Die Sache mit Callie und Kayden
schon, dass der Abend in tragischer Stille verlaufen wird. Dann rutscht Kayden nach vorne und stützt seine Arme auf die Mittelkonsole.
»Luke und ich haben eine klasse Idee«, sagt er. Die Lichter der Häuser spiegeln sich in seinen Augen. »Erinnerst du dich an den Felsen, den wir raufgeklettert sind? Der, an dem alle Letztsemester ihre Sprüche hinterlassen?«
Ich drehe mich zur Seite und ziehe ein Bein auf das Lederpolster des Sitzes. »Ja, ich erinnere mich.«
Er lehnt sich auf seine Arme, sodass er noch näher ist, und mein Herz pocht wild. »Also, wir wollen da rauf und auch einen Spruch auf den Fels malen.«
»Aber ihr seid nicht im letzten Semester.« Ich richte den Sitzgurt an meiner Schulter. »Na ja, das ist euch wohl schon klar.«
Er lacht amüsiert. »Ja, wissen wir. Das macht es ja so witzig.«
Luke sieht über meine Kopfstütze und hält den Arm mit der Zigarette zum Fenster. »In der Highschool haben wir dauernd die Partys der Abschlussklassen gesprengt. Das war irre, weil die jedes Mal beleidigt waren.«
»Ihr fandet es gut, sie zu ärgern?«, frage ich. Luke wendet das Gesicht halb ab, um mir nicht den Rauch entgegenzublasen.
»Ja, hat Spaß gemacht.« Er streckt seine Zigarette aus dem Fenster und ascht ab. »Mal andere schikanieren, statt selbst schikaniert zu werden.«
Mir kommen seine Worte wie ein schwieriges Rätsel vor, und ich sehe fragend zu Kayden.
»Ist ziemlich spaßig«, verspricht er augenzwinkernd. »Wir dachten, wir können hoch zum Felsen fahren und irgendwas draufschreiben.«
»Aber es ist schon spät.« Ich sehe auf die roten Leuchtziffern der Uhr und dann zu Seth.
»Geht schon.« Seth biegt in eine enge, zwischen zweistöckige Häuser gequetschte Seitenstraße.
Auf dem Gehweg sind einige Leute unterwegs, meistens Mädchen mit dünnen Kleidern und hohen Schuhen und Jungen mit hübschen Jeans und Hemden. Ich sehe hinunter zu meinen Chucks, meiner schwarzen Jeans und dem engen weißen T-Shirt unter der offenen Kapuzenjacke. Ich fühle mich falsch angezogen und fehl am Platz.
Seth fährt auf einen kleinen Parkplatz und zwängt den Wagen in eine schmale Lücke. Es ist so eng, dass ich die Tür nur einen Spalt weit öffnen kann und mich vorsichtig seitlich hinausdrängen muss. Luke rollt sein Fenster ganz nach unten, greift mit beiden Händen an die Dachkante und hievt sich durch das offene Fenster heraus.
»Du bist viel dünner als ich«, erklärt er, während er von der Fensterkante auf den Boden springt. »Mein breiter Hintern hätte sich in der Tür verklemmt.«
Lächelnd gehe ich nach vorn vor die Kühlerhaube, wo Seth schon auf mich wartet und mir seinen Ellbogen anbietet. Ein schlaksiger Typ mit eitrigen Stellen im Gesicht und langem schwarzem Haar lehnt an einem Laternenpfahl an der Straße.
Er beäugt mich, während er aus seiner Bierflasche trinkt, und als er sie wieder von den Lippen nimmt, wird mir eiskalt bei seinem Blick. »Hey, Sexy«, lallt er, tritt einen Schritt vom Randstein und stolpert gleich wieder rückwärts. »Du siehst ja richtig scharf aus.«
Ich will zum Wagen zurückrennen, doch Seths Finger umklammern meinen Ellbogen. »Redest du mit ihr oder mit mir, das ist nicht so ganz klar«, sagt er zu dem Kerl.
Die dunklen Augen des anderen werden kalt, und ich kenne diesen Blick. Er heißt, dass der Mann unbedingt jemanden besiegen will, und mir wird schlecht. Ich empfinde einen überwältigenden Ekel, Misstrauen und Scham.
Der Betrunkene stemmt sich nach vorn und torkelt auf uns zu. »Dafür trete ich dir in deinen beschissenen Arsch!«
Ich ziehe an Seths Arm, will loslaufen, ins Auto zurückspringen, alle Türen von innen verriegeln und mich in den Fußraum kauern. »Bitte, lass uns zurück zum Auto gehen, Seth.«
Kayden tritt neben uns. Seine Finger streifen die Innenseite meines Arms, und der Mann sieht zu ihm auf. Seine Schultern versteifen sich, als er schlitternd stehen bleibt.
»Halt deine besoffene Klappe, dreh dich um, und geh nach Hause«, befiehlt Kayden ruhig und zeigt mit dem Finger die Straße hinunter.
Die rissigen Lippen des anderen öffnen sich, doch er klappt den Mund fest wieder zu, als ihm klar wird, wie groß Kayden ist und wie breit seine Schultern sind. Er schmeißt seine Bierflasche auf die Straße, wo sie in unzählige Scherben zerbricht, und stolpert schwerfällig in Richtung Straßenecke.
Seth und ich atmen erleichtert auf und sehen uns mit schreckgeweiteten Augen an.
Seth dreht sich zu Kayden. »Du bist wie
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