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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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fester. »Wenn ich dich in die Finger kriege …«
    »Die Gelegenheit dürfte bald kommen. Ich bin so nahe, dass ich den Schweiß auf deiner Stirn und die Angst in deinem Gesicht sehen kann. Du bist zum Greifen nah.«
    Karl bekam eine Gänsehaut auf dem Rücken. Er sah sich hastig um, doch bevor er ein weiteres Wort sagen konnte, riss ihm Brendan das Funkgerät aus der Hand.
    »Es reicht! Wir haben zu tun!«
    »Willie ist tot«, murmelte Karl erschüttert.
    »Das habe ich mitbekommen«, antwortete Brendan und nickte ernst. »Es tut mir leid, aber wir müssen weiter. Die Empfangshalle liegt direkt unter uns. Kommen Sie, aber geben Sie acht, wo Sie hintreten. Wir müssen vorsichtig sein, ohne Taschenlampe.«
    Karl folgte wie ein Zombie, während er mit Schuldgefühlen rang. Er sah Isabels Gesicht vor sich, wenn er ihr die Nachricht von Willies Ermordung überbringen würde. Sie würde ihn hassen, weil er ihren Mann da mit reingezogen hatte.
    »Reißen Sie sich zusammen!«, fuhr Brendan ihn plötzlich an und rüttelte Karl an den Schultern. »Sie werden zum Risiko. In Selbstmitleid können Sie sich später noch suhlen. Sie haben keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen. Kapiert?«
    »Ja.«
    Keine fünf Minuten später stand das Duo am Eingang der eindrucksvollen Empfangshalle.
    »Ist sie abgeschlossen?«, fragte Karl, der Brendan zusah, wie er mit den Händen über die Metallhaut der Tür strich.
    »Felsenfest. Ich kann die Scharniere sprengen, aber hier drin ist es so dunkel, dass ich nichts sehe. Ich muss eine Fackel nehmen. Dabei wollte ich beide für den Notfall aufheben.«
    »Was ist das für ein schwarzer Schatten, der da aus der Wand ragt?«
    »Hm?«, murmelte Brendan und sah, wohin Karl zeigte.
    »Da drüben, neben der Wand mit den Wasserrohren.«
    »Ich hoffe, es ist, was ich denke«, antwortete Brendan.
    »Und das wäre?«
    Brendan bückte sich vor dem klobigen Ding, holte ein Feuerzeug aus der Tasche und drehte die Flamme hoch. »Ein Notstromgenerator«, antwortete er und zog an der Tür.
    Die Tür des Generators ließ sich problemlos öffnen.
    »Funktioniert er?«
    »Wurde kürzlich geschmiert«, antwortete Brendan und drückte mit dem Finger auf einen Knopf aus grünem Glas. »Jemand hat ihn benutzt. Höchstwahrscheinlich Hannah.«
    Der Generator summte ein paar Sekunden unregelmäßig, dann verharrte er in tödlicher Stille.
    »Können Sie ihn reparieren?«, fragte Karl mit besorgter Stimme.
    »Ich versuche es«, sagte Brendan und drückte noch einmal auf den Knopf.
»Komm schon! Spring an!«
    Das sporadische Summen setzte erneut ein und schwoll langsam an, bis es zu einem konstanten Brummen wurde.
    Karl hielt den Atem an.
    Plötzlich gab der Generator ein Klicken von sich, dann erschien wie durch Zauberhand eine haarfeine helle Linie unter der Tür zur Empfangshalle.
    »Er funktioniert! Im Empfangsraum ist das Licht an. Gehen Sie in die Ecke da drüben – schnell«, befahl Brendan, holte ein winziges Stück Semtex aus dem Rucksack und befestigte es an einem Zeitzünder.
    Sekunden später kam er im Laufschritt zu Karl.
    »Kopf runter!«
    Die Explosion war schwächer als die erste, dennoch verspürte Karl einen schmerzhaften Druck auf den Ohren.
    »An den Mist könnte ich mich nie gewöhnen«, murmelte Karl, dessen Nerven blank lagen.
    »Niemand gewöhnt sich je daran«, erwiderte Brendan.
    Beide Männer warteten und sahen dem Staub bei seinem Tornadotanz zu. Zwei Minuten später legte sich der nunmehr nur noch harmlos kreisende Staub und gab den Blick auf ein klaffendes Loch frei, wo zuvor die Tür Wache gestanden hatte.
    »Bleiben Sie hier«, befahl Brendan. »Wir wissen nicht, was in …«
    »Versuchen Sie doch, mich aufzuhalten«, zischte Karl und drängte sich an Brendan vorbei. »Versuchen Sie es …«
    Sekunden später traten beide Männer ein, und Karl sah sich um.
    Er riss schockiert die Augen auf.
    Der Boden war aufgerissen und von Schutt übersät. Überall lagen leere Verpackungen verstreut; in einer Ecke standen Milchflaschen mit schimmeligem, kobaltblauem Inhalt. Zum sauren Geruch der Milch gesellte sich ein Beigeschmack von Exkrementen und Pisse, der in den Augen brannte. Schäbige Kleidungsstücke bedeckten den Boden wie ein Gobelin unheimlicher Farben.
    Brendan nahm einen kleinen Backstein, bückte sich und fischte in den Trümmern, als suchte er nach Hinweisen. Er hob etwas empor, betrachtete es und spreizte es wie die Schwingen eines toten Vogels. Es war ein Büstenhalter, schlicht im

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