Die Sache mit Callie und Kayden: Callie und Kayden 1 - Roman (German Edition)
andere Männer würden. Ohne ihn säßen wir sicher auf der Straße.«
Ich stand vor dem Tisch, die Fäuste geballt. »Aber ich strenge mich schon so gut an, wie ich kann, und er wird immer nur wütender.«
Sie blätterte die Seite ihrer Zeitschrift um, und als ich in ihre Augen sah, kam sie mir wie ein Geist vor, gar nicht da, ebenso verloren wie ich. »Kayden, ich kann nichts machen. Tut mir leid.«
Stinksauer verließ ich das Zimmer und wünschte mir, sie könnte mal zwei beschissene Minuten lang die andere Person sein: die, die Partys und Wohltätigkeitsveranstaltungen ausrichtete und permanent lächelte. Kein von Schmerzmitteln zugedröhnter Zombie.
»Was hast du heute eigentlich für ein Problem?« Luke schleudert den Football das Feld hinunter zur Spielfeldecke, sodass er weit außerhalb meiner Reichweite ist. Wir sind in unserer vollen Montur, verschwitzt und erschöpft, doch ich kann mich einfach nicht beruhigen.
»Können wir bitte Schluss machen?« Seine Wangen unter dem Helm sind rot, und sein Trikot ist schweißnass. »Ich bin müde, verflucht, und das Training ist seit zwei Stunden vorbei.«
»Ja, ist ja gut.« Ich trete gegen einen Kegel, der in hohem Bogen Richtung Tribüne fliegt. Kellie und noch ein anderes Mädchen sitzen mit Büchern auf dem Schoß in der untersten Reihe, beobachten uns, während sie reden und tun, als würden sie lernen.
Ich gucke nach oben zum grauen Himmel und zu den Tribünen, die das Spielfeld umrahmen. »Wie spät ist es?«
Luke zuckt mit den Schultern, nimmt seinen Helm ab und läuft über das Feld zu dem Tunnel, der zur Umkleide führt. »Keinen Schimmer, aber bestimmt sehr spät, und ich bin fertig.«
Ich folge ihm, doch aus dem Augenwinkel sehe ich Callie im Gras unter einem Baum sitzen – jenseits des Spielfeldes und auf der anderen Seite des Zauns. Sie hat Papiere vor sich ausgebreitet und kaut auf einem Stift, während sie über dem brütet, was auf den Blättern steht.
Mir wird klar, dass ich es wohl bin, der sie meidet, weil sie mich Dinge fühlen lässt, an die ich nicht gewöhnt bin; die schmutzigen Träume, den Beschützerinstinkt, die Art, wie mein blödes Herz losklopft, als wäre es endlich lebendig. Ich löse den Riemen unter meinem Kinn und ziehe den Helm auf dem Weg zu ihr ab. Sie ist so in ihre Arbeit vertieft, dass sie mich nicht bemerkt. Mit einer Hand stütze ich mich auf dem Zaun ab, setze hinüber. Ich zupfe meine Ärmel nach unten und bleibe wenige Schritte vor ihr stehen.
Ihr Haar ist zu einem wirren Knoten aufgesteckt, und sie hat ein kurzärmliges T-Shirt an und eine Jacke um ihre Taille gebunden. Sie hört auf, an ihrem Stift zu kauen und sieht eines der Papiere genauer an. Dann fällt mein Schatten auf sie. Sie blickt nach oben und zuckt heftig zusammen. Für einen Moment rechne ich damit, dass sie aufspringt und wegrennt.
Sie ringt nach Luft und legt eine Hand auf ihre Brust. »Du hast mich erschreckt.«
»Ja, das sehe ich.« Ich fahre mir mit den Fingern durchs verschwitzte Haar und gehe langsam vor ihr in die Hocke, um sie nicht nochmal zu erschrecken. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass Callie es nicht mag, wenn ihr Leute ohne Vorwarnung zu nahe kommen. »Was machst du hier?«
Sie sieht zu ihren Papieren und wieder zu mir auf. »Hausaufgaben. Manchmal bin ich gerne hier draußen.« Sie sieht hinüber zum Spielfeld, als wäre sie tief in Gedanken. »Es erinnert mich irgendwie an früher, wenn ich bei meinem Dad war, während er seine Spieler trainierte.«
»Ich erinnere mich gar nicht, dass du je dabei warst«, sage ich und komme mir wie ein Schwein vor, weil ich sie nicht wahrgenommen habe. »Wie alt warst du da?«
»Ach, ich habe das jahrelang gemacht.« Sie schluckt und konzentriert sich auf ihre Papiere. »Außerdem kann ich oft nicht in meinem Zimmer arbeiten. Meine Mitbewohnerin … na ja, manchmal …« Sie wird rot, und ich muss lächeln, weil sie auf so eine richtig unschuldige Art niedlich aussieht. »Sie hat oft Jungs zu Besuch«, murmelt sie.
Ich kratze mir die Nase, um sie nicht auszulachen. »Verstehe. Du musst ihr das Zimmer immer mal für einige Stunden überlassen.«
Sie schiebt die aufgereihten Papiere vor sich zusammen, bis sie einen Stapel bilden. »Ja.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und platze auf einmal mit einer Entschuldigung heraus. »Tut mir leid.«
Stirnrunzelnd blickt sie zu mir hoch. »Was?«
»Dass ich Daisy nicht gesagt habe, sie soll verdammt nochmal die Klappe halten«,
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