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Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde

Titel: Die Saga vom Eisvolk 05 - Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Sache anders zu sehen. Du weißt, wenn du jetzt einen Sohn zur Welt bringst - und dazu diesen anderen hättest… Ja, dann hätten unglaubliche Probleme entstehen können. In Bezug auf das Erbrecht und dergleichen. Auch wenn ich das erste Kind als mein eigenes anerkannt hätte.«
    »Ich verstehe«, nickte sie. »Das wäre gegen den anderen Sohn nicht recht gewesen. Der dein eigentlicher Erstgeborener gewesen wäre.«
    Cecilie wurde wieder heiterer Laune. »Also ist es doch das Beste, so wie es gekommen ist. Wenn es denn ein Junge wird.«
    »Laß es uns in Gottes Hand legen«, sagte Alexander. Seine Frömmigkeit war für sie immer wieder eine Überraschung. Der Herr war nicht immer so aufmerksam, wenn es um Alexander von Paladin ging. Sie sah nachdenklich aus. »Woran denkst du?« fragte er.
    Cecilie lachte auf. »Es hört sich zwar gotteslästerlich an, aber in dem Moment, als dieses Kind entstanden ist, da hatte ich ein solch seltsames, intensives Gefühl, daß etwas oder jemand in unmittelbarer Nähe war.«
    Alexander schaute sie verwundert und etwas amüsiert an. »Nicht Kolgrim, das weiß ich, denn er war ja bis weit in den Nachmittag bei Tarjei.«
    »Nein, ich kann es nicht erklären. Aber ich mußte dabei so unglaublich viel an die Hexe Sol denken. Sie muß dort gewesen sein, Alexander. Früher.«
    »So daß der Ort wie verhext ist, meinst du?«
    »Oder gesegnet. Ich bin ja schwanger geworden.« »Ja«, sagte er.
    Cecilie sprach ihre Gedanken nicht laut aus: Aber mit was für einem Kind? Eine Hexe des Eisvolkes bei der Empfängnis anwesend. Aufgezogen von Hanna, um den bösen Einschlag bei ihnen zu bewahren. Das verhieß nichts Gutes.
    Sie begegnete Alexanders Blick und erkannte, daß er genauso dachte.
    Er erhob sich und stellte sich hinter den Stuhl seiner Frau, wie um sie zu beschützen. Aber wie konnte er sie vor einem Angriff von innen bewahren?
    An einem kalten Februarabend des Jahres 1628 fuhr der Kutscher von Gabrielshus, was das Zeug hielt, um die Hebamme und den Feldscher zu holen. Denn plötzlich war Eile geboten.
    Neugeborene haben nun einmal die Angewohnheit, nachts zur Welt zu kommen. Mit so viel Aufhebens wie möglich!
    Inzwischen hatten Alexander und Cecilie so oft zwischen Sicherheit und Angst geschwankt, daß sie wie betäubt waren.
    Für die Frauen in der Familie des Eisvolkes war es schließlich ein Albtraum, mit einem vom Fluch befallenen Kind niederzukommen. Und Cecilies Kind schien recht groß zu sein.
    Sie hatte Alexander verboten, bei der Geburt dabeizusein. »Nenne mich schüchtern oder prüde oder was du sonst willst, aber diese Sache will ich am liebsten allein durchstehen. Oder fast allein.«
    Eine erfahrene Frau aus dem Gesinde war bei ihr, bis die Hebamme eintraf. Bis dahin war Cecilie schon mehrmals verzweifelt, die Geburt schien unmittelbar bevorzustehen.
    Doch das war eine Täuschung. Erst viele Stunden später war ihre Zeit gekommen.
    Da war auch der Feldscher in ihrem Schlafzimmer. Denn ihm gefiel der Verlauf der Dinge nicht…
    Alexander hörte plötzlich einen schmerzerfüllten Schrei von Cecilie. Bis dahin hatte sie überhaupt nicht geschrien, hatte die Schmerzen mit zusammengebissenen Zähnen ausgehalten.
    Dann war alles still. Allein die raschen Schritte der anderen waren zu vernehmen.
    Lieber Gott, betete Alexander. Lieber Gott!
    Und dann …Als hätte man ein rostiges Eisenrad in Bewegung gesetzt, entstieg der Stille ein jämmerlich quietschendes Schreien. Alexanders Herz hämmerte wie besessen.
    Mein Kind, dachte er und schluckte. Ein ganz neuer kleiner Mensch. Ein echter von Paladin.
    Und ich, der Wertloseste und am meisten verachtete von allen, habe dazu beigetragen!
    Er dachte an den Augenblick zurück, in dem Cecilie ihm ihren Verdacht anvertraut hatte, daß sie ein Kind, ihrer beider Kind, erwartete. Er hatte es gleichsam nicht glauben können, er hatte sich immer eingebildet, aufgrund seiner früheren Neigung unfähig zur Zeugung eines Kindes zu sein. Vor allem nicht nach der langen Lähmung seines Unterkörpers. Danke, lieber Gott, für das Wunder! Ob ich wohl hineingehen kann? Nein, Cecilie hat es mir verboten. Aber es ist doch überstanden!
    Warum sind sie so still? Nur das Kind schreit, sonst ist alles still. Oh, Gott! Sei barmherzig!
    Er mußte nicht länger verzweifeln. Die Tür wurde geöffnet, und die Hebamme kam heraus.
    Sie legte ihm ein eingewickeltes Paket in die Arme. Gott, was für ein federleichtes Bündel! Darin konnte doch kein kleiner Mensch

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