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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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dunkle Gesicht. » Wo bist du? Ich liebe dich, wo bist du? «
    Er antwortete nicht. Er sagte nicht: Hier bin ich.
    Er fühlte nur Entsetzen. Nicht angesichts der furchtbaren Veränderung, die mit dem Baum vor sich gegangen war, sondern weil in ihm immer noch die Sehnsucht war, ein schier unauslöschliches Begehren, die Krankheit des Banoasüchtigen, die Gier nach dem schwarzen Wasser, dem bitteren Aschegeschmack und dem Taumel, der Wahnsinn und Klarheit war und die ganze Welt bedeutete.
    Tahan betrachtete den Baum und wollte ihn, wollte sich mit ihm verbinden, wollte sein Diener und König sein, Skalt– Baum und König, die heilige Zweierschaft, die Macht, die ganze Welt zu vernichten oder zu heilen, alle Königreiche zu einen oder zu erobern. Mit dem Baum zusammen gab es nichts, was er nicht würde tun können.
    Dennoch war er aus einem anderen Grund hier.
    Â» Wenn wir Dasnaree nicht umbringen können « , sagte er, » müssen wir den Baum vernichten. Schicken wir ihn also in weitere tausend Jahre Schlaf. «
    Noan wischte sich über die müden Augen. Sein Gesicht war grau geworden auf ihrer Reise, er war kein junger Mann mehr, erst recht kein Jüngling, sondern alt, viel zu alt für seine Jahre.
    Â» Wie willst du das anstellen? « , fragte er ruhig.
    Langsam gingen sie auf die alte Ruinenstadt zu, über die der Baum seine Krone breitete. Die Funken flogen wie Glühwürmchen, die Blätter tanzten wie Schmetterlinge durch die ausgestorbenen Gassen. Es hätte herrlich sein können, wenn Dasnaree den Baum nicht verdorben hätte mit seinem Hass.
    Tahan seufzte. Manchmal muss man das opfern, was man liebt, hatte Jalimey gesagt. Sogar sein eigenes Herz muss man opfern. Oder erinnerte er sich falsch? Sie konnte unmöglich gesagt haben, dass sie ihn liebte.
    Er betrachtete die entzündete Stelle in seiner Handfläche.
    Â» Das wird nicht gehen « , meinte Noan. » Du kannst ihn nicht zerstören wie den Glasturm. Sollen hier sechzehn neue Bäume sprießen? Er steht in Flammen, ein wenig Feuer mehr wird ihm nicht schaden. Oder willst du ihn mit deinem kleinen Schwert in Stücke hauen? Dasnaree, ihn müssen wir töten, nicht den Baum. «
    Wie lange würden sie nach Helsten brauchen, bis zur Stadt der Prinzessin? Bis dahin wäre Dasnaree mit seiner Glasarmee längst weiter. In Par. In Wiram vielleicht, das er so glühend hasste. Es gab überall genug Sand in der Erde, um Glas daraus zu brennen.
    Â» Das muss ein Ende haben « , sagte Tahan, und seltsamerweise wusste er plötzlich, was zu tun war.
    Den ganzen Weg über hatte er darüber gegrübelt, hatte eine Möglichkeit nach der anderen verworfen, doch hier, am Ende ihrer Reise, hier, wo alles vor vielen Jahren begonnen hatte, als er eine Simbarine zerbrochen hatte, kannte er die Lösung.
    Â» Ich bin der König. Ich werde in den Baum gehen, und sobald ich bei ihm bin, derjenige, den er liebt, wird er Dasnaree vergessen. «
    Â» Die Mönche halten so etwas für unmöglich. «
    Â» Sie irren sich. Ich kenne meine Träume. Er spricht zu mir, immer noch. Er lockt mich, er wartet auf mich. Er wird Dasnaree abstoßen und mich nehmen, wenn ich zu ihm gehe. «
    Â» Und was « , fragte Noan leise, » wird sich dadurch ändern? «
    So dunkel waren seine Augen, so wissend. Wie die alten Terjaler in Tahans Träumen, die mit ihren Kutschen durch das wunderbare Rajalan der Vergangenheit fuhren, das Zeichen des Baumes im Nacken.
    Ich bin besser als Dasnaree, wollte Tahan rufen, aber die Worte erstarben ihm auf der Zunge. War er nicht Prinz Tahan Dor Ilan, mit allem, was dieser Name bedeutete, Sohn des Tyrannen, sein Nachfolger? Doch nichts schmerzte so sehr wie die Erkenntnis, dass er Jalimey im Stich gelassen hatte und dass sie nun bei Dasnaree war.
    Â» Danach musst du mich töten « , sagte er. » Dasnaree ist nicht hier, ich dagegen schon. Das macht den Unterschied. «
    Noan schüttelte ungläubig den Kopf. » Du willst dich einfach so von mir umbringen lassen? «
    Tahan dachte an Jalimey, wie sie auf ihm gelegen hatte, an ihr Gewicht, ihren Atem an seiner Wange, das Messer an seiner Kehle. Nicht einmal von ihr hatte er sich töten lassen können.
    Â» Ich hoffe es. « Eine bessere Antwort hatte er nicht. » Du musst dich bereit machen. Ich bin ein besserer Kämpfer als du. Wenn, dann musst du mich irgendwie

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