Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
zwischen den zwei Ladeflächen mit seinem Rücken und sperrte damit alle neugierigen Blicke ebenso sicher aus wie eine Zellentür.
    Hinter seinem Rücken hörte Oba in der morgenfrischen Luft vorübereilende Marktbesucher lachend und schwatzend ihren Geschäften nachgehen. Andere, etwas weiter entfernt, stritten und verhandelten mit Händlern über den Preis irgendwelcher Waren. Pferde trappelten vorüber, begleitet vom leisen Klirren ihres Zaumzeugs, Hausierer liefen die Straßen auf und ab, priesen in hohem, leierndem Singsang die Vorzüge ihrer Waren an und versuchten damit Käufer anzulocken.
    Einzig Clovis gab keinen Laut von sich, wenn auch nicht ganz freiwillig. Der Straßenhändler hatte seinen verlogenen kleinen Mund weit aufgerissen, so als wollte er durchaus etwas sagen. Als Oba ihn mühelos von den Füßen hob und seine Augen ängstlich von einer Seite auf die andere rollten, war es zweifellos ein Hilferuf, der sich vergeblich einen Weg nach draußen suchte. Da er mit den Füßen nur ins Leere trat, versuchte er die kräftigen, um seinen Hals liegenden Finger zu lösen. Als er verzweifelt an der eisernen Faust der Gerechtigkeit zerrte, knickten seine schmutzigen Fingernägel ab, und seine Augen wurden so groß wie die Goldmünzen, die er Oba gestohlen hatte.
    Mit einer Hand stemmte Oba ihn gegen eine der schweren Holzkisten im Hintergrund und durchwühlte seine Taschen, ohne jedoch fündig zu werden. Clovis deutete verzweifelt auf seine Brust. Oba ertastete eine Wölbung unter mehreren Schichten zerfetzter Lumpen, riß das Hemd auf und sah seinen altbekannten dicken Geldbeutel an einer Lederschnur um den Hals des Diebes hängen. Er zerrte daran, so daß sich die Schnur in den Hals des Mannes grub, bis das Leder schließlich riß.
    Oba verstaute den Beutel wieder sicher in seiner Hosentasche. Clovis bemühte sich zu lächeln, eine reumütige Miene aufzusetzen, so als wollte er sagen, jetzt seien sie doch wieder quitt.
    Nicht mit Oba! Sein Kopf hämmerte vor unbändigem Zorn. Als er dem kleinen Kerl seine Faust in den Unterleib rammte, lief Clovis violett an. Oba verpaßte ihm einen wuchtigen Schlag in seine dreckige kleine Visage und fühlte, wie Knochen brachen. Dann ließ er seinen Ellbogen gegen den verlogenen, hinterhältigen Mund vorschnellen und schlug ihm sämtliche Schneidezähne aus. Unter wütendem Geknurr versetzte Oba dem kleinen heimtückischen Kerl in schneller Folge drei weitere Schläge. Jeder Schlag warf Clovis’ Kopf in den Nacken, bei jedem Aufprall seines Hinterkopfs hinterließ sein fettiges Haar einen Blutfleck auf den Kisten.
    Oba war wie von Sinnen. Er hatte die Schmach über sich ergehen lassen müssen, zum wehrlosen Opfer eines Diebes zu werden, der ihn für tot erklärt und zurückgelassen hatte. Er war von einer Riesenschlange angegriffen worden und wäre fast ertrunken. Althea hatte ihn verhöhnt und getäuscht und obendrein auch noch ohne seine Erlaubnis in sein Innerstes geblickt. Sie hatte ihn um seine Antworten betrogen, hatte ihn für seinen Versuch verdammt, etwas aus sich zu machen, und dann war sie auch noch gestorben, bevor er sie hatte umbringen können. Und er hatte einen langen Leidensweg in Lumpen durch die Azrith-Ebene hinter sich – er, Oba Rahl, praktisch ein Angehöriger des Herrscherhauses. Diese Schmach!
    Er war wütend, und das völlig zu Recht. Und er konnte kaum glauben, das Ziel seines gerechten Zorns endlich vor sich zu haben. Unter wütenden Flüchen ließ er dem mörderischen kleinen Gauner Gerechtigkeit widerfahren.
    Der Schweiß lief Oba in Strömen über das Gesicht. Keuchend drosch er unentwegt drauflos; seine Arme fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Als seine Kräfte nachzulassen begannen, wurde das Hämmern in seinem Kopf ebenso heftig wie das Hämmern seiner Fäuste. Es bereitete ihm zusehends Mühe, sich auf das Ziel seines Zorns zu konzentrieren.
    Der Boden war blutdurchtränkt. Was einstmals den Gauner Clovis ausgemacht hatte, war schon längst nicht einmal mehr entfernt zu erkennen. Sein Unterkiefer hing zertrümmert und vollständig ausgerenkt seitlich herab, eine Augenhöhle war komplett eingedrückt, mit den Knien hatte Oba ihm das Brustbein gebrochen …
    Plötzlich fühlte Oba, wie er an seinen Kleidern und Armen gepackt und nach hinten gerissen wurde. Als man ihn rückwärts zwischen den Wagen hervorschleifte, gewahrte er eine Menschenmenge, die sich zu einem Halbkreis formiert hatte – den Leuten stand der Schrecken ins

Weitere Kostenlose Bücher