Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund
Ihr wohl, würde König Frederik dazu sagen?«
Der Kommandant schaute sie noch immer mit verachtungsvollen Blicken an. »Und was ist seine so bedeutungsvolle Mission hier oben, wenn ich fragen darf?«
»Nein, wisst Ihr was? Glaubt Ihr, mein Mann würde das verraten? Nicht einmal mir! Er ist seinem König so treu ergeben, dass er noch nicht einmal den Brief vorzuzeigen bereit ist und lieber stirbt. Und wegen dieser Ergebenheit wollt Ihr ihn töten!«
»Den Brief?«, lachte der Kommandant. »Er hat keinen Brief bei sich. Und woher wisst
Ihr,
dass er jetzt einen Brief dabeihat?«
»Weil er ihn immer dabeihat. Und ich selbst habe die geheime Tasche in seine Kleider eingenäht.«
»Wir haben ihn durchsucht.«
»Nicht gründlich genug.«
Silje drehte sich blitzschnell von ihnen weg zu dem gefesselten Mann um, und, den Brief in ihrer Hand versteckt, tastete sie sich hinter seinen Gürtel, bis es ihr gelang, den Brief im Hosenbund zu verstecken. Sie nestelte noch ein wenig daran herum, weil das Kind, das sie im Arm hatte, im Weg war, aber die Zeit war knapp, sodass das arme Kind sich damit abfinden musste, etwas fest gedrückt zu werden.
Der Gefangene protestierte wild. »Cecilie, das werde ich dir nie verzeihen!«
Die Folterknechte belauerten sie wie Habichte, Silje aber riss mit einem Ruck den Hosenbund entzwei und »fand« den Brief.
Der Kommandant riss ihn ihr aus der Hand.
»Wagt es ja nicht, Seiner Majestät Siegel zu brechen !«, brüllten der Graf und Silje wie aus einem Munde.
»Selbstverständlich werden wir das nicht tun«, antwortete der Kommandant steif.
Er starrte prüfend das Siegel an und drehte und wendete den Brief.
»Der ist echt«, sagte er kurz mit schlecht verhohlener Enttäuschung.
Dann wandte er sich seinen Männern zu. »Wer hat behauptet, dass das Heming der Vogtmörder ist?«
Die anderen schoben einen Henkersknecht vor.
»Ich hätte schwören können, dass...«, begann dieser.
»Wie gut kanntest du den Vogtmörder?«
»Ich habe ihn einmal gesehen.«
»Aus der Nähe? Mit ihm gesprochen?«
»N-nein. Ich habe ihn von oben gesehen. Er kam damals durch den Pass geritten. Aber ich sah das blonde Haar. Und das Gesicht. Er sah aus wie dieser Mann, Herr Kommandant.«
»Sah so aus? Ist das alles, was du weißt?«
Der Henkersknecht wand sich vor Verlegenheit. Er hatte keine Antwort parat.
Ein großer Schatten hatte seit Langem wie eine Bedrohung neben Silje geschwebt, sie hatte es aber nicht gewagt, zur Seite zu blicken. Nun jedoch warf sie einen raschen Blick dorthin – und sie konnte sich gerade eben noch auf den Beinen halten. Es war noch ein Galgen, und der war besetzt. Langsam baumelte an einem Seil ein Körper vor und zurück, und er drehte sich gerade jetzt um, sodass Silje sein Gesicht erkennen konnte. Sie unterdrückte ein Jammern. Unwillkürlich stellte sie sich so hin, dass das kleine Mädchen ihn nicht sehen konnte – das Kind aber schaute offen und treuherzig hoch zu der schrecklichen Gestalt am Seil. Es lachte sogar etwas, als fände es es lustig, dass der Mann dort baumelte. Sie begreift den Ernst der Lage nicht, dachte Silje erleichtert.
Der Kommandant in seiner stattlichen Montur, mit Kürass und weiter Kniebundhose, wandte sich an den Grafen. »Auch wir sind Männer des Königs. Warum habt Ihr uns nichts gesagt?«
»Spione und Verräter lauern überall. Dass der Brief nicht in falsche Hände kommt, ist wichtiger als mein Leben. Dann werdet Ihr wohl jetzt meine Hände losbinden
»Selbstverständlich.«
Er war frei und richtete sich steif auf. »Und nun werdet Ihr wohl zulassen, dass ich mit meiner Frau und meinen Kindern gehe und meinen Auftrag erfülle?«
Mit einem Ruck erwachte der Kommandant aus seinen Gedanken und gab ihm mit einer kleinen Verbeugung den Brief zurück.
»Wir bitten um Verzeihung, Herr Graf. Das Ganze war ein Missverständnis.«
Der Mann würdigte ihn keines Blickes. »Komm, Cecilie! Ich bin sehr enttäuscht von dir! Du hast mich verraten, und das ist ein schwerer Schlag für meine Ehre.«
»Eure Gemahlin hat vollkommen richtig gehandelt, Euer Gnaden«, sagte der Kommandant in einschmeichelndem Tonfall. »Eine liebevolle Geste, wie es sich einer Ehefrau geziemt. Und Ihr könnt Euch voll und ganz auf unsere Diskretion verlassen. Entzückende Kinder«, fügte er hinzu und streichelte dem Mädchen über den Kopf. Es war ihm offensichtlich daran gelegen, sich der Gnade des hohen Herrn zu versichern.
Der Gefangene nahm seine »Familie« mit
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