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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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unbedingt zusammennehmen, Jennsen. Wenn Ihr anfangt zu laufen, werden die Leute den Grund dafür wissen wollen. Benehmt Euch einfach, als gingen wir hinunter, um ein Glas zu trinken oder der Musik zuzuhören.«
    Beschämt nickte sie erneut. »Ich schätze, diese Dinge liegen mir nicht besonders, das Weglaufen, wenn man mir so dicht auf den Fersen ist, meine ich. Ich war mein Leben lang auf der Flucht und mußte mich verstecken, aber nicht so, nicht, wenn sie so nah sind, daß ich ihren Atem fast im Nacken spüre.«
    Er bedachte sie mit seinem freundlichen Lächeln. »Ihr seid in diesen Dingen ungeübt. Trotzdem bin ich wahrscheinlich noch keiner anderen Frau begegnet, die sich in einer solchen Lage so vorbildlich verhalten hätte. Ihr macht Eure Sache ausgezeichnet – wirklich.«
    Als sie und Sebastian sich ihren Weg durch die Menge und hinaus an die Luft bahnten, stieß sie mit einem kräftig gebauten Mann zusammen, der ihren Weg kreuzte. Sie blickte hoch in sein ansehnliches Gesicht, erinnerte sich an ihn, derselbe Mann, den sie vor gar nicht so langer Zeit auf der Straße zu Latheas Haus gesehen hatten!
    Er nahm zum Gruß seine Kappe ab. »’n Abend.« Dabei sah er sie grinsend an.
    »Guten Abend«, erwiderte sie. Sie zwang sich, zu lächeln und dabei glaubhaft und normal zu wirken, war sich allerdings nicht sicher, ob sie ihre Sache gut machte; er schien es jedoch überzeugend zu finden.
    Auch benahm er sich längst nicht mehr so schüchtern, wie sie dies zuvor bei ihm beobachtet zu haben meinte; sogar seine Körperhaltung, seine Bewegungen verrieten mehr Selbstsicherheit. Vielleicht tat ihr Lächeln, wie erhofft, seine Wirkung.
    »Ihr zwei seht aus, als könntet Ihr einen Schluck vertragen. Eure Nasen sind ganz rot vor Kälte. Darf ich Euch an einem so frostigen Abend zu einem Bier einladen?«
    Bevor Sebastian annehmen konnte, was, wie sie befürchtete, durchaus möglich schien, erwiderte Jennsen, »Vielen Dank, nein. Wir… haben noch etwas Geschäftliches zu erledigen. Trotzdem, das Angebot ist sehr freundlich von Euch.« Sie zwang sich abermals zu lächeln. »Vielen Dank.«
    Der Mann hatte eine Art, sie anzustarren, die sie nervös machte, und zwar vor allem deshalb, weil sie sich dabei ertappte, daß sie ihm ebenso unverwandt in seine blauen Augen starrte. Endlich gelang es ihr, den Blick abzuwenden, und sie strebte weiter Richtung Tür.
    »Kommt er Euch nicht auch irgendwie bekannt vor?«, raunte sie Sebastian zu und blickte sich noch einmal um.
    »Doch. Wir sind ihm vorhin schon mal begegnet, draußen auf der Straße, auf dem Weg zu Latheas Haus.«
    Bevor sie durch die Tür nach draußen trat, drehte sich der Mann noch einmal um, ganz so, als hätte er gespürt, daß sie ihn ansah. Als ihre Blicke sich trafen und er daraufhin lächelte, schienen die beiden für einen Augenblick ganz allein auf der Welt zu sein. Sein Lächeln war höflich, mehr nicht, und doch spürte sie, wie sie es kalt und schaudernd überlief, genau wie bei der leblosen Stimme in ihrem Kopf. Das Gefühl, das sich einstellte, sobald sie ihn ansah, hatte etwas beängstigend Vertrautes; irgendwas am Ausdruck seiner Augen erinnerte sie an die Stimme.
    Es war, als erinnerte sie sich aus einem unergründlichen Traum an ihn, den sie bis zu diesem Augenblick vollkommen vergessen hatte. Ihn zu sehen, im Wachzustand, war zutiefst… erschütternd.
    Sie war erleichtert, als sie in die menschenleere Nacht hinaustreten und sich auf den Weg machen konnten. Zum Schutz gegen den schneidend kalten Wind raffte sie die Kapuze ihres Umhangs eng um ihr Gesicht, während sie mit eiligen Schritten im Schnee die Straße entlang liefen. Die Kalte brannte ihr auf den Oberschenkeln; zum Glück war es nicht weit bis zum Stall, auch wenn sie wußte, daß sie dort nur kurz verschnaufen konnten. Es würde eine lange, kalte Nacht werden.
    Während Sebastian den Stallmeister wecken ging, zwängte sich Jennsen durch das Scheunentor. Eine von einem Balken herabhängende Lampe spendete genug Licht, so daß sie sich zu dem Verschlag vortasten konnte, wo man Betty angebunden hatte. Sie begrüßte Jennsen mit einem herzzerreißenden Meckern, als hatte sie befürchtet, man könnte sie dort für immer zurückgelassen haben. Ihr aufgerichteter Schwanz wedelte fröhlich, als Jennsen sich auf ein Knie niederließ und der Ziege die Arme um den Hals schlang. Schließlich erhob Jennsen sich wieder und strich ihr mit der Hand über die seidenweichen Ohren, eine Berührung, die

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