Die Sache mit Callie und Kayden: Callie und Kayden 1 - Roman (German Edition)
erkläre ich. »Das hätte ich machen sollen. Sie war fies zu dir.«
Callie zuckt mit den Schultern und sieht wieder zum Spielfeld. »Du brauchst mich nicht zu verteidigen. Und sie ist deine Freundin. Du musst auf ihrer Seite sein.«
Ich knie mich ins Gras, sodass ich ihr ein bisschen näher bin. »Nein, ich hätte mich für dich stark machen sollen. Ich schulde dir so viel.«
Sie presst die Lippen fest zusammen und sieht mich an. »Du schuldest mir nichts, ehrlich nicht. Was ich an jenem Abend getan habe, war überhaupt nichts Besonderes. Speziell wäre es eher gewesen, wäre ich einfach weggegangen, ohne was zu tun.«
Doch, ich schulde ihr so vieles. Ihretwegen habe ich weniger Narben. Sehr gerne würde ich das beseitigen, was Callie immerzu so traurig macht. Ich lege meinen Helm ins Gras und hebe ihre Bücher für sie auf, während sie nach ihrer Tasche drüben am Baumstamm greift. »Was machst du heute Abend?«
Sie stopft ihre Papiere in die Tasche, und ich reiche ihr die Bücher. »Wahrscheinlich bleibe ich im Wohnheim und sehe mir einen Film an oder so.«
»Wie lange ist dein Zimmer noch besetzt?«, frage ich und grinse, als ihre Wangen noch röter anlaufen.
»Weiß ich nicht.« Sie kniet sich hin, hievt ihre Tasche über die Schulter und steht auf. »Ich schätze mal, ich mache irgendwas mit Seth, bis ihr Freund weg ist.«
Ich nehme meinen Helm auf und folge ihr, als sie am Zaun entlanggeht. »Wieso kommst du nicht mit Luke und mir? Er will sich diesen Club im Town Center ansehen. Kann sich zwar als mieses Loch entpuppen, aber immer noch besser, als auf der Bude zu sitzen.«
Sie bleibt stehen, rückt den Träger ihrer Tasche zurecht und nagt so fest an ihrer Unterlippe, dass sich die Haut um ihren Mund rötet. »Ich denke eher nicht.«
»Warum? Bin ich so schwer auszuhalten?«, frage ich grinsend.
Sie lässt ihre Arme heruntersinken und sieht mich direkt an. »Nein.«
Ich reibe mir den verspannten Nacken. »Okay, dann komm mit uns. Das wird witzig, und falls nicht, können wir immer noch etwas anderes machen.«
Sie krümmt ihre Hände zu Fäusten und streckt sie gleich wieder. »Okay.«
Ich bin geschockt. Ich habe mit ihr geflirtet, weil es mich fasziniert, wie verlegen sie wird, aber ich hätte nicht gedacht, dass es bei ihr wirkt. »Okay, treffen wir uns gegen neun bei Lukes Truck?«
Sie nickt und kehrt mir den Rücken zu. Dann läuft sie schnell weg, als hätte sie Angst, ich könnte sie hinterrücks erstechen. Sie scheint vor jedem Angst zu haben, mit Ausnahme von Seth. Aber wieso?
Callie
Ich erinnere mich an rosa und weiße Geburtstagsballons, die durchs Zimmer schweben, an rote Girlanden, die von der Decke hängen, und an zusammengeknülltes goldenes Einpackpapier auf dem Boden. An tänzelnde Kerzenflammen, die dünne Rauchfahnen gen Decke schickten. An meine Mom auf der anderen Tischseite, die einen Fotoapparat in der Hand hielt und lächelte, während sie wieder und wieder den Auslöser drückte.
Der Blitz blendete mich, ich musste blinzeln und wünschte mir, sie würde aufhören, Fotos zu machen, die diesen gottverdammten Tag auf ewig bannen.
»Wünsch dir was, Süße«, sagte sie, und die Kamera blitzte wieder und beleuchtete die Gesichter aller um den Tisch.
Ich sah auf die rosa Kuchenglasur, das »Happy Birthday Callie«. Mir was wünschen?
Ein roter Ballon schwebte langsam über dem Tisch auf und ab … auf und ab.
»Wünsch dir was, Callie«, wiederholte meine Mom, während der Ballon über ihre Schulter trieb.
Alle beobachteten mich, als könnten sie sehen, dass ich nicht mehr ganz war.
Mir was wünschen? Mir was wünschen?
Der Ballon platzte.
So etwas wie Wünsche gibt es nicht.
Meine Mitbewohnerin Violet kommt ins Zimmer, als ich die letzte Zeile zu Ende schreibe. Sie ist groß und hat schwarzes lockiges Haar mit roten Strähnchen. Ihre Nase ist gepierct, und sie hat ein Sternentattoo im Nacken. Sie trägt eine karierte Hose, ein zerrissenes schwarzes T-Shirt und Springerstiefel.
»Hast du meine Lederjacke gesehen?«, fragt sie, als sie die Tür schließt und eine Tasche auf ihr ungemachtes Bett wirft.
Ich klappe mein Tagebuch zu und stecke den Stift in die Spirale am Buchrücken. »Nein, habe ich nicht.«
Stöhnend sammelt sie ihre Bücher vom Schreibtisch vor dem Fenster ein. »Kann sein, dass ich sie im Club verloren habe. Scheiße!«
»Ich achte drauf, ob ich sie irgendwo sehe«, sage ich, schiebe das Tagebuch unter mein Kopfkissen und stehe vom Bett
Weitere Kostenlose Bücher