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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Freundin zu haben, ist wunderbar, aber mit den anderen habe ich so wenig gemein. Ich muss zugeben, dass ich mich oft eingesperrt fühle dass ich mich nach Freiheit sehne, wie offenes Land sie bietet. Und ich denke oft an Benedikt, Marie, Grete und den Knecht und mache mir wohl auch Sorgen um sie. Und ich denke an Charlotte von Meiden. Nicht daran, sie zu treffen, aber ich denke viel darüber nach, wie es ihr wohl geht, der armen Frau!«
    »Ja, das war ungefähr die Antwort, die ich erwartet hatte.«
    »Und du, Tengel? Bist du glücklich hier?«
    Er seufzte. »Seit ich dich habe, bin ich einigermaßen zur Ruhe gekommen, und es ist immerhin das Tal meiner Kindheit. Aber jetzt, da wir eins sind, kann ich ruhig zugeben, dass ich immer wegwollte, schon seit sehr langer Zeit. In mir steckt eine Ungeduld, verstehst du? Ich will etwas aus mir machen und nicht bis an mein Lebensende ein Bergbauer sein. Aber welche Möglichkeiten hat einer wie ich schon? Auch wenn die hohen Herren mich vielleicht nicht für einen Zauberer halten, dann holen sie mich sicher wegen meines Aussehens. Letztes Jahr haben sie einen Mann gehängt, nur weil er einen Klumpfuß hatte. Die haben gesagt, das sei ein Zeichen des Teufels.«
    »Oh nein, so etwas sollst du mir nicht erzählen, Tengel! Ich werde ganz krank vor Mitleid«, klagte sie.
    »Verzeih mir, ich werde es mir merken. Aber du verstehst, diese Ungeduld hat auch andere Gründe. Irgendetwas in meinem Inneren sagt mir, dass auf mich eine andere Zukunft wartet als die hier im Tal. Dass ich tatsächlich die Möglichkeit habe, etwas Großes aus mir zu machen.«
    Silje kroch näher zu ihm heran und schnupperte die Wärme auf seiner Haut. »Ist es so... dass du es
weißt!
So wie bei dem Bleiglasfenster?«
    »Ja, und das Seltsame ist, dass auch du...«
    »Warum sprichst du nicht weiter?«
    »Nein, es hat keinen Zweck, dir Flausen in den Kopf zu setzen.«
    Sie stützte sich auf die Ellenbogen und schaute im Dunkeln auf ihn hinunter. »Hör mal, Tengel...«
    »Ja, ja«, lachte er. »Auch du hast eine besondere Zukunft vor dir, von der wir nichts wissen können.«
    »Draußen?«
    »Sicher. Aber gerade jetzt kommt es mir zu gefährlich vor, dieses Tal zu verlassen.«
    »Wie viel du weißt!«
    »Im Grunde nichts. Nicht so viel wie Hanna. Sie kann am meisten sehen. Ich habe nur vage Vorahnungen, Intuitionen ab und zu. Und ich habe gelernt, denen nachzugehen. Nein, ich bin nicht so bemerkenswert.«
    Silje hatte an seinen Worten ihre Zweifel. »Eldrid hat erzählt, dass du in deiner Kindheit allerhand angestellt hast, Dinge, über die sie lieber nicht nachdenken wollte.«
    »Eldrid sollte lieber ihren Mund halten! Ja, ich erinnere mich, dass ich hin und wieder sehr wütend auf Leute werden konnte. Und dann stellte sich heraus, dass, wenn ich fest genug daran dachte, jemandem zu schaden... Was ist los, Silje? Warum zuckst du zusammen?«
    »Oh Tengel, ich wollte es dir eigentlich nicht erzählen! Aber einmal ist etwas auf Benedikts Hof mit Sol passiert.«
    »Was sagst du da?«
    Sie berichtete widerstrebend von Sols Zorn auf Abelones Sohn, als er gedroht hatte, sie alle zusammen vom Hof zu werfen. Wie schnell Sol da an der Tür gestanden hatte und wieder weggelaufen war, nachdem er sich geschnitten hatte. Von seiner Behauptung, dass Sol schuld sei. Und von ihren Augen, als Silje sie gefunden hatte.
    Sie spürte, dass Tengel ganz starr wurde. »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«, fragte er tonlos.
    »Ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen, denn ich habe es ja selbst nicht geglaubt. Was glaubst du?«
    »Was ich glaube?«, wiederholte er müde, wobei er ihre Hand so fest umfasste, dass sie knackte. »Genau das Gleiche habe ich als Kind auch gemacht. Ich fand es spannend
    »Aber du hast dich besonnen?«
    »Ja, und lass uns beten, dass Sol es auch tut!«
    Silje blieb liegen und sah zur Decke hinauf. Sol war ein ganz anderer Typ als Tengel. Sie hatte nichts von seinem gewissenhaften Verantwortungsgefühl. Sie war oft... böse. Bösartig. Aber sie war ja nur ein kleines Kind.
    »Wir sind ja jetzt zu zweit, Tengel«, sagte sie mit fester Stimme. »Zusammen werden wir schon damit fertig!«
    »Danke, lieber Gott, dass es dich gibt, Silje«, flüsterte er.

14. Kapitel
    Der Sommer kam, und das Tal des Eisvolkes zeigte sich Silje von seiner schönsten Seite. Nun entdeckte sie, wie unendlich schön es dort war, und sie lernte, die Berge, die Sonnenuntergänge, die Birken und den See zu lieben.
    Und sie

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