Die Saat
Horoskopkolumnistin gehörte, öffnete ihnen Sylvia in einem fließenden Leinenkleid die Tür. Sie hatte ihr Haar mit einem breiten Stirnband gebändigt. Als sie Nora sah, war sie überrascht, bei Ephs Anblick jedoch bekam sie einen regelrechten Schock. »Was macht ihr hier?«
Eph betrat die Wohnung. »Wir haben nur sehr wenig Zeit und ein paar äußerst wichtige Fragen, Sylvia. Was weißt du über Jim und die Stoneheart Group?«
Sylvia legte eine Hand auf ihre Brust und tat so, als hätte sie nicht richtig verstanden. »Über wen?«
In der Ecke entdeckte Eph einen Schreibtisch, auf dem gerade eine getigerte Katze ihr Nickerchen hielt. Er durchquerte den Raum und begann, die Schubladen des Tischs zu öffnen. »Hast du etwas dagegen, wenn wir einen kurzen Blick auf Jims Sachen werfen?«
»Nein«, erwiderte sie. »Nur zu. Wenn ihr glaubt, dass es euch irgend wie weiterhilft ... «
Setrakian blieb in der Tür stehen, während Eph und Nora den Inhalt des Schreibtisches durchsuchten.
»Kann ich euch irgendetwas anbieten?«, fragte Sylvia. »Was zu trinken?«
»Nein, danke.« Nora warf ihr ein kurzes Lächeln zu und widmete sich dann wieder Jims Unterlagen.
»Schön. Bin gleich wieder da.« Sylvia verschwand in der Küche.
Verwirrt trat Eph vom Schreibtisch zurück. Er wusste ja nicht einmal, wonach er überhaupt suchen sollte. Arbeitete Jim für Palmer? Aber weshalb? Ging es um Geld? Würde er sie für Geld verraten?
Er ging in die Küche, um Sylvia einige Fragen bezüglich ihrer finanziellen Situation zu stellen. Als er um die Ecke bog, hängte sie gerade den Hörer des Wandtelefons ein. Mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht wich sie vor ihm zurück.
»Wen hast du angerufen, Sylvia?«
Die anderen kamen nun ebenfalls in die Küche. Sylvia taumelte gegen die Wand, ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Sylvia? Was ist hier los?«, fragte Eph.
»Ihr könnt nicht gewinnen«, sagte sie ausdruckslos und mit einer gespenstischen Ruhe.
Grundschule Nr. 69, Jackson Heights
Normalerweise schaltete Kelly im Unterricht ihr Handy aus, doch an diesem Tag lag es in Reichweite, gleich neben der Schreibtischunterlage. Matt war die ganze Nacht über fortgeblieben, was nicht ungewöhnlich war, wenn er Inventur machte; meistens lud er seine Leute anschließend zum Frühstück ein. Allerdings hatte er sonst immer angerufen. Sie hatte ein paarmal versucht, ihn zu erreichen, aber nur die Mailbox erwischt. Vielleicht hatte er kein Netz. Vergeblich versuchte sie, sich keine Sorgen zu machen.
Ungewöhnlich viele Kinder fehlten unentschuldigt.
Kelly bedauerte inzwischen, auf Matt gehört und die Stadt nicht verlassen zu haben. Falls er damit Zack in Gefahr gebracht hatte ...
Das Display ihres Handys leuchtete auf, und sie sah das Symbol eines kleinen Briefumschlags. Eine SMS von Matts Handy:
Komm nach Hause
Mehr nicht. Drei dürre Worte. Sofort rief sie ihn zurück. Es läutete, dann machte es abrupt
Klick,
als hätte er das Gespräch angenommen. Doch er sagte nichts.
»Matt? Matt?«
Ihre Viertklässler sahen sie verwundert an. Sie hatten noch nie erlebt, dass Mrs. Goodweather im Unterricht telefonierte.
Kelly rief zu Hause an, doch der Anschluss war besetzt.
War die VoiceMail kaputt?
Sie musste herausfinden, was passiert war. Charlotte nebenan konnte die Tür zum Klassenzimmer ja offen lassen und ein Auge auf ihre Schüler werfen. Kelly überlegte kurz, den Rest des Tages freizunehmen und Zack aus der Schule zu holen, was sie jedoch wieder verwarf. Nein, sie würde nur schnell nach Hause fahren, um nach dem Rechten zu sehen. Dann konnte sie immer noch darüber nachdenken, was als Nächstes zu tun war.
Bushwick, Brooklyn
Der Mann, der sie vor dem leer stehenden Haus empfing, füllte den Türrahmen fast vollständig aus. Der Schatten eines Dreitagebarts verdunkelte sein ausladendes Kinn. Er hatte eine Art Sack in der Hand - ein großer Kopfkissenbezug, in dem sich etwas ziemlich Schweres befand.
Nachdem sie sich vorgestellt hatten, griff der Mann in seine Brusttasche, entfaltete die abgegriffene Kopie eines Briefes mit dem offiziellen Siegel der CDC und reichte sie ihnen. »Sie wollten uns etwas zeigen? «, sagte Eph.
»Zwei Dinge. Zuerst mal das hier.« Vasiliy Fet öffnete die Kordel, die er um den Kissenbezug gebunden hatte, und kippte den Inhalt auf den Boden. Vier tote Ratten.
Eph machte einen Satz zurück, Nora schnappte nach Luft.
»Ich sag immer: Bring ihnen einen Sack voll Ratten, und du
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