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Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
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zwei Häftlinge«, sagte Brendan als Erklärung.
    »Ist es hier immer so dunkel und feucht gewesen?« Karl sah Katies vor Angst verzerrtes Gesicht vor sich. Er verdrängte es rasch. Dafür war jetzt keine Zeit. Irgendwie musste er sachlich bleiben.
    »Sehen Sie diese Heizungsrohre an den Wänden?«, fragte Brendan. »Stellen Sie sich die so aufgedreht vor, dass Ihnen der Schweiß den Rücken runterläuft. Wie in einem drückend schwülen Dschungel. Das einzig Gute daran war, dass die Wärter auch gegrillt wurden. Sie hassten den Dienst im Tunnel. Nichts als Staub und unerträgliche Hitze.«
    Selbst im Halbdunkel sah Karl, wie die Erinnerung Brendan zum Grinsen brachte, während er fortfuhr.
    »Schon bald setzten die Wachen alles daran, nicht im Tunnel Dienst schieben zu müssen. Sie machten sich manchmal nicht einmal die Mühe, die Häftlinge auf dem Rückweg zu zählen.«
    »Ich nehme an, Sie waren einer der Häftlinge, die sie nicht gezählt haben?«
    »Ich habe fast zwei Jahre an dem Durchgang gearbeitet. Manchmal als anderer Häftling verkleidet. Manchmal war Geld erforderlich, dass einer der Wachen wegsah. Es ging so weit, dass ich manchmal derjenige war, der die anderen Häftlinge rüberführte.«
    »Da ist was«, sagte Karl, der die verunzierte Wand betrachtete. »Lange, rötliche Streifen.«
    »Sehen wie verschmiertes Blut aus«, antwortete Brendan und betrachtete sie eingehend im Licht der Taschenlampe.
    »Ich wette, diese Farb- und Betonflocken sind identisch mit denen unter Martinas Fingernägeln. Hier muss es sein.« Plötzlich schwärmten dunkle, haarige Spinnen über Karls Hände, der zu Tode erschrak. »Scheiße!«
    »Was?«
    »Spinnen. Hier wimmelt es davon – buchstäblich. Ich hasse Spinnen.« Plötzlich leuchtete das Bild eines kleinen Jungen, der sich in einer Besenkammer vor einem Monster versteckt, in der Dunkelheit von Karls Verstand auf.
    »Dies ist ihr Reich, Karl. Vergessen Sie das niemals. Wir sind nur Gäste. Außerdem habe ich oft Spinnennetze benutzt, um meine Grabungen hier zu tarnen und …«
    »
Psst!«,
zischte Karl und packte Brendan an den Schultern. »Hören Sie. Können Sie etwas hören?«
    Brendan legte den Kopf schief und spitzte die Ohren. »Hört sich an wie der Wind. Aber das ist unmöglich. Hier gibt es keine natürlichen Geräusche.«
    »Nicht der Wind. Etwas …
Lebendiges
 …« Das Geräusch hörte sich auf eine fast unterbewusste Weise bedrohlich und böse an, wie Krallen auf einer Schiefertafel. Das rhythmische Klickern machte Karl eine Gänsehaut; nicht zum ersten Mal kamen ihm nagende Zweifel.
    Katies Gesicht tauchte wieder auf. Er verdrängte es hastig.
    »Lassen Sie sich nicht einschüchtern, Karl. Dieses alte Gemäuer kann einen wirklich das Fürchten lehren. Jedenfalls ist
dort
die Metalltür, die zum Gerichtsgebäude führt«, verkündete Brendan und zeigte den Tunnel hinab. »Kommen Sie.«
    Das geheimnisvolle Geräusch beschäftigte Karl immer noch, während Brendan den Rucksack von den Schultern nahm.
    »Das Tor ist vollkommen verrostet. Es geht nie und nimmer auf«, sagte Karl, bestürzt über den Zustand, in dem sich die viktorianische Metalltür befand. »Wie um alles in der Welt soll Willie so ein Schloss knacken?«
    Brendan wühlte in seinem Rucksack und förderte mehrere, teils in wasserdichtes Papier gewickelte, Gegenstände zutage.
    »Willie könnte dieses Schloss trotz aller Erfahrung nicht knacken, Karl. Das erfordert unkonventionellere Methoden. Etwas … Flexibleres.«
    »Was ist das für ein Zeug, das Sie da kneten?«, fragte Karl und betrachtete das ziegelrote Stück gummiartiger Substanz, das Brendan in der Hand formte.
    »Semtex. Ein Plastiksprengstoff. Ausgesprochen fies und doppelt so stark wie TNT .«
    »Was?«
Karls Magen verknotete sich. »Haben Sie den Verstand verloren? Das wollen Sie doch nicht ernsthaft hier unten einsetzen?«
    »Haben Sie eine Alternative? ›Sesam, öffne dich‹? Diese Tür wurde seit Jahren nicht geöffnet. Glauben Sie allen Ernstes, dass man sie mit einem Schlüssel oder Dietrich aufbekommen würde? Darum haben die Bullen ihr auch keine Beachtung geschenkt.«
    »Aber … ist das auf so engem Raum nicht zu gefährlich? Wenn hinter dieser Tür ein Tunnel liegt, dürfte er mit ziemlicher Sicherheit …« Karl verstummte.
    »Einstürzen? Hinter dieser Tür ist kein Tunnel, sondern der Anbau des Gerichtsgebäudes.« Brendan schüttelte den Kopf. »Außerdem brauche ich nur eine winzige Menge, gerade genug, um

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