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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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ohne lebens-übergreifende Komponente. Kein Wunder, dass Grutz jetzt tot war.
    »Haben Sie vielleicht nachgeholfen, weil seine Gedankenwelt noch nicht bereit war, sich Ihren Weisheiten gegenüber zu öffnen ?« , machte ich ihm vor, wies ging.
    Spoden gackerte hysterisch und prustete Tee in die Luft. Einige Spritzer landeten auf meinem Hemd.
    »Zu köstlich. Hermanns Weg wurde im Buch des Lebens vorgeschrieben und hat sich erfüllt. Ich habe ihm die Möglichkeit geboten, seinem Leben eine Wendung zu geben. Nur die Liebe zählt«, zitierte er den Titel einer abgeschmackten Fernsehshow. »Ich umarme den ganzen Tag das Universum mit meiner Liebe, einer der Schritte ins Licht. Hermann hat nur abfällig darüber gelacht; du siehst, was er davon hatte«, schlich sich ein gehässiger Unterton in die Predigt.
    Unser erfüllendes Gespräch wurde von einem Gong unterbrochen.
    »Tritt ein, Angebetete, mein Yang, meine Venus«, jubilierte Bhagwan.
    Eine dunkelhaarige ausgemergelte Frau, etwa halb so alt wie der Guru, tänzelte in den Raum. Sie trug einen weißen Kaftan, der einen Blick auf ihren zierlichen Busen offenbarte.
    »Ich glaube, ich habe genug erfahren«, versuchte ich aufzustehen, doch die Lady war bereits hinter mir und drückte mich zurück aufs Kissen.
    »Geliebter Bhagwan, wen hast du heute eingeladen, damit ich ihn mit Liebe einhülle ?« , trillerte sie.
    »Einen Suchenden voller Sehnsucht, einen Jünger auf dem Pfad ins Licht«, sang Bhagwan. »Zeige ihm Deine Schönheit und vereinige Dich mit ihm, o holde Aphra .«
    Mit der einen Hand fixierte mich die Dame auf dem Polster, mit der anderen streifte sie ihr Gewand ab, so dass sie völlig nackt vor mir stand. Trotz der benebelnden Wirkung des Salbeirauchs befreite ich mich mit einer unwirschen Handbewegung. Aphra stolperte und fiel auf den Teppich. Katzengleich fuhr sie mit der Zunge über die Lippen und kroch auf mich zu.
    »Schnapp ihn dir, nur der ungebremste Sexus transformiert zur Liebe«, brüllte Spoden ekstatisch. Nichts wie raus. Ich ergriff eine Tasse und schüttete der Alten das Gesöff ins Gesicht. Sie schleckte sich über die Wangen und funkelte mich lüstern an. Die geschlossene Psychiatrie war im Vergleich zu diesem Tollhaus ein gutbürgerliches Familienidyll. Sie hechtete nach vorn und erwischte mich am Knöchel, worauf ich in die Räucherschale stürzte. Spoden klatschte in die Hände und tönte: »Lasst es raus, lasst es raus. Verschmelzt eure Körper .« Ich stieß ihn vor die Brust, fiel dabei aber direkt auf die Nackte. »Schlag mich fester, ich steh drauf«, stöhnte Phaedra durch die blutleeren Lippen. Als sie ihre Beutetour fortsetzen wollte, sprang ich auf und stürzte nach draußen. Hinter mir hörte ich Spoden irre kreischen und seine Gespielin wütend fauchen.
    An der frischen Luft atmete ich durch und ordnete meine Kleidung. Was war das denn gewesen? Nichts erfahren und fast vergewaltigt worden. Super Job, Nannen.
    Bisher hatte ich zwei Serapionsbrüder kennengelernt. Also noch fünf weitere, fiel ich wie betäubt und Selbstgespräche führend in den Autositz. Nun gut, schlussendlich gab es immer noch die Option, mir die Pulsadern aufzuschneiden.

4
    D reiundfünfzig Minuten vor 19:23 Uhr erreichte ich meinen Kotten, genügend Zeit also, noch etwas aufzuräumen. Schließlich erwartete ich Damenbesuch in Gestalt von Uschi Obermaier junior aka Cornelia Lienen. Geschmeidig einen Stapel gewaschener, aber ungebügelter Wäsche vom Küchentisch in die Abstellkammer transferiert, mit einem Handtuch die Möbelstücke, die es am dringendsten brauchten, vom gröbsten Staub befreit und das dreckige Geschirr in sauberes verwandelt. Anschließend den Kamin angezündet und eine mit Sternen bestickte Decke auf den Wohnzimmertisch drapiert; irgendwo hatte ich gelesen, dass die holde Weiblichkeit nicht auf Brandlöcher im Mobiliar abfuhr. Nach so viel schweißtreibender Arbeit gönnte ich mir eine Wechseldusche und schlüpfte in Jeans und ein langärmliges T-Shirt der Drei-Streifen-Marke in dezentem Grün.
    Als ich im Flurspiegel mein Ebenbild überprüfte, klopfte es an der Tür.
    »Immer nur herein, es ist offen .«
    Fast wäre ich hintenübergefallen, als Lienen über die Schwelle trat, denn sie hatte wenig Ähnlichkeit mit der Person, die ich schuftend im Garten gesehen hatte. Für die Lederkombi hatten einige Kühe ihr Leben lassen müssen, und der silberne Helm unter ihrem Arm ließ mich fast erblinden.
    »Sie fahren Motorrad ?« , fragte ich

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