Die Saat
Name ist Fet. Vasiliy Fet. Ich bin bei der städtischen Schädlingsbekämpfung. Unter anderem arbeite ich an einem Pilotprojekt zur integrierten Schädlingskontrolle in Lower Manhattan, bei dem die CDC siebenhundertfünfzigtausend Dollar zugeschossen hat. Daher hab ich auch diese Nummer ... Sie sind dieser Goodweather, hab ich Recht?«
Eph zögerte einen Moment. »Ja, der bin ich.«
»Dann könnte man wohl sagen, dass ich für Sie arbeite.
Mir fällt niemand ein, an den ich mich sonst wenden könnte. Die Anzeichen sind kaum zu übersehen.«
»Es geht aber nicht um die Sonnenfinsternis.«
»So schlau bin ich auch. Ich glaube, Sie sollten dringend mal herkommen. Ich hab hier was, das müssen Sie sich ansehen.«
Stoneheart Group, Manhattan
Sie trennten sich, damit jeder auf eigene Faust Nachforschungen anstellen konnte. Eph beschloss, sich die Stoneheart Group vorzunehmen.
Mit seinem CDC-Ausweis kam er mühelos durch die Sicherheitskontrolle am Haupteingang des riesigen Gebäudes in Midtown Manhattan. Auf der sechsundsiebzigsten Etage allerdings musste er die Aufzüge wechseln, um in die obersten zehn Stockwerke zu gelangen.
Zwei massige Bodyguards standen auf dem Firmenlogo aus Messing, das in den Fußboden eingelassen war, und versperrten ihm den Weg. Hinter ihnen schoben Möbelpacker auf Sackkarren große medizinische Geräte durch die Lobby.
Eph bat darum, Eldritch Palmer sprechen zu dürfen.
Der größere der beiden Bodyguards hätte beinahe gelacht.
Sein Schulterhalfter wölbte sich auffällig unter der Jacke. »Mr. Palmer empfängt keine Besucher ohne vorherige Anmeldung.«
Eph erkannte einen der Apparate, die gerade demontiert und in Kisten verpackt wurden. Ein ziemlich teures Dialysegerät der Firma Fresenius, wie es üblicherweise nur in Krankenhäusern verwendet wurde. »Sie packen?« Er tat so, als würde er laut nachdenken. »Ein Umzug, wie? Verlassen Sie New York, solange es noch geht? Aber kommt
Mr. Palmer denn ohne seine künstliche Niere überhaupt zurecht?«
Die Bodyguards antworteten nicht, sahen sich nicht einmal um.
Da verstand Eph, was hier vor sich ging. Oder glaubte es zumindest.
Kurz darauf traf er sich wieder mit Nora und Setrakian vor Jims und Sylvias Wohnung an der Upper East Side.
»Es war Palmer, der den Meister nach Amerika gebracht hat«, sagte Setrakian. »Er ist bereit, alles zu riskieren - selbst die Zukunft der Menschheit -, um sein Ziel zu verwirklichen.«
»Und was ist sein Ziel?«, fragte Nora. »Eldritch Palmer will unsterblich werden.«
»Nicht, wenn wir es verhindern können«, sagte Eph. »Ich begrüße Ihre Entschlossenheit. Aber durch seinen Einfluss und Reichtum hat mein alter Bekannter jeden nur denkbaren Vorteil. Und jetzt geht es für ihn um alles oder nichts. Es gibt kein Zurück mehr. Er wird alles tun, was in seiner Macht steht.«
Eph widerstrebte es, über das nachzudenken, was Setrakian hier andeutete - am Ende würde er noch herausfinden, dass er einen aussichtslosen Kampf führte. Also konzentrierte er sich auf den nächsten Schritt, blendete alles andere aus. »Was haben Sie herausgefunden?«
»Mein kurzer Abstecher zur New York Historical Society war äußerst fruchtbar. Die Immobilie, die jetzt Gabriel Bolivar gehört, wurde während der Prohibition von einem Schwarzbrenner und Schmuggler völlig umgebaut. Das Haus wurde zigmal durchsucht, aber nie konnte dabei mehr als ein halber Liter illegaler Schnaps beschlagnahmt werden. Und zwar - wie man sich erzählte - aufgrund eines ausgedehnten Netzes von Tunneln und unterirdischen Brennereien. Einige dieser Tunnel wurden übrigens später für den Bau der U-Bahn erweitert.«
Eph sah Nora an. »Und bei dir?«
»So ziemlich das Gleiche. Ich kann noch ergänzen, dass Bolivar das Haus ausdrücklich deshalb haben wollte, weil es mal eine Schwarzbrennerbude war - und weil einer der Vorbesitzer angeblich ein Satanist war, der um die Jahrhundertwende auf dem Dach schwarze Messen abhielt. Bolivar lässt das Gebäude seit etwa einem Jahr renovieren und gleichzeitig mit dem Haus direkt daneben verbinden, wodurch einer der größten privaten Wohnsitze New Yorks entsteht. «
»Sehr gut. Warst du in der Bibliothek?«
»Nein.« Nora reichte Eph einige Ausdrucke, die das Hausinnere mit den in den 30er Jahren angelegten Geheimgängen zeigten. »Auf der Internetseite des
People Magazine.«
Sie fuhren mit dem Aufzug zu Jims und Sylvias kleinem Apartment im achten Stock. Ganz wie es sich für eine
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