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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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groß und gut gebaut. Er mochte um die zwanzig Jahre alt sein und hatte strohblonde Haare. Seine engstehenden Augen erweckten den Eindruck, als blinzele er unablässig in die Sonne. Gewandet war er in einen kurzen schwarzen Waffenrock, schwarze Kniehosen und Lederschuhe mit Kreuzbändern bis über die Waden. Selbstzufrieden und sichtlich unbeeindruckt von dem Zwischenfall saß er im Sattel. Der dumme Kerl weiß nicht einmal, was er angerichtet hat, dachte Tom voller Grimm. Ich könnte ihm den Hals umdrehen!
    Vor dem Holzstoß brachte William sein Pferd zum Stehen und sah auf die Bauleute herab. »Wer hat hier das Sagen?«, fragte er.
    Wenn du mein kleines Mädchen verletzt hättest, wärst du jetzt schon ein toter Mann! , wollte Tom sagen, doch er schluckte seinen Zorn herunter. Es fiel ihm schwer genug. Er trat vor und griff das Pferd am Zaum. »Ich bin der Baumeister«, sagte er gepresst. »Ich heiße Tom.«
    »Das Haus wird nicht mehr gebraucht«, sagte William. »Du kannst deine Leute entlassen.«
    Genau das hatte Tom befürchtet. Aber er gab die Hoffnung noch nicht auf. Vielleicht ließ William sich in seinem Zorn zu voreiligen Entschlüssen hinreißen und konnte eines Besseren überzeugt werden. Es kostete ihn einige Überwindung, seine Stimme freundlich und vernünftig klingen zu lassen. »Aber die Arbeiten sind schon weit fortgeschritten«, sagte er. »Wollt Ihr das alles verfallen lassen? Über kurz oder lang werdet Ihr das Haus doch ohnehin brauchen.«
    »Spar dir deine Ratschläge, Baumeister Tom. Ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Ihr seid alle entlassen.« Er riss am Zügel, doch Tom hielt das Pferd noch immer am Zaum. »Lass mein Pferd los!«, befahl William drohend.
    Tom schluckte. Gleich würde William das Tier veranlassen, den Kopf hochzunehmen. Er fingerte das Brot aus seiner Schürzentasche und hielt es dem Pferd hin, das prompt den Kopf senkte und ein Stück abbiss. »Es gibt noch einiges zu bereden, Herr, bevor Ihr uns verlasst«, sagte er leise.
    »Wenn du nicht sofort mein Pferd loslässt, schlage ich dir den Kopf ab!«, brauste William auf.
    Tom sah ihm direkt in die Augen, bemüht, seine Furcht zu verbergen. Zwar war er größer als William, doch wenn der junge Herr sein Schwert zog, half ihm das gar nichts.
    »Tu, was der Herr sagt, Mann«, stammelte Agnes angsterfüllt.
    Es herrschte Totenstille. Reglos wie Statuen standen die Arbeiter da und verfolgten die Szene. Die Vernunft gebot Nachgeben. Tom wusste es. Doch Williams Pferd hätte um ein Haar sein Töchterchen totgetrampelt, und das konnte Tom ihm so schnell nicht vergessen. Er war noch immer aufs Höchste erregt, und so antwortete er mit klopfendem Herzen: »Ihr müsst uns noch bezahlen.«
    William zog erneut an den Zügeln, doch Tom ließ das Zaumzeug nicht los, und das Pferd war abgelenkt, weil es in Toms Schürzentasche nach weiterer Nahrung suchte. »Holt euch euren Lohn bei meinem Vater!«, fauchte William wütend.
    Tom hörte, wie der Zimmermann mit vor Angst zitternder Stimme sagte: »Das werden wir tun, mein Herr, habt vielen Dank.«
    Armseliger Feigling, dachte Tom, aber er zitterte selbst. Dennoch rang er sich die Erwiderung ab: »Wenn Ihr uns entlassen wollt, müsst Ihr uns auszahlen, so ist es Brauch. Das Haus Eures Vaters liegt zwei Tagesmärsche von hier entfernt. Wer weiß, ob er überhaupt anwesend ist, wenn wir dort eintreffen.«
    »Es sind schon Männer aus geringerem Anlass gestorben«, gab William zurück, die Wangen gerötet vor Wut.
    Aus dem Augenwinkel sah Tom, wie die Hand des Knappen an den Schwertknauf fuhr. Er wusste, dass jetzt der Punkt erreicht war, an dem er aufgeben und sich demütig zeigen sollte, doch der Zorn auf William saß wie ein hartnäckiges Geschwür in seiner Magengrube, und so brachte er es trotz seiner Furcht einfach nicht über sich, das Zaumzeug loszulassen.
    »Zuerst bezahlt uns, dann könnt Ihr mich töten«, sagte er kühn. »Ob man Euch deswegen hängt oder nicht, ist mir gleich. Früher oder später sterbt Ihr ohnehin, und dann werde ich im Himmel sein und Ihr in der Hölle.«
    Plötzlich war Williams höhnisches Grinsen wie weggewischt, und er erbleichte. Tom war verblüfft: Was hatte den Burschen dermaßen erschreckt? Bestimmt nicht der Hinweis auf den Galgen – damit, dass ein Edelmann wegen der Ermordung eines Handwerkers gehängt wurde, war kaum zu rechnen. Konnte es sein, dass er sich vor der Hölle fürchtete?
    Wortlos starrten sie sich in die Augen. Ebenso erstaunt wie

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