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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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um sich versammelt hat …
    William hatte sich noch immer keine List einfallen lassen, mit deren Hilfe man die Burg ohne lange Belagerung einnehmen konnte. Verdrossen gestand er sich ein, dass es noch lange hin sein mochte, bevor er die nächste hübsche Frau auch nur erblickte  – doch genau in diesem Augenblick kam sie ihm schon entgegen.
    Eine Gruppe von fünf Menschen kam auf William zu, darunter eine dunkelhaarige Frau von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, nicht gerade ein junges Mädchen mehr, aber jung genug allemal. Je näher sie kam, desto neugieriger wurde William. Sie war in der Tat recht hübsch – mit ihrem dunkelbraunen Haar, das auf der Stirn einer Teufelsmütze entsprang, und den tiefliegenden, blassgoldenen Augen. Ihre Figur war schlank und geschmeidig, die sonnengebräunte Haut seidig-weich.
    »Bleib hier!«, sagte William zu Walter. »Und sieh zu, dass die Leute den Ritter nicht sehen, solange ich mit ihnen rede.«
    Bei den Reisenden, die inzwischen stehen geblieben waren und den auf sie zukommenden Reiter aufmerksam beobachteten, handelte es sich offenbar um eine Familie: ein hochgewachsener Mann, ein ausgewachsener, aber noch bartloser Jüngling und zwei halbwüchsige Bälger gehörten dazu. Den Mann habe ich doch irgendwo schon einmal gesehen, dachte William verblüfft.
    »Kenne ich dich?«, fragte er unverblümt.
    »Ich kenne Euch «, erwiderte der Mann. »Und Euer Pferd ebenso. Ihr hättet nämlich um ein Haar meine Tochter umgebracht.«
    Die Erinnerung kehrte zurück. Mein Ross hat das Kind nicht berührt, dachte William, aber es war verflucht knapp. »Du hast mein Haus gebaut«, sagte er. »Und als ich dich entließ, verlangtest du Geld und hast mir fast gedroht.«
    Der Mann widersprach nicht und hielt seinem Blick stand.
    »Jetzt bist du nicht mehr so keck, wie?«, sagte William und rümpfte die Nase. Die ganze Familie schien Hunger zu leiden. Wie’s scheint, ist heut der Tag der Abrechnung mit allen, die mich je beleidigt haben, dachte William und fragte: »Habt ihr Hunger?«
    »Ja, wir haben Hunger«, bestätigte der Baumeister mit verhaltenem Zorn.
    William besah sich die Frau. Mit leicht gespreizten Beinen und vorgeschobenem Kinn stand sie vor ihm und blickte ihm furchtlos in die Augen. Aliena hatte seine Lust entfacht, jetzt wollte er sie an dieser Frau stillen. Das ist eine ganz muntere, dachte er, die zappelt und kratzt, wenn’s zur Sache geht – na, um so besser …
    »Verheiratet seid ihr beiden nicht, wie, Baumeister? Ich kann mich noch an deine Frau erinnern. Das war eine hässliche Kuh.«
    Schmerz verdüsterte des Baumeisters Gesicht. »Meine Frau ist tot.«
    »Und die hier hast du noch nicht vor den Altar geschleppt, nicht wahr? Bettelarm, wie du bist, fehlt dir sogar das Geld, um den Priester zu bezahlen.« Im Hintergrund tänzelten die Pferde ungeduldig hin und her, und Walter hustete vernehmlich. »Soll ich dir Geld geben, damit du was zu essen kaufen kannst? Was meinst du?«
    »Ich würde es dankbar entgegennehmen«, erwiderte der Baumeister, doch William merkte genau, dass dem Mann seine unterwürfige Haltung schwerfiel.
    »Du bekommst es nicht geschenkt. Ich kauf dir das Weib ab.«
    Die Betroffene antwortete selbst: »Ich bin unverkäuflich, mein Junge«, sagte sie in spöttischem Ton.
    Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. William wurde zornig. Wart’s ab, bis wir allein sind, dachte er. Dann werd ich dir schon zeigen, ob ich ein Mann oder ein Junge bin. Er wandte sich an den Baumeister: »Ich gebe dir ein Pfund Silber für sie.«
    »Sie ist unverkäuflich.«
    William platzte der Kragen. Da bietet man einem Verhungernden ein Vermögen an und dann so eine Abfuhr! »Entweder du nimmst jetzt das Geld, du Idiot, oder ich hau dir mein Schwert zwischen die Rippen und rammle das Weib gleich hier vor den Augen der Kinder.«
    Der Baumeister bewegte seinen Arm unter dem Umhang. Wahrscheinlich hat er eine Waffe dabei, dachte William. Und überhaupt … Er ist zwar klapperdürr, aber ziemlich groß. Kampflos gibt er das Weib nicht her … In diesem Augenblick schob die Frau ihren Umhang hoch und legte ihre Hand an den Griff eines Dolches von beachtlicher Länge, der in ihrem Gürtel steckte. Auch der ältere der beiden Jungen war schon so groß, dass er Schwierigkeiten machen konnte.
    »Herr, wir haben dafür jetzt keine Zeit!« Es war Walter, der sich mit leiser, aber tragender Stimme zu Wort meldete.
    William nickte widerstrebend. Wir müssen Gilbert bei den Eltern

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