plastik und hat zwei Schuss. Kunststoffgeschosse mit Metallanteilen.
    »Hast Glück. Hab ich mal nachgebaut. Du musst es zusammenstecken und kannst höchstens, sagen wir, sechs Schuss abgeben, dann ist das Ding hin. Plastik ist kein Metall, klar?« Zouzou hat ihm zugezwinkert. »Deshalb macht es auch nicht beep bei der Kontrolle.« Er soll so nah wie möglich an das Ziel rangehen und ein paar Tage vorher zwei Übungsschüsse abgeben.
    Aber dazu bleibt ihm keine Zeit.
    Er hat die U-Bahn genommen, so wie früher, so, als würde er noch immer sein altes Leben leben. Ohne nachzudenken, ist er ausgestiegen und steht nun vor der Tür seines Hauses.
    Warum kann man nicht die Zeit zurückdrehen? Etwas ungeschehen machen?
    Er weiß, er hält es nicht mehr in Camilles Appartement aus. Die Rolle des Gastes ist ihm auf Dauer unerträglich. Alser die Haustür aufschließt, will er sich für einen Moment sentimentalen Erinnerungen hingeben. Die erste Wohnungsbesichtigung, der Einzug … Doch er verdrängt die Gedanken, nimmt die Treppe und kommt außer Atem im obersten Stockwerk an. Dort reißt er die Versiegelung an seiner Wohnungstür auf.
    Einen kurzen Moment glaubt er den Hauch von Sylvies Parfüm wahrzunehmen. Doch schon ist es vorbei, und sein Blick fällt auf die dunklen Flecken auf dem Parkett und die getrockneten Blutspritzer an der Wand. Zielstrebig geht er zum Kleiderschrank im Flur, nimmt die rote Reisetasche aus Mailand und packt seine Skihose und eine warme Fleece-Jacke ein, außerdem Mütze, Handschuhe und Winterstiefel. Die beiden Teile der Pistole und die Patronen verstaut er an separaten Stellen der Reisetasche, dann zieht er den Reißverschluss zu.
    Einem letzten Rundgang durch die Wohnung kann er nicht widerstehen. Die Pflanzen im Wohnzimmer brauchen Wasser. Die Azalee ist vertrocknet, auf dem Boden liegen überall welke braune Blätter. Die Kirsche auf der Dachterrasse ist kahl. Er will die Gießkanne nehmen, sie füllen, doch dann lässt er es. Er geht wieder hinein, verschließt die Terrassentür. Die Küche verströmt noch ein wenig von dem typischen Geruch nach Kaffee, Kräutern der Provence und erkaltetem Olivenöl. Das Gästezimmer wäre das Kinderzimmer geworden. Im Regal in seinem Arbeitszimmer steht ein Foto von Sylvie. Er nimmt es aus dem Rahmen und steckt es in die Innentasche seiner Skijacke. Ich habe es dir versprochen, Sylvie, ich kriege sie, ich bin ganz nah dran …
    Vielleicht wird er nicht von Ellesmere Island zurückkehren. Vielleicht wird es seine letzte Reise sein.
    Er schließt die Tür, muss zurück zu Camille. Sie müssen ihre Flüge buchen. Paris –Toronto. Von dort nach Resolute Bay auf Cornwallis Island, dann auf die NachbarinselEllesmere Island. Tundra und Gletscher überziehen Ellesmere Island, hat er gelesen. Und es gibt nur drei Siedlungen, die das ganze Jahr über bewohnt sind: die Wetterstation, die Militärstation und die Inuit-Siedlung Grise Fjord am Fuße des Berges, in den die Saatgutbank Noah’s Arch hineingebaut wurde. Ein Hochsicherheitsschacht aus Stahlbeton.
13
    Es war ein Schock. Christian hat es ihr am Telefon gesagt. Dass er ein großartiges

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