Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition)

Titel: Die satten Toten: Ein Fall für Karl Kane (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Millar
Vom Netzwerk:
Taschenlampe aus dem Rucksack und gab sie Karl. »Ich habe auch zwei Fackeln dabei, aber die heben wir uns für den Notfall auf.«
    »Wo fangen wir an?«, fragte Karl.
    »Das ist der einfache Teil. Am Ende des Flügels, in der ehemaligen Kantine linker Hand. Kommen Sie.«
    Der kreideartige Lichtstrahl der Taschenlampe geleitete sie und ließ ihre langen Schatten vor ihnen tanzen.
    In der Kantine fiel spärliches Licht durch eine eingeschlagene Fensterscheibe, sodass sie die Taschenlampen löschen konnten. Im Küchenbereich waren enorme Löcher zu sehen.
    »Das ist eine regelrechte Baustelle«, sagte Karl erstaunt. »Die Polizisten müssen Presslufthämmer eingesetzt haben.« Einen Moment lang verspürte Karl Schuldgefühle. Wilson hatte tatsächlich gründlich gearbeitet.
    »Das sind die Zugänge zu meinen alten Tunneln«, sagte Brendan mit einem Unterton von Stolz in der Stimme. »Acht, um genau zu sein.«
    »Alle Tunnel entstanden hier?«
    »Die meisten. Alles in allem waren es zwölf Tunnel. Bleiben noch vier zu überprüfen«, sagte Brendan und ging zu den sanitären Einrichtungen.
    Die Duschräume glichen einem Kriegsgebiet. Toiletten und Duschwannen zertrümmert; Rohrleitungen zu Knoten aus Metall verformt. Wasser aus undichten Zisternen hatte enorme Pfützen in den Mulden im Boden gebildet. Orangerote, rostige Streifen verliefen von Wasserhähnen und Duschköpfen zu den Abflüssen, nahmen auf dem Boden eine dunklere Färbung an und verschwanden in den dunklen Öffnungen.
    »Das nennt man in Gefängniskreisen eine Durchsuchung mit Vorschlaghammer und Feinkamm. Die Polizei hat ganze Arbeit geleistet«, sagte Brendan, der die Verwüstungen begutachtete. »Das muss man ihnen lassen.«
    »Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben«, stimmte Karl zu, dessen Magen sich in der Niederlage zu einer kalten Faust zusammenballte. »Die haben alles auf den Kopf …«
    Plötzlich ertönte unter statischem Knistern Willies Stimme in der Dunkelheit.
    »Karl?«
    »Ja, Willie?«
    »Da kommt jemand. Bleibt in Deckung …«
    »Scheiße!«, sagte Karl verzweifelt.
    »Ganz ruhig«, sagte Brendan. »Es führen mehrere Wege raus.«
    »
Raus?
Wer will denn
raus
? Meine Tochter ist irgendwo da
drin
. Glauben Sie, ich gehe ohne sie hier weg?«
    »Hören Sie, Karl, manchmal muss man eben den Rückzug antreten, damit man später …«
    »Kommen Sie mir nicht mit ihrer blödsinnigen Kriegsphilosophie! Sie können machen, was Sie wollen! Ich bleibe hier – und wenn ich hier jeden Dreckklumpen einzeln umdrehen muss …«
    »Karl? Hörst du mich?«
, ertönte Willies flüsternde Stimme wieder.
»Karl?«
    »Ja … ja, Willie. Ich höre dich«, sagte Karl.
    »Alles klar, Karl. Das war nur ein Spaziergänger. Wie läuft es bei euch?«
    »Alles … alles bestens, Willie. Du machst das großartig. Bleib wachsam.«
    »Ehrensache. Wir sehen uns bald … oder, over and out, wie es immer im Film heißt.«
    Das Walkie-Talkie verstummte.
    »Ich sagte doch, es sind zwölf Tunnel«, sagte Brendan. »Bis jetzt haben wir erst elf.«
    Karls Herz schlug einen Takt schneller.
    »Es gibt noch einen?«
    »Ich hoffe, er ist noch da.«
    »Wo?«, fragte Karl und versuchte verzweifelt, ruhig zu bleiben. »Ist es weit?«
    »Ein besonderer Korridor führt vom Gefängnis zum Gerichtsgebäude auf der anderen Straßenseite. Eine Sicherheitsmaßnahme, um Häftlinge direkt in den Gerichtssaal schaffen zu können.«
    »Und Sie haben da einen Tunnel gegraben, direkt unter der Crumlin Road?«, fragte Karl fassungslos.
    »Die Behörden waren dumm, fantasielos und arrogant. Sie hätten nie gedacht, dass ich die Frechheit besitzen würde, direkt unter dem Arsch des Richters zu graben«, sagte Brendan lächelnd. »Kommen Sie. Es sind gute zehn Minuten.«
    Fünfzehn – nicht zehn – Minuten später betraten Karl und Brendan den sicheren Korridor, der gemeinhin »der Tunnel« genannt worden war.
    Sie bewegten sich vorsichtig voran. Die alten Mauern um sie herum befanden sich in einem fortgeschrittenen Zustand des Verfalls.
    »Sieht extrem einsturzgefährdet aus«, sagte Karl und leuchtete die Wände mit der Taschenlampe an.
    »Jetzt wissen Sie, warum man von einer Gefängnisruine spricht«, sagte Brendan lächelnd. »Was immer Sie auch tun, niesen oder furzen Sie nicht.«
    »Verdammt eng hier«, sagte Karl, dem schien, als würden die rissigen Mauern ihn bedrängen. Der Geruch von Fäulnis und Nässe war allgegenwärtig.
    »Breit und hoch genug für drei Wachen und

Weitere Kostenlose Bücher