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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Süden abgefangen.
    »Wo willst du hin?«, fragte William noch einmal.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    »Die Wahrheit, das ist alles«, erwiderte William. »Ich merke es sofort, wenn du lügst.« Walter bekundete mit einem Brummen seine Zustimmung. Ich werde langsam besser, dachte William.
    »Wo willst du hin?«, fragte er zum vierten Mal.
    Gilbert verließen die Kräfte, er konnte kaum noch hin und her schwingen. Vor Schmerzen stöhnend, pendelte er über dem Feuer aus und riss noch einmal die Unterschenkel hoch, um die Füße vor den Flammen zu bewahren. Diese loderten inzwischen aber schon so hoch, dass sie auch seine Knie versengten. Ein nicht ganz unbekannter, leicht ekelerregender Geruch stieg William in die Nase. Er brauchte nicht lange, um ihn zu erkennen: Es war der Geruch nach brutzelndem Fleisch, wie er ihm von den Mahlzeiten her vertraut war. Die Haut an Gilberts Beinen und Füßen wurde braun und platzte auf. Die Härchen auf den Schienbeinen verfärbten sich schwarz, erste Fetttröpfchen lösten sich und fielen zischend ins Feuer. Gilberts Qualen faszinierten William. Jeder Schrei seines Opfers ließ ihn innerlich erbeben. Er hatte die Macht des Schmerzes über einen Menschen und genoss sie in vollen Zügen. Ein ähnliches Gefühl überkam ihn, wenn er mit einem Mädchen allein war, an einem Ort, wo kein Mensch ihr Jammern hören konnte, und wenn er sie dann zu Boden warf und ihr die Röcke hochschob und wusste, dass niemand und nichts mehr ihn daran hindern konnte, sie zu besitzen.
    Fast widerstrebend wiederholte er seine Frage noch einmal. »Wo willst du hin?«
    »Nach Sherborne.«
    »Warum?«
    »Holt mich hier raus, um Jesu Christi willen, und ich erzähl Euch alles.«
    Der Sieg war in greifbarer Nähe. Es war zutiefst befriedigend. Doch ganz war das Ziel noch nicht erreicht. »Zieh seine Füße aus dem Feuer!«, sagte William zu Walter.
    Walter packte Gilbert an der Tunika und zog ihn zu sich, sodass die Beine nicht mehr über den Flammen hingen.
    »Also?«
    »Graf Bartholomäus hat fünfzig Ritter in Sherborne und Umgebung«, sagte Gilbert mit erstickter Stimme. »Ich soll sie sammeln und nach Earlscastle bringen.«
    William lächelte. Es war höchst erfreulich, dass all seine Vermutungen sich bestätigten. »Und was beabsichtigt der Graf mit diesen Rittern zu tun?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Walter, lass ihn noch ein bisschen schmoren.«
    »Nein!«, brüllte Gilbert. »Ich sag Euch alles.«
    Walter zögerte.
    »Jetzt aber schnell«, drohte William.
    »Sie wollen gegen König Stephan ins Feld ziehen. Für die Kaiserin Mathilde.«
    Endlich war er heraus, der gesuchte Beweis. William kostete seinen Triumph aus. »Wenn ich dir die Frage in Gegenwart meines Vaters noch einmal stelle – wirst du dieselbe Antwort geben?«
    »Ja. Ja doch!«
    »Und wenn dir mein Vater die Frage in Gegenwart des Königs noch einmal stellt – wirst du dann immer noch die Wahrheit sagen?«
    »Ja.«
    »Schwör es beim heiligen Kreuz!«
    »Ich schwöre beim heiligen Kreuz, dass ich die Wahrheit sagen werde.«
    »Amen«, sagte William zufrieden und begann, das Feuer auszutreten.
    Sie banden Gilbert auf den Sattel seines Pferdes und legten dem Tier einen Leitzügel an. Dann ritten sie im Schritt weiter. Der Ritter vermochte sich kaum aufrecht zu halten. William packte ihn nicht allzu hart an. Er wollte nicht, dass Gilbert starb, denn ein toter Gilbert war zu nichts mehr nütze. Beim nächsten Wasserlauf bespritzte er die angebrannten Füße und Beine des Ritters mit kaltem Wasser, und obwohl Gilbert vor Schmerzen aufschrie, tat ihm die Rosskur wahrscheinlich gut.
    In Williams überschwängliches Triumphgefühl mischte sich ein Wermutstropfen. Noch nie in seinem Leben hatte er einen Menschen getötet. Nur allzu gerne hätte er Gilbert jetzt umgebracht. Einen Menschen foltern und ihn dann nicht töten können – das war dasselbe, wie einem Mädchen die Kleider vom Leibe reißen und es dann doch nicht vergewaltigen zu können. Je mehr er darüber nachdachte, desto stärker verlangte ihn nach einer Frau.
    Vielleicht zu Hause, dachte er … Aber nein, da muss ich sofort den Eltern Bericht erstatten. Und dann wollen sie sicher gleich, dass Gilbert sein Geständnis vor einem Priester und womöglich noch anderen Zeugen wiederholt. Sobald das geschehen ist, wird sich alles nur noch um die Gefangennahme des Grafen drehen. Wir müssen ihn uns so bald wie möglich schnappen, am besten schon morgen, bevor er eine zu große Streitmacht

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