Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
würde.
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Dieses Kind
Dieses Kind, ein kleines Mädchen, 3,2 Kilo schwer und 51 Zentimeter lang, wurde in einer kalten Dezembernacht im Jahre 1978 in der Entbindungsklinik Nr. 134 geboren. Ich ahnte schon die ganze Zeit, dass es ein Kind werden würde, das grundsätzlich und rücksichtslos alles überlebte. Es war ein ungewöhnliches Kind, das von Anfang an sehr laut schrie.
Mein Mann und ich, wir holten es mit dem Taxi ab, als es zehn Tage alt war. Unsere Tochter natürlich auch.
Das kleine Kind steckte in einer gefalteten Spitzendecke, die mit vielen rosa Schleifen umwickelt war. Das war damals so üblich. Mein Mann fotografierte uns: mich mit dem Kind auf dem Arm, daneben Sulfia mit einem Plastikstrauß, den man uns in der Entbindungsklinik fürs Foto zur Verfügung stellte, denn wo sollte man im Winter sonst noch Blumen hernehmen. Das Gesicht des Kindes war kaum zu sehen, es blitzte klein und rot zwischen den Falten der Decke hervor. Ich hatte schon ganz vergessen, dass neugeborene Kinder so klein und so hässlich sind. Dieses da begann bereits im Taxi zu schreien und hörte genau genommen erst ein Jahr später damit auf.
Ich hielt es auf dem Arm und betrachtete sein Gesicht. Ich stellte überrascht fest, dass dieses vaterlose Baby keinem Erwachsenen, den ich kannte, so ähnlich sah wie mir. Es war, entgegen dem ersten Eindruck, doch nicht einfach nur hässlich. Ich betrachtete es eingehend und stellte fest, dass es eigentlich ein schönes kleines Mädchen war, vor allem, wenn es schwieg.
Zu Hause packten wir es aus und legten es auf das Bett. Das Mädchen hatte kleine feste Muskeln und kräftig rote Haut.Sie strampelte mit ihren winzigen Armen und Beinen, und das Bett zitterte unter ihr. Dazu schrie sie ununterbrochen.
Klavdias neugieriges Gesicht erschien im Türspalt: »Oh, wie süß! Schon zu Hause? Herzlichen Glückwunsch! Alles Gute zum Nachwuchs! Habt ihr es schon gefüttert? Das ist ja nicht zum Aushalten.«
Sulfia setzte sich in den Sessel und lächelte wie im Delirium. Mein Mann beugte sich stirnrunzelnd über seine erste Enkelin. Ich hatte das Gefühl, irgendwas an ihr gefiel ihm nicht. Vielleicht suchte er die Züge seines Chefs in ihrem kleinen Gesicht.
»Wie heißt er eigentlich?« fragte Klavdia von der Tür aus.
»Das ist eine SIE!« rief ich so laut, dass das kleine Mädchen für einen winzigen Augenblick aufhörte zu schreien und mich erstaunt ansah. »Eine SIE! Wir haben eine Enkelin!«
»Meinetwegen, und wie heißt es?« fragte Klavdia.
»Aminat«, sagte ich. »Sie heißt Aminat.«
»Wie?« fragte Klavdia, die meine Tochter Sulfia, die sie von klein auf kannte, hartnäckig Sonja nannte und mich Rosa, was immerhin von Rosalinda kam. Wir hatten einfach schöne Namen, damit kamen andere nicht zurecht.
»Also Anna, Anja«, korrigierte mich Kalganow, der immer so sein wollte wie die anderen.
»Aminat«, wiederholte ich. Ich fand, das war gar nicht so schwer zu behalten. Meine Enkelin würde Aminat heißen wie meine Großmutter, die in den Bergen aufgewachsen war, ich würde sie, vielleicht als Einzige, immer bei ihrem Namen nennen, ungeachtet dessen, dass sie in Krippe, Kindergarten, Schule,Universität und Fachlabor von da an und für alle Ewigkeiten einfach irgendeine Anja sein würde. Für mich würde sie Aminat sein, und ich begann bereits jetzt zu beten, dass sie irgendwann ein Leben führen durfte, in dem man nicht einfach so ihren Namen verhunzte.
»Sie heißt Aminat Kalganova«, sagte ich, und Klavdias missbilligendes Gesicht verschwand hinter der Tür, und mein Mann griff sich an den Kopf und sagte, »Das ist ja nicht zum Aushalten, geht es jetzt die ganze Zeit so weiter?«, und meine Tochter Sulfia erwachte aus ihrer Starre und sagte: »Ich hab so einen großen Hunger, Mutti.«
Das kleine Mädchen, das ich nach meiner im Kaukasus geborenen Großmutter Aminat genannt hatte, stellte mein Leben auf den Kopf. Alles war anders geworden. Sulfia nahm die Geburt ihrer Tochter zum Anlass, um endlos zu schlafen und ebenso endlos zu essen. Sie hielt sie zwar gern auf dem Arm und verzog sie damit, aber zu was Besserem war sie nicht zu gebrauchen. Sie erwies sich als nutzlos, wenn das neue Mädchen Hunger hatte. In der Nacht schlief Sulfia zu fest und überhörte die spitzen, jämmerlichen Einsamkeitsrufe und die zornigen, kräftigen Hungerschreie.
Ich lag hinter der Wand und hörte das kleine Mädchen weinen. Ich wusste genau, was ihr fehlte, ich hörte es nach den ersten
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