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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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sich und wandte sich dem Wald zu. »Ich muss meine Reise unmittelbar fortsetzen! Diese Verzögerung hat das Land viel gekostet«, sagte er und bedachte den Kommandanten mit einem zornigen Blick.
    Silje hörte ein Murren hinter sich und drehte sich um. Da stand der Henker und starrte sie mit hasserfülltem Blick an. Er versuchte nicht im Geringsten, seine Enttäuschung zu verbergen.
    Silje aber atmete leise auf. Der Kommandant hatte ihren Worten geglaubt.
    Es war ein Glück für sie, dass die Knechte des Landvogts von den Vorgängen am dänischen Hof keine große Ahnung hatten. Sonst würden sie sich wahrscheinlich gewundert haben, dass der vom König betraute Gesandte Norweger war und unmissverständlich im Dialekt von Trendelag sprach.
    Fredrik II. war ein ziemlich gerechter König, aber ein sonderliches Interesse an Norwegen besaß er nicht. Er war 1548 zuletzt im Land gewesen, damals noch als Thronfolger – aber nie als König. Stattdessen versahen die Lehnsmänner – auch Lehnsherren genannt – seine Aufgabe, und so war es schon seit 1537, als Norwegen unter dänische Herrschaft gekommen war. Der jetzige Lehnsmann in Trondheim hieß Jacob Huitfeldt. Sollte sein Vogt ihm je von Siljes Tat berichten, würde er wohl einen Tobsuchtsanfall erleiden.
So
unwissend durfte ein Kommandant einfach nicht sein.
    Silje aber wusste noch weniger. Sie war nur stolz darauf, dass sie einen so wichtigen Gesandten gerettet hatte.
    Die norwegischen Landvögte, denen die Dänen einen Großteil der Verwaltung überließen, wurden von der Bevölkerung bis aufs Blut gehasst. Die Steuern waren fürchterlich, feste Abgaben wurden herausgepresst, man wog die Produkte der Bauern mit falschen Gewichten und zwang sie, ihre Waren weit unter Marktpreis zu verkaufen. Überdies mussten sie Unmengen an »Geschenken« liefern. Zusätzlich erpresste Ausbeute wanderte direkt in die Taschen des Landvogts.
    Natürlich führten diese Zustände zu Aufruhr. Der Fehler aber war, dass alle Aufrührer sich nur auf ihren örtlichen Bereich beschränkten und dadurch nie größere Bedeutung erlangten. Als vor sechs Jahren der für den Bezirk Trondheim zuständige Lehnsmann Ludvig Munk die Bauern zu sehr ausgepresst hatte, war Rolf Lygne deren Anführer gewesen. Nun war es, soweit Silje wusste, ganz still im Bezirk. Aber was wusste Silje denn schon...
    Ihr Herz pochte vor Glück über die Rettung dieser Offenbarung von einem Mann. Verstohlen warf sie in stiller Bewunderung aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihn.
    Sobald sie am Waldrand angelangt waren, begab sich der schöne junge Mann schleunigst zwischen die Bäume. Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihnen ein gewaltiger Schatten entgegenkam.
    »Verdammter Idiot!«, zischte der Mann im Wolfspelzmantel und schlug dem Grafen ins Gesicht. Der Jüngling lief gebeugt weiter in den Wald hinein.
    »Ihr schlagt Euren Bruder?« Silje war ganz entsetzt.
    »Er ist nicht mein Bruder.«
    »Aber Ihr habt doch gesagt
    »Was sollte ich denn tun?«, sagte er kurz. »Mit der ganzen Erklärung rausrücken? Dazu war keine Zeit.«
    »Es gefällt mir gar nicht, dass Ihr mich belegen habt«, sagte Silje finster, während sie die Lederfetzen entgegennahm und wieder um die Füße schnürte. Den Säugling hatte sie auf dem Boden abgelegt, weil es ihr unmöglich erschien, ihn diesem Menschentier anzuvertrauen.
    Seine Stimme war heiser und hart. »Ich war gezwungen zu lügen. Der Mann musste gerettet werden, sonst hätte er uns alle verraten, so viel Angst, wie er vor Schmerzen hat. Außerdem brauchen wir ihn.«
    Silje wunderte sich im Stillen, wer mit »wir« gemeint sein mochte.
    »Dann seid Ihr also kein Graf? Und auch keine Brüder?«
    »Das kann er kaum sein«, lachte er still im Dunkeln.
    »Was? Aber ich habe Euren Worten geglaubt. Ich war sicher, einen Kurier des Königs zu retten.«
    »Das solltest du auch glauben. Sei nicht so naiv, Silje! Das kann dich sowohl die Tugend als auch die Ehre kosten – ganz zu schweigen von deinem Leben.«
    Es gefiel ihr nicht, wie er das sagte und dabei eine derart sinnliche Kraft ausstrahlte, die sie beinahe als Qual empfand.
    »Oh, um die Tugend habe ich keine Angst«, sagte sie und erhob sich. »Für die habe ich viele Male gekämpft, und immer habe ich gewonnen.«
    Ihre Worte schienen ihn zu beruhigen. Sie hörte es an seinem Tonfall, als sie ihm den Samtumhang reichen wollte. Er wollte ihn nicht annehmen.
    »Du hast dafür bessere Verwendung als ich. Und... die Kleider des

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