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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erleichtert sah Tom, dass der von Hoffart und Zorn gezeichnete Ausdruck in Williams Gesicht nicht wiederkehrte, sondern endgültig dahinschmolz und durch panikartige Furcht ersetzt wurde. Schließlich zog William einen ledernen Geldbeutel aus dem Gürtel, warf ihn dem Knappen zu und sagte: »Gib ihnen ihr Geld!«
    Und da forderte Tom sein Schicksal heraus. Als William die Zügel wieder anzog, worauf das Pferd seinen schweren Kopf hob und seitwärts tänzelte, da gab der Baumeister das Zaumzeug noch immer nicht frei, sondern bewegte sich mit dem Tier mit und sagte: »Einen vollen Wochenlohn. So ist es Brauch bei Entlassungen.« Er hörte, wie Agnes dicht hinter ihm angstvoll nach Luft schnappte, und wusste, dass sie ihn für verrückt hielt, weil er die Auseinandersetzung mutwillig fortsetzte. Dennoch ließ er nicht locker. »Das heißt also: sechs Pence für den Arbeiter, zwölf für den Zimmermann und jeden Maurer, dazu vierundzwanzig Pence für mich. Macht zusammen sechsundsechzig.« Niemand konnte Beträge so schnell zusammenrechnen wie er.
    Der Knappe sah seinen Herrn und Meister fragend an, und William schnaubte: »Sei’s drum!«
    Tom ließ das Zaumzeug los und wich einen Schritt zurück.
    William wendete sein Pferd und trat ihm heftig in die Flanken. Dann sprengten Ross und Reiter über den Feldweg davon.
    Tom ließ sich auf den Holzstoß fallen. Was war bloß in ihn gefahren? Es war schierer Wahn, Lord William so frech die Stirn zu bieten! Er konnte von Glück sagen, dass er noch am Leben war.
    Wie fernes Donnergrollen verklangen die Hufschläge. Williams Knappe schüttete den Inhalt der Geldbörse auf ein Brett. Erst jetzt, als er die Silberpennys im Sonnenschein glitzern sah, überkam Tom ein Gefühl des Triumphes: Der Wahn hatte sich auf jeden Fall ausgezahlt! Er hatte sich und seinen Leuten eine angemessene Bezahlung erstritten. »Selbst hohe Herren sind an die alten Bräuche gebunden«, sagte er halb zu sich selbst.
    Agnes hatte ihn sehr wohl gehört: »Gebe Gott, dass du nie wieder für Lord William arbeiten musst«, sagte sie mürrisch.
    Tom lächelte sie an. Er konnte gut verstehen, dass sie sich nach all den ausgestandenen Ängsten nicht bester Laune erfreute. »Runzle du nur nicht zu oft die Stirn, sonst hast du für den Säugling nur klumpige Milch in deinen Brüsten«, sagte er.
    »Wenn du im Winter keine Arbeit findest, kann ich keinen von uns ernähren«, gab sie zurück.
    »Bis zum Winter ist es noch lange hin«, sagte Tom.
    +++
    Den Sommer über blieben sie im Dorf. Später betrachteten sie diesen Entschluss als furchtbaren Fehler, doch vorerst sprach alles dafür, denn außer Martha konnten sie alle bei der Ernte jeden Tag einen Penny verdienen. Als der Herbst kam und sie weiterziehen mussten, besaßen sie ein fettes Schwein und ein schweres Säckchen voller Silberpennys.
    Die erste Nacht verbrachten sie im Portal einer Dorfkirche. Am zweiten Abend fanden sie eine kleine Priorei und genossen die Gastfreundschaft der Mönche. Am dritten Tag wanderten sie durch den riesigen Chute Forest, ein dicht bewachsenes, urwaldartiges Gebiet, und die Straße, die hindurchführte, war kaum breiter als ein Ochsenkarren. Unter den Eichen zu beiden Seiten des Weges prunkte das üppige Grün des zur Neige gehenden Sommers.
    Tom trug seine kleineren Werkzeuge in einem Ranzen bei sich, die Hämmer baumelten an seinem Gürtel. Unter dem linken Arm trug er seinen zum Bündel zusammengerollten Mantel, in der rechten Hand, gleichsam als Spazierstock, seine Eisenpike. Er war froh darüber, dass sie wieder auf Wanderschaft waren. Vielleicht wartete ja irgendwo schon eine Kathedrale auf ihn? Er konnte es zum Dombaumeister bringen und bräuchte bis zu seinem Lebensende nie wieder Arbeit zu suchen. Die Kirche, die er bauen wollte, war so groß und schön, dass er sich um sein Seelenheil keine Sorgen mehr machen musste.
    Agnes trug ihre wenigen Haushaltsgegenstände in einem Kochtopf auf dem Rücken. Alfred waren die Werkzeuge anvertraut, die ihnen beim Bau eines Unterschlupfs behilflich sein würden: ein Beil, eine Krummaxt, eine Säge, ein kleiner Hammer, ein Spaten und eine Ahle, mit der man Löcher in Holz und Leder bohren konnte. Martha war noch zu klein für schwerere Lasten; sie trug lediglich ihre Essschüssel und ihr Messer am Gürtel und ihren Wintermantel auf dem Rücken. Zudem hatte sie sich um das Schwein zu kümmern, das sie bei Gelegenheit auf einem Markt verkaufen wollten.
    Auf ihrem Weg durch die schier

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