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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich erneut die Bartstoppeln und besiegelte den Vertrag mit einem Nicken. »Ich werde Pete holen gehen.«
    Als die beiden zurückkamen, bemerkte Jennsen zu ihrer Freude, daß Pete seine Schnauze zur Begrüßung an Rustys Schulter rieb. Jennsen verspürte nicht die geringste Lust, sich ausgerechnet jetzt da ihnen die Gefahr so dicht auf den Fersen war mit zwei streitsüchtigen Pferden abplagen zu müssen, die beiden schienen jedoch recht gut miteinander auszukommen.
    Nach dem Fußmarsch versprach das Reisen hoch zu Roß und in eine Decke gehüllt eine willkommene Erleichterung. Das Pferd würde ihr helfen, sich warm zu halten, und machte die Aussicht auf die vor ihr liegende Nacht erträglicher. Für Betty, die sich gern von Dingen am Wegesrand ablenken ließ, nahmen sie einen langen Strick mit.
    Jennsen wußte nicht, was Sebastian für die Pferde samt Zaumzeug bezahlen mußte, es war ihr auch gleich. Das Geld stammte von den Mördern ihrer Mutter und würde ihnen zur Flucht verhelfen. Und allein darauf kam es an.
    Dem Stallmeister zuwinkend, der ihnen das große Tor aufhielt, ritten sie hinaus in die eiskalte Nacht. Die beiden Pferde, offensichtlich erfreut über die Aussicht auf Bewegung, schlugen trotz der späten Stunde auf der Straße ein forsches Tempo an. Rusty drehte ihren Kopf nach hinten, um sich zu vergewissern, daß Betty, die links von ihnen lief, Schritt hielt.
    Nicht lange, und sie hatten das letzte Gebäude hinter sich gelassen. Zarte Wolken jagten vor dem aufgehenden Mond dahin, trotzdem blieb noch genügend Licht, um die verschneite, durch die undurchdringliche Dunkelheit der Wälder zu beiden Seiten führende Straße in ein schimmerndes Band zu verwandeln.
    Plötzlich spannte sich Bettys Strick ruckartig. Jennsen, in Erwartung, Betty bei dem Versuch zu ertappen, einen jungen Sproß anzuknabbern, sah über ihre Schulter. Statt dessen hatte Betty steifbeinig die Hufe in den Boden gestemmt und weigerte sich weiterzugehen.
    »Betty!«, fuhr Jennsen sie an. »Los jetzt. Was hast du nur? Komm endlich.« Wegen ihres geringen Gewichts war die Ziege dem Pferd nicht gewachsen und wurde so gegen ihren Willen die Straße entlang mitgeschleift.
    Als Sebastians Pferd kurz darauf seitlich ausbrach und Rusty anrempelte, erkannte Jennsen den Grund des Ärgers. Sie waren soeben im Begriff, einen Mann zu überholen, der die Straße entlangging. Wegen seiner dunklen Kleidung hatten sie ihn am rechten Straßenrand, vor dem Hintergrund der dunklen Bäume, nicht bemerkt. Da Jennsen wußte, daß Pferde Überraschungen nicht mochten, tätschelte sie Rustys Hals und redete beruhigend auf sie ein. Betty hingegen, nach wie vor nicht überzeugt, nutzte die ganze Länge des Stricks, um ihn in weitem Bogen zu umgehen.
    Jennsen erkannte, daß es sich um den hünenhaften Blonden aus dem Gasthaus handelte, den Mann, der angeboten hatte, sie auf ein Glas einzuladen – den Mann, der ihrem Gefühl nach aus irgendeinem Grund eher in ihre Träume gehörte als in ihr Leben im Wachzustand.
    Jennsen ließ den Mann beim Überholen nicht aus den Augen; Sebastian und der Fremde tauschten im Vorübergehen einen kurzen Gruß. Betty hingegen lief, nachdem sie den Mann passiert hatte, voraus und zerrte an ihrem Strick, so als könnte sie es gar nicht erwarten, auf Abstand zu dem Mann zu gehen.
    »Grushdeva du kalt misht.«
    Jennsen entfuhr ein kurzes Stöhnen, bevor es ihr vor Schreck endgültig den Atem verschlug; sie wandte sich um und starrte den hinter ihr auf der Straße gehenden Mann mit großen Augen an. Es hatte so geklungen, als hatte er die Worte gesprochen. Aber das war unmöglich; die seltsamen Worte stammten aus dem Innern ihres Kopfes.
    Sebastian nahm von all dem keine Notiz, daher erwähnte sie es gar nicht erst, um nicht für verrückt gehalten zu werden.
    Mit Bettys Einverständnis trieb sie ihr Pferd an, ein wenig schneller zu gehen.
    Kurz bevor sie eine Biegung der Straße hinter sich ließen und außer Sicht gerieten, blickte Jennsen sich ein letztes Mal um. Im Mondschein konnte sie ganz deutlich sehen, wie der Mann sie angrinste.

13. Kapitel
    Oba war gerade damit beschäftigt, einen Strohballen vorn Heuboden hinunterzuwerfen, als er die Stimme seiner Mutter hörte. »Oba! Wo steckst du wieder? Komm sofort herunter!«
    Hastig kletterte Oba die Leiter hinunter.
    »Was gibt’s denn, Mama?«
    »Wo ist meine Medizin? Und deine Arznei?« Ihr wütender Blick wanderte über den Boden. »Wie ich sehe, hast du diese Schweinerei noch

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