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Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche

Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche

Titel: Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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auf ihre vielen Fehler hinzuweisen. Ich wollte ja schließlich, dass sie sich besserte.
    Was aber jetzt passiert war, das konnte ich nicht mehr hinnehmen. Sulfia hatte das Kind gefährdet. Sie hatte es krank alleingelassen und war zur Arbeit gegangen, denn natürlich hatte sie es nicht geschafft, einen neuen Kindergartenplatz für sie zu finden. Sie hatte Aminat mit Windpocken angesteckt, die sie wahrscheinlich aus ihrem Krankenhaus mitgebracht hatte, denn sie verstand trotz ihrer medizinischen Ausbildung nichts von Hygiene.
    Meine Mission war: Aminat vor dem Verderben zu retten. Außer mir würde es ja auch sonst niemand tun. Für alle anderen Menschen auf dieser Welt war Aminat eine vernachlässigte, ungekämmte Rotznase. Es hätte nicht lange gedauert, und sie hätte auch noch Läuse und Geschwüre bekommen.
    Für mich stand also fest, Aminat bleibt bei mir.
    Nachdem ich Aminat gerettet hatte, traute sich Sulfia erst einmal nicht, bei uns vorbeizukommen. Sie rief nur dauernd an und schluchzte in den Hörer. Irgendwann sagte sie nichts mehr, rief aber weiter an. Das Telefon klingelte, doch sobald ich dran war, hörte ich nur ein Knacken. Das störte Aminat beim Mittagsschlaf, also stöpselte ich das Telefon aus.
    Ich schickte Kalganow los, um Aminat wieder in ihrem alten Kindergarten anzumelden, doch dies erwies sich als kompliziert. Das ging plötzlich nur mit dem Einverständnis der Mutter, denn sie hatte das Sorgerecht. Ich machte mir Gedanken, wie ich Sulfia von diesem Recht befreien konnte. Das wäre sicher besser für alle gewesen, für sie und für Aminat und vor allem für mich. Aber Kalganow sagte, so ein Verfahren würde ihm und mir am Arbeitsplatz schaden, denn dann würden alle erfahren, was für eine schlimme Tochter wir hervorgebracht haben. Ich gab Kalganow einen großen Strauß Gladiolen aus meinem Garten mit und sagte, er soll die Leiterin des Kindergartens damit beschenken und ihr ein Kompliment machen. Das Problem mit der Anmeldung war gelöst.

[Menü]
    Stethoskop, meine Süße
    Kaum hatte ich Aminat aus dem Wohnheim gerettet, nahm ich den Kampf gegen ihre Windpocken auf. Sie hatte große Pusteln, die sie wund gekratzt hatte und die sich dann entzündet hatten, im Gesicht und am ganzen Körper. Das Kind war eine einzige, eitrige Pustel, dabei war es mal so ein schönes Kind gewesen.
    Ich behandelte ihre Wunden mit Eichenrindensud und nahm es in Kauf, dass er Aminats komplette Bettwäsche versaute und meine dazu. Eichenrinde hinterließ braune Flecken, die sich nicht mehr auswaschen ließen.
    Aminats Wunden heilten dank meiner Behandlung rasch, und die Borken fielen ab. Und gaben den Blick frei auf das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nun konnte man sehen, welch tiefe Löcher die Pusteln in ihrer Haut hinterlassenhatten. Das habe ich sehr bedauert. Und es hat gedauert, bis ich wieder sicher war, dass es kein schöneres Kind auf dieser Welt gab als sie.
    Ich sagte den Erzieherinnen im Kindergarten, dass Aminats Mutter Schaden an ihrem Gehirn erlitten hatte und sich nicht mehr allein um Aminat kümmern durfte. Mir war es wichtig, dass Sulfia sie nicht noch einmal so perfide entführte. Die Erzieherinnen wollten eine Bescheinigung vom Arzt sehen. Ich ging erneut zu unserer Nachbarin Klavdia. Klavdia besorgte mir ein Papier, das bescheinigte, dass Sulfia sich nach einem Zeckenbiss nicht mehr im Alltag zurechtfand und dass jeder, der sie sah, verpflichtet war, ihr Hilfe zu leisten. Diese Bescheinigung war Gold wert: Keiner wollte sich von da an in Sulfias Nähe begeben.
    Sie kreuzte nämlich gelegentlich auf, am Maschendrahtzaun, der das Kindergartengelände umgab. Sie schaute zu, wie die Kinderchen schaukelten oder im Sandkasten buddelten. Sie sagte nie etwas und blieb auch immer auf der äußeren Seite des Zauns, trotzdem schnappte eine der Erzieherinnen Aminat und führte sie sofort ins Haus – dafür hatte ich gesorgt, mit Argumenten und Gladiolen.
    Als Sulfia mal wieder bei uns anrief, sagte ich ihr zur Sicherheit, wenn sie sich Aminat noch mal näherte, dürfte sie gleich ihre Sachen für die Klapsmühle packen. Aus meinem Munde klang so etwas äußerst glaubhaft.
    Aminat begann plötzlich zu reden. Sie war schon spät dran. Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht, ob sie nicht doch ein wenig geistig behindert war. Ich sagte ihr die Wörter vor, aber sie ignorierte alles, bis sie eines Tages ihren kleinen Mund aufmachte und einen ganzen Satz sagte: »Wann kommt doofe Opa von Arbeit?« Von da an

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